Wirtschaft

Federated Hermes: Scharfer Kurswechsel – aber das Zeitfenster der Fed könnte begrenzt sein

Marktupdate: Die Fed scheint gewillt zu sein, in den kommenden Monaten aggressiv vorzugehen und den Einsatz aller ihrer geldpolitischen Hebel zu verstärken

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Die Öl- und Aktienmärkte, einschließlich einiger der größten Technologietitel, gaben nach. Denn US-Anleihen wurden in Erwartung einer fiskalischen Straffung als Reaktion auf die hohe Inflation abverkauft.

Silvia Dall’Angelo, Senior Economist bei Federated Hermes Ltd:

„Das Sitzungsprotokoll der Fed vom März enthüllte einige Details ihrer bevorstehenden Pläne zum Abbau ihrer überhöhten Bilanz, die sich derzeit auf 8,9 Mrd. USD oder etwa 37 % des US-BIP beläuft. Das Protokoll bestätigte, dass die Bilanzkorrektur im Vergleich zu 2017-19 viel früher und in einem viel rascheren Tempo erfolgen wird. Es wurde zwar kein konkreter Starttermin genannt, aber die Diskussion deutete darauf hin, dass der Prozess bereits im Mai beginnen könnte. Darüber hinaus sieht die Fed einen monatlichen Maximalabbau von 95 Mrd. USD vor, was etwa doppelt so schnell ist wie in den Jahren 2017-19 und bedeutet, dass die Bilanz um mehr als 1 Mrd. USD pro Jahr reduziert wird.

Aus dem Protokoll geht auch hervor, dass die Inflationssorgen weiterhin im Mittelpunkt stehen und sich weiter verschärft haben. Dies spiegelt sich auch in der jüngsten Rhetorik wider, die von einigen dovishen FOMC-Mitgliedern, insbesondere von Lael Brainard, geäußert wurde. Die Fed scheint gewillt zu sein, in den kommenden Monaten aggressiv vorzugehen und den Einsatz aller ihrer geldpolitischen Hebel zu verstärken – nicht nur, dass die quantitative Straffung wahrscheinlich bald beginnen und sich in kurzer Zeit beschleunigen wird, auch größere Zinserhöhungen um 50 Basispunkte sind für die nächsten Sitzungen vorgesehen. Die Fed ist sich nun bewusst, dass sie der Entwicklung hinterherhinkt und bemüht sich, der sich zusehends verschlechternden Inflationslage Herr zu werden. Ihr Zeitfenster könnte jedoch begrenzt sein. Denn die Kombination aus einer neuen Runde kostentreibender Inflation (aufgrund des Krieges in der Ukraine) und fiskalischer und geldpolitischer Straffung könnte in Kürze zu einem Stagflationsszenario führen und die Fed in ein noch größeres politisches Dilemma stürzen.

Geir Lode, Head of Global Equities bei Federated Hermes Ltd:

„Die Öl- und Aktienmärkte, einschließlich einiger der größten Technologietitel, gaben nach. Denn US-Anleihen wurden in Erwartung einer fiskalischen Straffung als Reaktion auf die hohe Inflation abverkauft. Unterdessen schwankt das Vertrauen in die asiatischen Märkte, da die neuen COVID-19-Ausbrüche die Mobilität einschränken. Das Sitzungsprotokoll der US-Notenbank lieferte kleine Hinweise auf das Tempo der Zinserhöhungen. Viele Anleger sind jedoch der Meinung, dass die Fed der Entwicklung hinterherläuft und dass ihre Maßnahmen eher reaktiv als proaktiv sind. Infolgedessen wird es wahrscheinlich zu einer längeren Reihe höherer Zinserhöhungen kommen, als dies der Fall gewesen wäre, wenn die Fed bereits früher aggressiver vorgegangen wäre.

Unser firmeneigener Indikator für die Risikoaversion der Anleger ist nach wie vor fest im Risk-Off-Bereich verankert, so dass sich die Frage stellt, wie die Anleger in der aktuellen Marktsituation handeln sollten. Den Markt zu „timen“, um ein Investment in einen bestimmten Sektor oder Marktbereich zu suchen, hat sich für die meisten Anleger nicht als erfolgreiche Strategie erwiesen. Als langfristige Anleger sind wir nach wie vor der Meinung: Investitionen in nachhaltige Aktien mit einem breit gefächerten Exposure in Bezug auf Value und Growth werden bessere Anlagerenditen bringen.“

Chi Chan, Portfolio Manager – European Equities bei Federated Hermes Ltd:

„Selbst für diejenigen, die nicht direkt in der Ukraine/Russland investiert sind, zeigt eine Reihe von herabgestuften Prognosen von Unternehmen infolge von Problemen in der Lieferkette und einer Inflation der Produktionskosten, dass die Auswirkungen breitflächig zu spüren sind. Die drastisch gestiegenen Gas-, Strom- und Treibstoffpreise werden in den kommenden Monaten sicherlich die Ausgaben für den privaten Konsum einschränken. Dies hat sich bereits in den Indikatoren für das Verbrauchervertrauen niedergeschlagen. Der Druck, die Zinssätze zu erhöhen, wird dies noch verstärken.

Vor diesem Hintergrund werden verbraucherorientierte Unternehmen in den kommenden Quartalen wahrscheinlich ein langsameres Wachstum verzeichnen. Da die Bewertungsmultiplikatoren immer noch am oberen Ende der bisherigen Werte liegen, könnte sich dies als gefährliche Kombination für die Kursaussichten dieser Unternehmen erweisen. Das Ertragsrisiko ist nun auf allen Märkten deutlich sichtbar, da sich die Volkswirtschaften auf einen Wachstumsschock einstellen.“

Fraser Lundie, Head of Fixed Income – Public Markets bei Federated Hermes Ltd:

„Alle Augen richteten sich in dieser Woche auf die Zentralbanken, da wir weiterhin eine anhaltende Inflation in den USA beobachteten – gepaart mit Rezessionssorgen. Die Erwartung eines aggressiveren Zinserhöhungszyklus in Verbindung mit einer Bilanzverkürzung in den USA löste einen starken Ausverkauf bei US-Treasuries über verschiedene Laufzeiten hinweg aus.

Im Hinblick auf die geopolitische Entwicklungen in der Ukraine verhängten die USA weitere Maßnahmen, darunter ein Verbot neuer Investitionen in Russland. Und auch die EU erwägt ein neues Sanktionspaket. Die Sorge um eine Verlangsamung des chinesischen Wirtschaftswachstums aufgrund der anhaltenden Abriegelung des Landes führte ebenfalls zu einer schwächeren Performance der Schwellenländer. Vor diesem Hintergrund schnitten Euro-High Yields in dieser Woche besser ab als US-High Yields, während High Yield die Woche höher als Investment Grade beendete.“

Die hier vertretenen Ansichten und Meinungen sind die des Verfassers. Sie decken sich nicht zwangsläufig mit den in anderen Mitteilungen ausgedrückten oder wiedergegebenen Ansichten. Diese Mitteilung ist weder eine Aufforderung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf der darin erwähnten Wertpapiere oder Finanzinstrumente.

(Federated Hermes)

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