In einer der knappsten Entscheidung der vergangenen Jahrzehnte hat der frühere Generalstaatsanwalt Yoon Suk-yeol in der Nacht zum Donnerstag die Präsidentenwahl in Südkorea gewonnen. Nach Auszählung von mehr als 99 Prozent der Stimmen erhielt Yoon von der Partei Macht des Volkes insgesamt 48,6 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen. Der Gegenkandidat Lee Jae-myung von der regierenden Demokratischen Partei vereinte 47,8 Prozent der Wähler auf sich. Damit wird die viertgrößte Volkswirtschaft Asiens in den kommenden fünf Jahren wie zumeist wieder von einem konservativen Präsidenten regiert. Zur Wahl waren in Südkorea knapp 44,2 Millionen Wahlberechtigte aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Die Wahlbeteiligung lag bei 77,1 Prozent.
Yoons Wahlsieg beendet die fünfjährige Regierung des amtierenden Präsidenten Moon Jae-in, der 2017 einen klaren Erfolg erzielt hatte, nachdem Präsidentin Park Geun-hye wegen Korruption abgesetzt worden war. Moons Amtszeit erweist sich nun als kurzes Interregnum der Demokratischen Partei. Einschließlich Yoon zählen drei der letzten vier Präsidenten zum konservativen Lager.
Als entscheidend für die Wahl am Mittwoch galt auch die Bewertung der jetzigen Regierung. Vor allem Skandale um ehemalige Regierungsvertreter und die galoppierenden Immobilienpreise hatten der Regierung um Moon stark zugesetzt. Davon profitierten die Konservativen, die bei der Wahl vor fünf Jahren noch eine deutliche Niederlage erlebt hatte.
Yoon Suk-yeo, der eher als politischer Neuling gilt, hatte einen aggressiven Wahlkampf geführt und immer wieder betont, dass er als Präsident Recht und Gesetz achten werde. Neben dem wirtschaftspolitischen Kurs in den nächsten fünf Jahren ging es bei der Wahl auch um den Umgang mit der kommunistischen Führung in Nordkorea, die Zusammenarbeit mit dem Bündnispartner USA und das schwierige Verhältnis von Südkorea zu Japan. Auch im Handelskrieg zwischen den USA und China sieht sich Südkoreain einer schwierigen Lage. Südkorea steht unter dem nuklearen Schutzschirm der Vereinigten Staaten, ist wirtschaftlich aber in großem Maße von der Ausfuhr nach China abhängig.
Infos zu Südkorea: www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/korearepublik-node
uwelehmann/ surpress