Versicherungen

Immer mehr Anleger setzen auf den Aktienmarkt. Nun auch die gesetzliche Rentenversicherung?

Die erste Säule der Altersvorsorge baut auf die gesetzliche Rentenversicherung und somit auf den deutschen Staat. Diese soll für die Bevölkerung Existenzsicherung im Alter bedeuten. Doch inwieweit kann man sich darauf verlassen? Im Jahr 2023 geht regulär der Jahrgang 1957 in die Regelaltersrente, in den kommenden Jahren folgen weitere geburtenstarke Jahrgänge. Diese Jahrgänge fehlen dann nicht nur als Fachkräfte auf dem deutschen Arbeitsmarkt, sondern auch als Einzahler der gesetzlichen Rentenversicherung. Hinzu kommt, dass die Geburtenrate in Deutschland weiterhin sinkt. Die Zahl der einzahlenden Arbeitnehmer kann die fälligen Altersrenten dann noch weniger tragen, denn auch die Lebenserwartung im Alter steigt stetig durch den Fortschritt in der Medizin. Das Problem des demografischen Wandels, welches in Deutschland in den letzten Jahrenzenten eher belächelt wurde, anstatt dem entgegen zu wirken und Alternativen zu schaffen. Da aktuell bereits fast ein Drittel des Budgets der gesetzlichen Rente aus Steuergeldern finanziert wird, steht die Zukunft der gesetzlichen Rentenversicherung infrage. Zuschüsse durch den Bundeshaushalt sollten nicht als dauerhafte Lösung gelten. Die deutsche Rentenversicherung muss modernisiert werden. Dazu der Vorschlag aus der Politik: „Generationenkapital“. Der Bund baut hierzu aus öffentlichen Mitteln einen Kapitalstock. 2023 sollen dazu zehn Milliarden Euro als Startkapital zur Anlage am Aktienmarkt genutzt werden. Hierbei soll aber nicht auf die höchstmögliche Rendite, sondern auf eine stabile und profitable Anlage gesetzt werden. Erste Entnahmen sollen dort 2037 oder später erfolgen.

DIE WAHL INNERHALB DER PRIVATEN ALTERSVORSORGE

In den letzten Jahren wurde die private Altersvorsorge von den Investment- Varianten revolutioniert. Bei einem aktuellen Garantiezins von 0,25 Prozent ist das nicht verwunderlich. Dazu eine Inflation, die im März 2023 bei 7,4 Prozent lag, welche für Unruhe sorgt und die Vorsorgebeiträge einschränkt. Im Vergleich dazu lag die Inflation in 2018 noch bei 1,8 Prozent. Mittelfristig wird vom Staat eine Inflationsrate von zwei Prozent angestrebt, um stabile Preise gewährleisten zu können.

Nicht nur während der Aufschubzeit wird die investmentorientierte Anlage immer beliebter, sondern auch während der Rentenphase. Somit rückt eine klassische Anlage immer weiter in den Hintergrund, welches auch den Rückgang der angebotenen Tarife im klassischen Bereich der Gesellschaften widerspiegelt.

So wird laut aktuellem Produkt-Scoring von ASCORE Analyse im Bereich der aufgeschobenen Rentenversicherungen mit laufendem Beitrag bei bereits 39 von 73 geprüften Tarifen die Option der investmentorientierten Rentenphase angeboten. Hier steht jeder Anleger vor der Qual der Wahl: Nimmt man lieber das Risiko des Kapitalmarktes oder das Inflationsrisiko in Kauf? In diesem Jahr ist die Inflation so hoch wie seit 1973 nicht mehr. Eine Besserung ist aktuell nicht in Sicht. Um eine mögliche Inflation auszugleichen, wird in der Rentenversicherung eine Beitrags- und Leistungsdynamik bei Vertragsabschluss angeboten. Hier werden in der Regel zwischen einem und fünf Prozent vereinbart. Dies bedeutet für die Anleger eine einst vereinbarte Dynamik, welche bei Abschluss für sinnvoll gehalten wurde, die aber über die Jahre oft zu hohen Anpassungen führt. Da wird in zwanzig Jahren aus einem Beitrag von einst 100 Euro monatlich bei einer Dynamik von fünf Prozent ein Beitrag von ca. 265 Euro monatlich. Dennoch sind sich Versicherungsund Anlageexperten einig: Gar nicht für das Alter vorzusorgen, ist keine Option. Auch das Warten auf den richtigen Einstiegszeitpunkt halten viele für eine Gefahr.

WARUM EIGENTLICH NUR LEBENSVERSICHERUNGEN ALS ALTERSVORSORGE?

Die Rentenversicherungen, sowohl privat als auch betrieblich, sind nicht die einzige Möglichkeit, um eine Altersvorsorge aufzubauen. Durch die Prägung der Fonds im Bereich der Lebensversicherung sind viele auch auf das Thema Fondssparplan gestoßen, eine weitere Anlage am Kapitalmarkt. Natürlich ist je nach Fondsauswahl das Verlustrisiko zu beachten, insbesondere da es keine Bausteine wie das Ablaufmanagement oder die automatische jährliche Umschichtung ins Sicherungsvermögen gibt. Hier sehen viele Anleger Vorzüge wie beispielsweise eine einfache Handhabung, kurzfristige Ein- und Auszahlungen sowie erwartungsgemäß hohe Renditen. Die Flexibilität steht, hier als Nutzen der Kunden, ganz klar im Vordergrund und macht es jedem leicht, auf mögliche finanzielle Engpässe im Leben zu reagieren. Etwas, was in den teilweise starren Strukturen der Versicherung fehlt und nicht ganz so schnell und leicht umzusetzen ist.

Im Fondssparplan lassen sich die Einzelfonds leicht überschauen. Wenn man sich hier der Anlagestrategie bewusst ist, kann ein Fondssparplan eine durchaus vorteilhafte Variante zum Vermögensaufbau und somit auch zur Altersvorsorge sein. Weiterhin ermöglichen sogenannte Robo-Advisor durch ein Algorithmen-basiertes System eine automatische Empfehlung und sogar automatische Umsetzung der Fondsverkäufe, einen einfachen Einstieg ohne tiefe Kenntnisse am Aktienmarkt.

Schlussendlich reicht die gesetzliche Altersvorsorge nicht aus, um einer Altersarmut vorzubeugen. Bereits vor Jahren hätte sich die gesetzliche Rentenversicherung ein Beispiel an unseren Nachbarländern nehmen müssen. In Norwegen profitieren die Rentner mittlerweile vom größten Staatsfonds der Welt. Aber es scheint so, als hätte die Politik in Deutschland verschlafen und wacht jetzt etwas zu spät auf, denn ein konkretes Vorhaben zur Lösung des Problems gibt es leider immer noch nicht. Somit ist jeder, der während der Rente seinen Lebensstandard halten möchte, daher auf eine professionelle und individuelle Beratung angewiesen. Hiermit ist es möglich, eine Kombination der verschiedenen Altersvorsorgebereiche sowie eine Anlage in verschiedene Fonds zu betrachten, zu kombinieren und eine stabile Rente aufzubauen.

NICOLE RODE

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