Während Milton Friedman Inflation immer als ein monetäres Phänomen angesehen hat, wiesen Wirtschaftswissenschaftler (nicht nur) der Modern Monetary Theory in den letzten Jahren vor allem auf eine Entkopplung der Geldmengenentwicklung von der Inflation hin. Damit einher ging die eher kontraintuitive Argumentation, dass es keine Grenzen der Staatsverschuldung gäbe. Warum nur, fragen sich die Kolumnisten, versucht dann die EZB so angestrengt, Zinsänderungen zu bekämpfen, die auf unterschiedlichen Schuldenständen der Euroländer basieren?
Spätestens der Inflationsanstieg Mitte 2021 hat gezeigt, dass die Bewertung von Milton Friedman weiterhin relevant ist. Entsprechend bemühen sich die Notenbanken beidseits des Atlantiks, die Geldentwertung durch drastische Zinserhöhungen in den Griff zu bekommen. Wie historisch das Vorgehen ist, verdeutlicht ein Vergleich der aktuellen Phase mit dem letzten Zinserhöhungszyklus der EZB. Nach zweieinhalb Jahren mit einem Leitzins von zwei Prozent erhöhte die EZB im Dezember 2005 den Zinssatz um 0,25 Prozent und erreicht nach 18 Monaten eine Steigerung um 200 Basispunkte (BP). Das sind also durchschnittlich knapp über elf Basispunkte pro Monat.
Vor der ersten Zinserhöhung am 21. Juli 2022 lagen mehr als elf Jahre fallende oder und stabile Zinsen. Die Steigerung um 200 BP war diesmal bereits nach drei Monaten erreicht und nach elf Monaten betrug die Steigerung sogar 400 BP. Das sind mehr als 36 Basispunkte pro Monat oder dreimal so schnell wie 2005.
Die Schnelligkeit dieser Veränderung fordert die Märkte, vor allem die der Sachwerteanbieter, bei der nachfolgenden Umsetzung von Anpassungsreaktionen heraus.
Nun gibt es wieder Zinsen und die stellen den Anleger und den Berater/Vermittler vor neue Herausforderungen. Welche Investition für die Zukunft erscheint sinnvoll? Eine Anleihe oder doch der Sachwert? Beide bieten dem Anleger – etwas vereinfacht – ein ähnliches Zahlungsprofil ab.
Während der Laufzeit zahlt die Anleihe Zinsen, der Sachwert generiert Auszahlungen. Am Ende der Laufzeit erwartet der Investor bei beiden Angeboten die Kapitalrückzahlung. Die Anleihe stellt diese zu einem fixen Zeitpunkt immer auf die Bonität des Emittenten ab, beim Sachwert gibt es bei Auflegung eine Rückzahlungsprognose, die – ganz unternehmerisch – etwas mehr Flexibilität vom Anleger erfordert, dafür aber auch – neben allen Risiken – eine große Chance auf einen Erlös oberhalb der Prognosen bietet, wie die letzten Jahre gezeigt haben, auch wenn hier die boomenden Märkte diese unternehmerische Komponente unterstützt haben.
Eine zehnjährige Bundesanleihe als Benchmark für eine mit AAA bewertete Staatsanleihe bietet Stand Ende Juli einen jährlichen Kupon von 2,3 Prozent und am Ende eine erwartbare Rückzahlung des eingesetzten Kapitals. Da die Anleihe knapp unter Nominalwert notiert, liegt die Gesamtrendite bei knapp 2,5 Prozent.
Gemanagte Sachwerte in Form eines Alternativen Investmentfonds bieten meist ebenfalls eine laufende jährliche Auszahlung. Aktuelle AIF-Angebote liegen hier in einer Bandbreite zwischen drei und fünf Prozent pro Jahr und bieten damit einen Aufschlag gegenüber der Bundesanleihe.
Spannend wird es am Ende des Investitionszeitraumes. Während Anleihen regelmäßig zum Nominalwert, also zu 100 Prozent, zurückgezahlt werden, bieten Sachwerte insbesondere in Inflationszeiten meist einen zusätzlichen Mehrwert. Beispielsweise steigen bei vielen Immobilien die Mieterträge über die Investitionszeit an, sodass eine Rückzahlung von deutlich über 100 Prozent von den meisten Anbietern auch nach weniger als zehn Jahren prognostiziert wird. Dieser Inflationsausgleich kann als Prämie für die geringere Verfügbarkeit von AIFs betrachtet werden und liegt – je nach Investitionsobjekt und Laufzeit – bei den aktuellen Angeboten im Markt bei weiteren bis zu vier Prozent pro Jahr.
Damit bieten AIFs meist mehr als doppelt so hohe Gesamtrückflüsse wie Anleihen und die Frage ist weniger Sachwert oder Anleihe, sondern eher: „Warum eigentlich Anleihen?“.
JENS FREUDENBERG UND DR. MICHAEL KÖNIG