Die Nachfolge des britischen Premierministers Boris Johnson wird sich zwischen Ex-Finanzminister Rishi Sunak und Außenministerin Liz Truss entscheiden. Die beiden Politiker erhielten bei der Abstimmung in der konservativen Parlamentsfraktion die meisten Stimmen. Handels-Staatssekretärin Penny Mordaunt bekam die wenigsten Stimmen und schied mit nur acht Stimmen weniger als Truss aus dem Rennen aus.
Sunak erhielt 137 Stimmen und gilt vielen Beobachtern als Favorit. Allerdings ist der 42-Jährige, der auch die Mitte der Partei anspricht, intern umstritten. Vor allem der rechtskonservative Flügel um Truss wirft Sunak vor, für die größten Steuererhöhungen der vergangenen Jahrzehnte verantwortlich zu sein.
Außenministerin Truss kam auf 113 Stimmen, allerdings war sie in den bisherigen Wahlrunden stets auf Platz drei hinter der früheren Entwicklungshilfe- und Verteidigungsministerin Mordaunt gelandet, die lange als Liebling der Parteibasis galt.Mordaunt hatte sich als vehemente Verfechterin des Brexits einen Namen gemacht und erhielt viel Zustimmung von der Parteibasis. Als einzige verbliebene Vertreterin des sehr rechten Flügels könnte die 46-jährige Truss nun gute Karten haben.
Die Wahl des Johnson-Nachfolgers obliegt nun den rund 200.000 Parteimitgliedern. Sie sollen per Briefwahl entscheiden, damit am 5. September der oder die neue Parteivorsitzende benannt werden kann. Die Rolle beinhaltet dann auch das Amt des Regierungschefs oder der Regierungschefin. Die Abstimmung war nötig geworden, weil Amtsinhaber Johnson vor zwei Wochen nach unzähligen Skandalen unter massivem Druck seiner eigenen Regierung und Fraktion als Parteichef zurückgetreten war.
Die Herausforderungen, die auf die Nachfolgerin oder den Nachfolger warten, sind enorm: Vor allem der Druck durch die explodierende Inflation ist immens. Die Teuerungsrate liegt mit 9,4 Prozent auf dem höchsten Stand seit 40 Jahren, für den Herbst wird erneut ein deutlicher Anstieg der Heizkosten erwartet.
Dazu kommt parteiinterner Streit. Viele Parteimitglieder werfen Noch-Premier Johnson vor, er habe mit seinen ständigen Lügen und falschen Versprechungen das Vertrauen in die Tories untergraben. In Umfragen liegt die größte Oppositionspartei Labour in Führung, selbst in ihren Hochburgen erlitten die Konservativen jüngst erhebliche Pleiten.