Sturm, Starkregen und extreme Hagelkörner von zehn Zentimeter Durchmesser – Sturmtief Denis hat ganze Schadensarbeit geleistet, vor allem in Südbayern. Wie funktioniert nun die praktischen Schadenregulierungen? Der Konzern Versicherungskammer, der bundesweit größte öffentliche Versicherer und siebtgrößte Erstversicherer in Deutschland, gibt Auskunft.
„Der Konzern Versicherungskammer geht aktuell für den Kumul Denis von Schadenaufwänden im dreistelligen Millionenbereich aus“, sagt Christian Krams, Leiter Konzern-Schaden und Vorstand BavariaDirekt.
Dabei wird es wohl nicht bleiben. Durch die noch bis Mitte September andauernden Sommerferien in Bayern verzögern sich die Schadenmeldungen noch. Zwischenbilanz: Bislang gingen bei der Versicherungskammer knapp 15.000 Schadenmeldungen durch Sturmtief Denis ein.
Was die Versicherungskammer bisher benennen kann: Gebäude-Sachschäden machen rund 85 Prozent, Kfz-Schäden etwa 15 Prozent aus. Darin enthalten, so der Versicherer, seien auch über 80 Großschäden mit einem Schadenvolumen im zweistelligen Millionenbereich. Für die Landwirtschaft liegen die Schadenschätzungen im mittleren einstelligen Millionenbereich.
Laut Christian Krams zeichne sich damit für den Konzern Versicherungskammer nach gut acht Monaten des Jahres 2023 eine „hohe Schadenbelastung ab“.
Bei den Kunden und Kundinnen vor Ort
„Unsere Schadenmanagerinnen und Schadenmanager sind im vollen Einsatz“, so Krams. So wurden zur raschen Regulierung vielfältige Unterstützungsmaßnahmen und Erleichterungen kurzfristig aufgesetzt.
Krams: „Aufgrund teilweise hoher Zahlen gemeldeter Kfz-Hagelschäden in lokal sehr eng begrenzten Gebieten haben wir mit unseren Dienstleistungspartnern mehrere Sammelbesichtigungszentren aufgebaut.
Als besonderen Service bieten wir unseren KundInnen an, Fahrzeuge direkt zum Wiederbeschaffungswert abzugeben, etwa wenn diese schwer beschädigt sind oder eine Reparatur nicht mehr wirtschaftlich ist. Bei Bedarf werden sofort Vorschusszahlungen an die Kunden geleistet.“
Dafür haben einige Mitarbeitende auch freiwillig ihre Urlaube abgebrochen und viele Schadenmanager werden auch an den Wochenenden im Einsatz sein. „Gerade bei Groß- und Landwirtschaftsschäden sind unsere Schadenexperten und Sachverständigen in der ganzen Region laufend vor Ort“, erläutert Krams.
Aufgrund des tagelang anhaltenden Starkregens nach dem Hagel von Sturmtief Denis, der viele Dächer schwer beschädigt beziehungsweise oft komplett abgedeckt hat (für die Aufnahme und Dokumentation der fast 400 beschädigten Hausdächer wurde eigens ein umfangreicher Drohnenflug durchgeführt), haben sich in den betroffenen Regionen auch die rund 100 Notdächer bezahlt gemacht, die den bayerischen Feuerwehren bereits im Jahr 2020 gestiftet wurden.
Laut Krams würden solche Extrem-Unwetter ob des Klimawandels zunehmend häufiger auftreten und können jeden treffen. Umso wichtiger, so der Leiter Konzern-Schaden und Vorstand BavariaDirekt, sei daher auch ein entsprechender Versicherungsschutz des Eigentums – bei Gebäuden sei neben dem Schutz vor Hagel und Sturm dabei auch eine Elementarversicherung sehr wichtig.
Urlaubsrückkehrer: Tipps für die Schadenmeldung und Dokumentation
Urlaubsrückkehrern rät er, entstandene Schäden dem Versicherer unverzüglich nach Kenntnisnahme zu melden – dies kann im Einzelfall aber auch erst nach Rückkehr aus einem Urlaub erfolgen. Dafür wurde eine zentrale, national kostenfreie Schadenhotline unter 0800/62 36 62 36 eingerichtet. Schadenmeldungen sind auch online möglich. Schäden sollten fofografiert und sofort Notmaßnahmen zur Minderung von Folgeschäden ergriffen werden.
Welche Schäden – welche Versicherungen?
Für Sturm- und Hagelschäden an Gebäuden und Hausrat kommen die Gebäude- und die Hausratversicherung auf. Bei beschädigten oder abgedeckten Dächern sind Folgeschäden wie durch eindringenden Regen ebenfalls versichert.
Die Wohngebäudeversicherung, etwa durch umgefallene Bäume, ersetzt die Wohngebäudeversicherung.
Versicherungen checken
Nach wie vor, so Christian Krams, sei Hausbesitzern oft nicht bewusst, dass ihr Gebäude nicht gegen alle Naturgefahren versichert ist. Viele hätten zwar eine Police für die Gefahren Feuer, Hagel, Sturm und Leitungswasser abgeschlossen.
Dennoch sind weniger als die Hälfte der Häuser in Bayern gegen Naturgefahren wie Überschwemmungen (auch Starkregen), Hochwasser, Schneedruck und Lawinen versichert. Wie man am Beispiel Denis sieht, ein unerlässlicher Versicherungsschutz.
Die Versicherungskammer Bayern bietet für 99,8 Prozent aller Gebäude in Bayern Versicherungsschutz gegen Elementargefahren. Für Schäden bei Überschwemmung durch Starkregen oder Hochwasser leistet eine Elementarschadenversicherung, die in der Regel ergänzend zu einer Wohngebäude- oder Hausratversicherung abgeschlossen wird.
Was leistet die Kfz-Versicherung?
Bei Schäden am Wagen tritt die Kfz-Teil- oder Vollkaskoversicherung ein. Wurde das Auto durch direkt herabstürzende Äste oder Hagelkörner zerbeult, zahlt die Teilkaskoversicherung. Die Vollkaskoversicherung wiederum springt für Schäden ein, die durch eigenes Verschulden am Fahrzeug entstanden sind. Etwa, wenn man ob eines umgestürzten Baums nicht mehr rechtzeitig bremsen kann und dabei das Auto beschädigt wird.