Als Greenwashing-Prophylaxe sind externe Zertifizierungen der Nachhaltigkeitsqualität weiter gefragt. Bei der neunten Vergabe-Feier des FNG-Siegels, dem Qualitätsstandard Nachhaltiger Geldanlagen, wurden 279 Finanzprodukte, die sich einer wissenschaftlich-orientierten umfassenden Prüfung unterzogen haben, mit dem unabhängigen Gütesiegel ausgezeichnet.
Beworben hatten sich 283 Fonds, ETFs und zum wiederholten Male auch Vermögensverwaltungen. Dabei haben sich auch acht neue Häuser aus insgesamt 14 Ländern für das Gütezeichen begeistert – insgesamt haben sich 98 Häuser beworben (vier konnten die Mindestanforderungen nicht erfüllen). Die ausgezeichneten Produkte verwalten ein Vermögen von rund 90 Milliarden Euro.
Überproportionaler Anstieg der Artikel-8-Produkte
Es zeigt sich, dass es vor allem für Artikel-8-Fonds wichtig erscheint, sich in dem großen Sammelbecken dieser EU-Offenlegungsverordnung mittels einer externen Due-Diligence als qualitativ wertvoll vom breiten Markt nachhaltiger Geldanlagen abzuheben. Denn die Zahl der Artikel-8-Produkte stieg überproportional an und machen mittlerweile rund 80 Prozent der gesamten eingereichten Finanzprodukte aus.
„In Zeiten von Mogelpackungen ist es wichtig, anhand eines einfachen Gütezeichens zu erkennen, was eine gut gemachte nachhaltige Geldanlage ist. Unser Qualitätsstandard leistet genau das“, so Roland Kölsch, zuständig auch für die Übergabe der FNG-Siegel.
Rund 11.000 Nachhaltigkeitsfonds nach Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung gibt es inzwischen – eine unübersichtliche Menge, bei der das FNG-Siegel für Glaubwürdigkeit steht. Denn das seit 2015 führende Label für Finanzprodukte, die Mindestanforderungen und darüber-hinausgehende Merkmale einer anspruchsvollen nachhaltigen Geldanlage erfüllen, erlaubt eine Differenzierung im Absatzmarkt und beugt Greenwashing-Vorwürfen vor.
Neues Prüf- & Research-Konstrukt
„Produktklarheit und -wahrheit sind gerade in Zeiten einer für Nachhaltigkeit immer sensibilisierteren Anlegerschaft ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl glaubwürdiger Finanzprodukte. Daher unterstützen wir die Prüf- und Bewertungsarbeiten mit unserem wissenschaftlichen Know-How“, sagt Prof. Dr. Timo Busch, der auf FNG-Wunsch ein neues Prüf- & Research-Konstrukt zur Fortführung der qualitativ hochwertigen Zertifizierungsarbeiten gegründet hat.
„Insbesondere vor dem Hintergrund, dass die europäische Aufsichtsbehörde ESMA kürzlich bestätigt hat, dass Produktanbieter im Rahmen der EU-Verordnungen frei sind in der Art, Nachhaltigkeit in ihrem Produktangebot umzusetzen, ist das FNG-Siegel mit seinen Mindeststandards und darüber hinaus gehenden Qualitätsstufen eine wichtige Orientierungshilfe“, so Busch weiter.
Fortbestand der qualitätsorientierten Zertifizierung
Um das FNG-Siegel zukunftsfest zu machen und vor allem weiterentwickeln zu können, ist geplant, dass das neue Prüf- und Research-Konstrukt zukünftig in Abstimmung mit dem FNG alleine die Gesamtverantwortung für das Label tragen wird.
„Durch diese Re-Organisation weg von der FNG-Tochter QNG hin zu dem bereits unabhängigen Prüf- & Research-Konstrukt, bestehend aus dem gemeinnützigen Wissenschaftsverein F.I.R.S.T. und dem universitären Spin-Off Advanced Impact Research (AIR) wird gewährleistet, dass das etablierte deutschsprachige Gütezeichen nachhaltiger Geldanlagen weiter für eine qualitätsorientierte Zertifizierung sorgen wird“, kommentiert Roland Kölsch, Geschäftsführer der QNG, die bislang das FNG-Siegel verantwortet hat, das geplante Vorhaben.
Kölsch selbst würde weiter als Hauptansprechpartner fürs FNG-Siegel fungieren, ab 2024 dann allerdings beim Wissenschaftsverein F.I.R.S.T.