Die Börsen hatten in den vergangenen Tagen gleich mehrere Großereignisse zu verdauen: Zunächst die nächste kräftige Zinserhöhung durch die US-Notenbank Federal Reserve um erneut 0,75 Prozent, dann die Midterm Elections und zu guter Letzt die US-Inflationsdaten. Damit ist es Zeit für eine kurze Einordnung der Ereignisse.
Vor allem das erste und das letzte der drei Ereignisse scheinen auf den ersten Blick Antipoden zu sein: Bei ihrer Pressekonferenz zu der jüngsten Leitzinserhöhung sorgte die Fed für einen erheblichen Stimmungsdämpfer. Der Fed-Vorsitzende Jerome Powell betonte, auch in Zukunft noch weiteren Spielraum für Zinserhöhungen über das zuvor kommunizierte Ziel hinaus zu sehen, eine Pause im Zinserhöhungszyklus sei noch weit entfernt. Die US-Aktienmärkte schlossen daraufhin tief im Minus, die Renditen stiegen an und Gold näherte sich erneut seinen Jahres-Tiefstständen.
Den emotionalen Kontrapunkt setzten dann eine Woche später die US-Inflationsdaten, die deutlich niedriger ausfielen als von vielen erwartet. Wichtige Aktienindizes – der DAX inklusive – schossen nach Bekanntwerden der Zahlen regelrecht durch die Decke. Viele Börsianer gaben und geben sich offensichtlich der Hoffnung hin, dass angesichts dieser Zahlen die Fed künftig dauerhaft den Fuß vom Zinspedal nehmen wird.
Wenn sich die Optimisten da mal nicht täuschen! Die Fed hatte sich nach ihrer letzten Sitzung ganz bewusst in der durchaus denkwürdigen Pressekonferenz alle Optionen offengehalten, auch für weitere Zinserhöhungsschritte. Und sie wird tatsächlich weiterhin alles, aber auch wirklich alles daransetzen, die Inflation dauerhaft und nachhaltig einzudämmen. Dies ist derzeit ihr erklärtermaßen zentrales Ziel. Jerome Powell und seine Mitstreiter werden sehr genau beobachten, ob sich die Partystimmung an den Börsen in den nächsten Wochen fortsetzt. Sollte dies der Fall sein, wird sie entschlossen dagegenhalten. Dabei wird sie sich von der Befürchtung leiten lassen, dass sich eine zu optimistische Stimmung auf die Verbraucher überträgt, damit auch die Konsumlaune (Weihnachten steht vor der Tür!) wieder steigt und auf diese Weise die Inflation neuerlich angeheizt wird. Und genau dies wird sie mit allen Mitteln zu verhindern suchen.
Eigentlich ist nicht viel passiert
Auch in Bezug auf den DAX bedeutet die Reaktion, die wir auf die US-Inflationsdaten gesehen haben, alles andere als eine Trendumkehr von einem Bärenmarkt hin zu einem Bullenmarkt. Daran ändert auch die von manchen Marktteilnehmern freudig begrüßte Überschreitung der 200-Tage-Linie nichts. In Wahrheit ist gar nicht viel passiert. Im Gegenteil: Die Erfahrung lehrt, dass die stärksten Tagesanstiege innerhalb eines Börsenzyklus während einer Bärenmarktphase erfolgen. Und genau dieses Phänomen ließ sich jetzt nach den US-Inflationsdaten beobachten. Niemand sollte sich täuschen: Die Inflationsbekämpfung ist und bleibt vorerst das zentrale Ziel von Fed und auch EZB.
Deswegen wird der US-Notenbank eine zu ausgeprägte Kauflaune nicht nur bei Anlegern, sondern auch bei Konsumenten eher ein Dorn im Auge sein. Die Tatsache, dass die Fed den durch ihren steilen Zinserhöhungszyklus angerichteten konjunkturellen Schaden unterschätzt und die wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit der US-Wirtschaft überschätzt, spielt dabei keine Rolle.
Hinzu kommt: Die Börsen sind nicht nur wegen der unsicheren Inflationsaussichten, sondern auch wegen der instabilen geopolitischen Lage in- und außerhalb Europas alles andere als über den Berg. Anlegern, die nicht weiterhin kühlen Kopf bewahren und besonnen handeln, kann schon bald nach den Silvesterfeierlichkeiten ein großer Kater drohen. Vor allem die größten Optimisten laufen Gefahr, umso geschockter sein, wenn die Zentralbanken zu Jahresbeginn das Zinspedal wieder durchdrücken. Anleger sollten sich bewusst sein: Wir sind und bleiben vorerst in einem Bärenmarkt. Wer dies realisiert, schützt sich vor bösen Überraschungen und kann sich unter bestimmten Voraussetzungen auch realistische Chancen auf Renditen eröffnen.
Vorerst dürfte die aktuelle Bärenmarkt-Rallye weitergehen. Eine Fortsetzung der nervenaufreibenden Bewegungen an den Kapitalmärkten steht uns allerdings definitiv ebenfalls in den nächsten Wochen bevor, die Volatilität bleibt weiterhin hoch.
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