Der irische Flughafen Shannon ist heute eines der wichtigsten Verkehrskreuze auf der grünen Insel. Doch noch bevor sich dieser Flugplatz zu internationaler Größe mauserte, war ein unweit auf der anderen Seite der langen Trichtermündung des Shannon River liegendes Hafenstädtchen das Tor zur Welt. Und zwar nicht nur für Irland, sondern für ganz Europa. Wie das alles mit seltenen Flugzeugtypen, einem heute populären Kaffeedrink und nicht zuletzt auch mit Hollywood zusammenhängt, erfährt man in Foynes Flying Boat Museum.
Die Ära der Flugboote
Schon bald nach Charles Lindberghs Pionierleistung des Nonstop-Fluges über den Atlantik stieg das Interesse an kommerziellem Personenverkehr immens an. Während man in Neufundland auf der amerikanischen Seite schnell einen Fixpunkt gefunden hatte, war zwar in Europa Irland als westlichste Landmasse logisch, der designierte Flughafen Shannon aber noch im Aufbau. Als Kompromiss erkor man den nahegelegenen Hafen Foynes als ideal – denn die zuverlässigsten und sicherste Flugzeuge für diese enorme Strecke waren damals Flugboote.
Um den Passagierverkehr so sicher wie möglich zu machen, wurde von Boeing ein eigener, luxuriöser Flugzeugtyp gebaut: die „Yankee Clipper“. Dieses gewaltige Flugboot konnte mehr als 20 Passagiere in rund 24 Stunden direkt von Irland in die USA befördern, für damals eine unerhört schnelle, wenn auch teure Beförderungsmethode. Ganze zwölf Stück dieser Giganten, die in dieser Kategorie nur noch von Howard Hughes‘ berühmter „Spruce Goose“ übertroffen wurden, beherrschten von 1939 bis 1945 die Lüfte. Mit Kriegsende änderten sich die Rahmenbedingungen jedoch schlagartig und die kurze Ära der „Yankee Clipper“ ging zu Ende. Leider ist auch keines dieser Flugzeuge mehr übrig.
Ein Klassiker wird geboren
Die Welt hat Foynes aber nicht nur ein interessantes Stück Technik- und Verkehrsgeschichte zu verdanken, sondern auch einen echten Kaffeehaus- bzw. Barklassiker: den Irish Coffee. Dieses optisch wie geschmacklich außergewöhnliche Heißgetränk wurde an einem unwirtlichen Abend im Winter 1943 von Koch Joe Sheridan im Flughafenrestaurant kreiert. Als nach einem mehrstündigen Flug bei schlechtem Wetter der Kapitän des Flugbootes beschloss, nach Foynes zurückzukehren und auf sicherere Bedingungen zu warten, verlangten die müden, frustrierten und teilweise auch frierenden Passagiere nach einem belebenden Drink. Sheridan vermischte starken Kaffee mit Zucker und irischem Whiskey und ließ für die bessere Präsentation die kühle Sahne auf das Kaffeeglas gleiten. Schnell sprach sich dieser kreative neue Drink herum und ist heute überall auf der Welt bekannt.
Die Hollywood Connection
Damit aber noch nicht genug der illustren Geschichte der kleinen Ortschaft im County Limerick. Denn die irische Schauspielerin Maureen O`Hara, eine der erste Leinwand-Göttinnen Hollywoods, nutzte die Flugbootverbindung von den USA in ihre alte Heimat und brachte so Glanz und Glimmer der Traumfabrik in die irische Provinz. Tatsächlich war sie auch an Bord, als im Oktober 1945 der letzte reguläre Flug einer „Yankee Clipper“ in Foynes abhob – pilotiert von Flugpionier , Linienpilot und ihrem späteren Ehemann Charles F. Blair Jr.. Und es ist auch der großzügigen Unterstützung der Diva zu verdanken, dass 1989 direkt im alten Flughafen- und Restaurant-Gebäude das Foynes Flying Boat Museum eröffnet wurde.
Hier wird die kurze, aber spannende Geschichte der transatlantischen Flugboote, aber auch die Erfindung des Irish Coffee höchst kompetent und anschaulich zelebriert. Prunkstück ist die begehbare, originalgetreue Replica einer „Yankee Clipper“, die einem einen gut begreifbaren Eindruck der Maschine vermittelt. Natürlich gibt es auch einen Workshop für den originalen Irish Coffee. Wie sagt man in Irland: Slaintè!
markushoeller/ surpress