Betrachtet man es mal ganz nüchtern, so sind ETF-Fonds nichts anderes als aktiv gemanagte Fonds, die ein quantitativ gesteuertes Konzept verfolgen. Schließlich ist auch ein Aktien- oder Anleihen-Index nichts anderes als ein solches. Dies zeigt sich immer dann, wenn es zu einschneidenden Regeländerungen kommt. So wurde der DAX vor gar nicht langer Zeit von 30 auf 40 Unternehmen aufgestockt. Neu war auch die Regel, dass Unternehmen zur Aufnahme in den DAX Gewinne erzielen müssen oder dass insolvente Unternehmen (Wirecard lässt grüßen) sofort ausgetauscht werden dürfen. Kürzlich gab es auch für den amerikanischen Technologie- Index Nasdaq 100 eine einschneidende Neuregelung: Der Anteil der fünf größten Unternehmen im Index wurde auf 38,5 Prozent begrenzt (zuvor hatten Apple, Microsoft, Google, Amazon und Nvidia zusammen einen Anteil von knapp 47 Prozent am Index). Außerdem darf künftig kein Unternehmen mehr Gewicht im Index haben als 4,4 Prozent beziehungsweise das fünftgrößte Unternehmen des Index.
Der Vorteil von ETFs beschränkt sich damit auf zwei Punkte: Sie sind kostengünstig und können im Handumdrehen an der Börse ge- und verkauft werden. Letzteres ist für langfristig orientierte Anleger kein nennenswerter Vorteil. Die günstige Kostenstruktur ebenfalls nicht. Jedenfalls nicht für sich genommen. Denn wer käme schon auf die Idee, einen ETF zu kaufen, nur weil er kostengünstig ist? Schließlich verspricht der ETF aufgrund seiner Indexorientierung automatisch nur mittelmäßige Ergebnisse. Was also liegt näher, als zunächst die Leistungen der Fonds eines Segments, in welches man investieren will, zu vergleichen? Dabei ist neben der bisher erzielten Performance vor allem auch der Frage nachzugehen, mit welchem Risiko das Ergebnis erzielt wurde. Dieses kann man bereits an der Höhe der Verluste in Krisenphasen abschätzen.
Die Tatsache, dass die Mehrzahl der Fondsmanager den jeweiligen Index nicht schlagen kann, sollte dabei nicht verunsichern. Schließlich verwalten die wenigen Fonds mit überdurchschnittlich guten Ergebnissen viel mehr Volumen als die vielen Fonds mit unterdurchschnittlichen (teilweise sogar „unterirdischen“) Ergebnissen. Aber aufgepasst: Werden Fonds zu groß in Relation zur verfolgten Strategie, lassen die Leistungen oft nach. Die besten Ergebnisse kann man – so die Faustformel – mit Fonds erzielen, deren Volumen stärker wächst als der Durchschnitt. Und weil man nie sicher sein kann, dass gute Ergebnisse in der Vergangenheit auch künftig erzielt werden können, muss man vor allem eins beachten: Eine breite Streuung schützt das Depot vor unerwartet hohen Verlusten einzelner Fonds.
JÜRGEN DUMSCHAT