Eine Vielzahl von Marktgegebenheiten – wie die zunehmende Korrelation von Gebäudeeffizienz und finanzieller Performance, eine zunehmende Regulatorik, extreme Wetterereignisse und die Bedeutung von Gesundheit und sozialer Gerechtigkeit – zwingt die Immobilienwirtschaft trotz wirtschaftlicher und politischer Unwägbarkeiten dazu, der Nachhaltigkeit eine besondere Priorität einzuräumen. Die beiden Chair des Product Councils Sustainabiliy des Urban Land Instituts (ULI), Isabella Chacón Troidl, Vorsitzende der Geschäftsführung, BNP Paribas REIM und Honoré Achille Simo, Executive Director, JLL, dazu: „Wenn wir über Nachhaltigkeit in der Immobilienbranche sprechen, müssen wir zwangsläufig die Transformation von Städten in den Blick nehmen. Angesichts der fortschreitenden Urbanisierung, des Klimawandels und der Digitalisierung ist die Stärkung der urbanen Resilienz mehr denn je wichtig. Es kommt dabei auf eine ganzheitliche Betrachtung von Risiken, die Zusammenarbeit vielfältiger Interessengruppen und das gemeinsame Ziel einer lebenswerten Zukunft.”
Der Nachhaltigkeitsausblick des ULI beleuchtet fünf Themen, die die nächsten zwölf Monaten die Branche beeinflussen werden. Die Publikation wird seit 2021 jährlich veröffentlicht. Dazu führt das ULI Randall Lewis Center for Sustainability in Real Estate in Zusammenarbeit mit Ferguson Partners eine Reihe von Gesprächen und Experteninterviews in den drei weltweiten Regionen des ULI, Amerika, Asien-Pazifik und Europa, durch.
1. Verknüpfung von Gebäudeeffizienz und finanzieller Performance. Da die Stakeholder der Branche – insbesondere Kreditgeber, Investoren und Mieter – zunehmend anspruchsvoller in Bezug auf ESG-Themen werden, können Immobilienunternehmen davon ausgehen, dass ihre Nachhaltigkeitsbemühungen und ihre finanzielle Performance in einem wesentlichen Zusammenhang stehen werden. Um im Jahr 2024 und darüber hinaus Zugang zu Kapital zu erhalten, müssen Immobilienunternehmen zeigen, wie weit sie auf dem Weg zur Dekarbonisierung sind und wie sie ihre ESG-Ziele in Zukunft erreichen werden.
2. Zurück zu den Grundlagen, um die Dekarbonisierung voranzutreiben. Weit gefasste Auslegungen gängiger Nachhaltigkeitsbegriffe (z.B. was bedeutet es eigentlich, dass ein Gebäude „Netto-Null“ ist?) und die schiere Menge an Themen unter dem ESG-Dach haben dazu geführt, dass sich Unternehmen überfordert fühlen und nicht wissen, welche Prioritäten sie setzen sollen. Immobilienmanager können hier Abhilfe schaffen, indem sie sich auf grundlegende Nachhaltigkeitspraktiken konzentrieren, wie die Verbesserung der betrieblichen Effizienz und die Nutzung der diversen Instrumente, die bereits auf dem Markt sind, um die Dekarbonisierung zu unterstützen.
3. Einhaltung einer sich entwickelnden regulatorischen Landschaft. In diesem Jahr sehen sich die Akteure im Immobiliensektor überall mit bedeutenden Veränderungen in den Rahmenbedingungen für die Nachhaltigkeitsberichterstattung konfrontiert. In der Vergangenheit berichteten Unternehmen in erster Linie auf freiwilliger Basis über ihre Nachhaltigkeitsleistung und Umweltauswirkungen. Durch eine Vielzahl neuer Richtlinien und Finanzvorschriften werden diese Angaben jedoch obligatorisch, und es werden systematische Methoden für eine transparente Berichterstattung über ESG-Leistungen eingeführt.
4. Resilienz als Priorität bei zunehmenden Wetterextremen. Angesichts der zunehmenden Häufigkeit und Schwere extremer Wetterereignisse müssen Immobilienmanager weltweit die Auswirkungen klimabedingter Gefahren auf ihre Assets besser verstehen und abmildern. Insbesondere die Widerstandsfähigkeit des Versorgungsnetzes ist ein wachsendes Problem, da Wetterereignisse die Zuverlässigkeit beeinträchtigen, während gleichzeitig die Elektrifizierung der Branche die Nachfrage erhöht. Führende Immobilienunternehmen untersuchen angesichts dieser Herausforderungen andere Lösungen zur Unterstützung der Energieresilienz, wie erneuerbare Energien vor Ort oder Batteriespeicher.
5. Ganzheitliche Betrachtung der Nachhaltigkeit. Der zunehmende Druck von Investoren und Mietern treibt Immobilienunternehmen dazu, Nachhaltigkeit ganzheitlich zu betrachten und neben dem Klima auch die menschliche Gesundheit und die Natur in ihre Konzepte einzubeziehen. Es setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass Gesundheit und Umwelt zwei Seiten derselben Medaille sind und dass Investitionen in die eine Seite oft auch zu Vorteilen für die andere Seite führen. Immobilienunternehmen, die diesen Zusammenhang erkennen und Räume entstehen lassen, die gut für die Menschen, die Gemeinschaft und den Planeten sind, haben bessere Aussichten auf Erfolg im heute und darüber hinaus.
Sabine Georgi, Geschäftsführerin des ULI in Deutschland/Österreich/Schweiz: „In den Worten eines Teilnehmers des Global Sustainability Outlook gesprochen: ´Wir befinden uns im Zeitalter der aktiven Dekarbonisierung´. Angesichts dieser fünf Themen, die im Jahr 2024 an Bedeutung gewinnen werden, muss die Immobilienbranche schnell handeln, um der Dringlichkeit des Augenblicks gerecht zu werden und die Dynamik zu erhöhen.“