So regt der neue Corporate Governance Code, der im Juni in Kraft tritt, an, Ertragsziele zu setzen und die strategischen Gründe für Überkreuzbeteiligungen darzulegen. Gleichzeitig animiert der „Japan Stewardship Code“ Investoren dazu, sich entschiedener für ihre Interessen einzusetzen. Nicht zuletzt sollen Steuerreformen den effektiven Kapitaleinsatz fördern. Tatsächlich zeigen diese Maßnahmen bereits Wirkung in Form gestiegener Aktienrückkäufe und höherer Dividenden. 2014 stieg das Dividendenvolumen mit 12 Billionen Yen auf einen neuen Rekordwert – das entspricht einer Verdoppelung der 2009 getätigten Ausschüttungen. Im Laufe der Zeit wird sich daraus ein stärker westlich-orientiertes RoE-Niveau sowie ein höheres Kurs-Buchwert-Verhältnis ergeben.
Bis dahin dürfte „Abenomics“ weiterhin Fortschritte machen, nicht zuletzt auch deswegen, weil Premierminister Abes Liberaldemokratische Partei (LDP) jetzt über stärkeren Rückhalt verfügt, um Strukturreformen durchzusetzen. Aus den Regionalwahlen im April ging die LDP als beherrschende Kraft in der gegenwärtigen politischen Landschaft hervor. Die in der aktuellen Legislaturperiode eingebrachten Gesetzesentwürfe zielen darauf ab, das Wachstum der japanischen Wirtschaft auf ein strukturell höheres Niveau zu heben.
Die Bank of Japan (BoJ) ist ihrerseits bereit, erforderlichenfalls am Markt zu intervenieren. Die Inflation ist bislang hinter den Erwartungen zurückgeblieben, daher hat die BoJ den voraussichtlichen Zeitpunkt für das Erreichen des Zielwertes von 2 Prozent von 2015 auf das erste Halbjahr 2016 verschoben. Ohne zusätzliche Lockerungsmaßnahmen könnten die Marktteilnehmer die Entschlossenheit der BoJ, dieses Ziel zu erreichen, indes in Zweifel ziehen.
Auch die Bewertung spricht für japanische Aktien. Der Risikoaufschlag auf japanische Aktien beträgt 4,8 Prozent. Das entspricht einer Standardabweichung von 1,6 vom Langfristdurchschnitt und liegt 0,5 Prozent über dem weltweiten Durchschnitt. Was das KGV betrifft, liegen die japanischen und europäischen Aktienmärkte in etwa gleichauf. Um Unterschiede bei der Sektorenzusammensetzung bereinigt, notieren japanische Aktien jedoch mit einem 12%igen Abschlag. Von insgesamt zehn Sektoren sind nur zwei – Versorger und Health Care – teurer bewertet als die Titel aus der Eurozone. Beim KBV sind japanische Werte sogar um 27 Prozent billiger, was allerdings auf die niedrigeren ROE-Niveaus japanischer Unternehmen zurückzuführen ist (6,8 Prozent ggü. 8,9 Prozent in der EWU). Wie beschrieben wird Japan unserer Auffassung nach aufgrund des sich strukturell ändernden Wirtschaftsverhaltens allmählich zu den anderen Regionen aufschließen.
Last but not least sind auch Preis- und Kapitalflussdynamik positiv. Insofern gibt es überzeugende Gründe, nicht nur an unserer Übergewichtung festzuhalten, sondern sie noch weiter auszubauen.
Von Patrick Moonen, Senior Strategist Multi Asset bei NN Investment Partners