Wissen Sie, was mit einem Frosch passiert, wenn er in einem Topf liegt, dessen Wasser langsam erhitzt wird? Ob nun Mythos oder nicht – ich selbst habe es nie ausprobiert und schon gar nicht mit einer ausreichenden Anzahl an Frosch-Probanden, um empirisch überprüfbar zu sein. Und das, obwohl ich in Frankreich lebe – gemeinhin ist das Verständnis, dass der Frosch, obwohl das Wasser immer wärmer wird, keine Fluchtversuche unternimmt, bis es schlussendlich so heiß ist, dass er gar nicht mehr rausspringen kann und jämmerlich zu Grunde geht. In der Wirklichkeit scheinen Frösche allerdings seit über 100 Millionen Jahren gar nicht so doof gewesen zu sein. Denn hätten Frösche kein Empfinden dafür, wann es für sie zu heiß, zu kalt oder zu trocken wird, gäbe es ja keine Frösche mehr: Sie wären alle schon verkocht, erfroren oder vertrocknet.
Als Metapher taugt der angeblich selbstzerstörerisch- träge Frosch trotzdem als lehrreiche Geschichte: Denn angesichts der immer offenkundigeren, aber trotz allem schleichenden Zerstörung unserer Lebensgrundlagen, darf sich jeder von uns selbst an die Nase fassen und hinterfragen, was in Anbetracht der Erderwärmung und dem viel bedrohlicheren (langsamen) Artensterben und dem Niedergang der Ökosysteme zu tun ist. Wir alle haben doch erkannt, dass die Ressourcen unserer Erde endlich sind und der Planet einige seiner Belastungsgrenzen schon überschritten hat. Die bisherige Gleichung unserer Wirtschaftsweise geht einfach nicht mehr auf. Und jeder heute nicht investierte Euro wird morgen zwei und übermorgen drei kosten.
Nun darf ich diese Kolumne für ein Magazin namens Mein Geld schreiben. Und was liegt da näher, als den Bogen zu (mehr) Nachhaltigkeit in der Geldanlage zu spannen? Die Berücksichtigung ökologischer Aspekte und selbst deren Verbesserung, was mittlerweile immer häufiger sogar als konkretes Ziel von Finanzprodukten formuliert wird, ist die zukunftsweisende Art der Geldanlage. Denn die Realwirtschaft macht sich nun endlich auf den Weg der Großen Transformation, und Kapitalmärkte übernehmen die Rolle ihrer Finanzierung.
Investmentfonds, die ihr Geld nachhaltig( er) anlegen, tragen zweierlei Rechnung: Sie investieren in Unternehmen, die besser mit den Chancen und Risiken der auf uns zukommenden ökologischen und sozialen Herausforderungen umgehen. Das sollte die Geldanlage resilienter machen. Gleichzeitig spielen die Auswirkungen, die Unternehmen auf Umwelt und Menschen haben, eine immer größere Rolle bei der Portfoliobestückung. Und diese Zweierlei-Rechnung ging sogar noch gut auf: Anlegende in Nachhaltigkeit mussten nämlich bislang im Durchschnitt längerer Anlagezeiträume keine Nachteile in Sachen Rendite-Risiko in Kauf nehmen und zahlen auch heute keine höheren Gebühren. Es gibt also abgesehen von einigen (dreisten) Ausnahmen keinen Bio-Apfel-Effekt.
Mit (mehr) Nachhaltigkeit in Ihrer Geldanlage machen Sie Ihr Vermögen krisenfester und nutzen den wichtigen Hebel der Kapitalmärkte für ökologische und gesellschaftliche Fortschritte. Dies ist mit einer konventionellen Geldanlage nicht so leicht möglich. Natürlich sollten Sie sich bewusst sein, dass die Finanzwirtschaft nur EIN Teil der notwendigen Transformation unserer Wirtschaftsweise ist. Die Realwirtschaft und wir alle als Konsumierende sind der viel wichtigere Teil, um zu zeigen, dass wir schlauer als der Frosch-Mythos sind. Es liegt also auch an jedem Einzelnen von uns!
ROLAND KÖLSCH