Das geht aus einer neuen Studie des ifo Instituts hervor. „Über 60 Prozent sind für Studiengebühren, die erst nach Abschluss des Studiums erhoben werden und nur dann gezahlt werden müssen, wenn das Einkommen der Absolvent*innen einen Schwellenwert übersteigt“, sagt ifo-Forscher Ludger Wößmann. „Dagegen lehnt eine knappe Mehrheit reguläre Studiengebühren ab.“
Nachgelagerte Studiengebühren finden 62,4 Prozent gut, nur 26,3 Prozent sind dagegen. Bei regulären Studiengebühren sind 45,1 Prozent dagegen, 44,0 Prozent dafür.
Hintergrund sind Überlegungen zur Gerechtigkeit. Nur ein Drittel der Befragten glaubt, dass sich auch Personen aus ärmeren Familien trotz regulärer Studiengebühren ein Studium leisten können. Bei nachgelagerten Gebühren verdoppelt sich der Anteil auf knapp zwei Drittel. „Die Deutschen halten nachgelagerte Studiengebühren für deutlich gerechter. Außerdem sind sie der Meinung, dass nachgelagerte Gebühren weniger Menschen vom Studium abhalten, die Studierenden in ihrer Fach- und Berufswahl weniger einschränken und ihr Verschuldungsrisiko verringern“, sagt Philipp Lergetporer, zuvor Forscher am ifo Institut und nun Professor am Global Center for Family Enterprise an der Technischen Universität München.
Eine höhere Zustimmung zu nachgelagerten Studiengebühren finden die Forscher in allen untersuchten Bevölkerungsgruppen. Besonders ausgeprägt ist der Unterschied in der Zustimmung zwischen nachgelagerten und regulären Studiengebühren bei regelmäßigen Wähler*innen, Eltern und Menschen mit Hochschulreife.
Um zu untersuchen, ob auch potenzielle zukünftige Studierende nachgelagerte Studiengebühren bevorzugen, wurden zusätzlich mehr als 1.000 Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren befragt. Während sich eine klare Mehrheit von 62,9 Prozent der Jugendlichen gegen reguläre Studiengebühren ausspricht, sind nur 46,3 Prozent gegen nachgelagerte Studiengebühren.
Die Befragten sind sich durchaus bewusst, dass nachgelagerte Studiengebühren wie die Aufnahme eines einkommensabhängig rückzahlbaren Kredits wirken. Das zeigt sich daran, dass es für die Ergebnisse unerheblich war, ob nach nachgelagerten Studiengebühren gefragt wurde oder nach „Studienkrediten“, die später zurückgezahlt werden müssen. Auch wenn die Befragten darüber informiert werden, dass ihre durchschnittlichen Antworten an die zuständigen Landtagspolitiker*innen weitergeleitet werden, blieben die Ergebnisse stabil. Dies zeigt, dass es keine Rolle spielt, ob die Befragten nur nach ihrer Meinung gefragt werden, oder ob ihre Angaben politische Konsequenzen haben.
Für die Studie wurden Umfrageexperimente in sieben jährlichen Umfragen des ifo Bildungsbarometers durchgeführt. Die über 18.000 Befragten sind repräsentativ für die erwachsene deutsche Bevölkerung.
(ifo)