Opinion Leader

Helen Pieper

Portfolio Managerin Fixed Income, Ampega Investment GmbH

"Liebling, ich habe das Anlageuniversum geschrumpft"

Das Vorurteil gegenüber nachhaltigen Fonds, sie könnten aufgrund vermeintlich eingeschränkter Diversifikationsmöglichkeiten innerhalb ihrer Peergroups nicht wettbewerbsfähig performen, hält sich hartnäckig. Doch die tatsächlichen Gegebenheiten hinter dieser pauschalen Annahme verdienen eine differenzierte Betrachtung.

 Auf den ersten Blick ist es unbestreitbar, dass nachhaltige Fonds durch ihre spezifischen Anlagekriterien ein bereinigtes Investmentuniversum aufweisen. Doch diese Feststellung und insbesondere die sich daraus ergebenden Implikationen auf das Portfolio können bei genauerer Betrachtung relativiert werden. Diversifikationsmöglichkeiten innerhalb eines Portfolios unterliegen, wie fast alles im Leben, dem Gesetz des abnehmenden Grenznutzens. Demnach muss ein Anlageuniversum nicht allumfassend, sondern lediglich groß genug sein, um Diversifikationsvorteile realisieren zu können.

 Ein Blick auf die Märkte zeigt, dass allein der Markt für Green Bonds im letzten Jahr auf beachtliche 2.140 Mrd. Euro angewachsen ist. Ergänzt wird dieser durch weitere Marktanteile, die auf Sustainability- und Social Bonds entfallen, sowie durch nachhaltige Neuemissionen, die bereits im ersten Quartal 2024 ein Volumen von 264 Mrd. Euro umfassten und einem wachsenden Trend unterliegen. Es wird deutlich, dass die absolute Größe des Marktes genügend Diversifikationspotential bietet. Eine Herausforderung bleibt jedoch bisweilen die sektorale Verteilung. So emittieren insbesondere Unternehmen in energieintensiven oder bankennahen Bereichen nachhaltige Anleihen, während produzierende Unternehmen unterrepräsentiert sind.

 Darüber hinaus bringt die strengere Selektion möglicher Emittenten und Anleihen signifikante Vorteile für die Risikostruktur nachhaltiger Fonds mit sich. Die Integration von ESG-Kriterien in den Investitionsprozess führt demnach häufig zu einem überlegenen Risikoprofil, welches auf die fundamentale Stärke der emittierenden Unternehmen zurückzuführen ist und sich wissenschaftlich in der Risikovermeidungshypothese manifestiert.

 In der akademischen Literatur gibt es dennoch keinen Konsens über den Einfluss von Nachhaltigkeit auf die Fondsperformance. Am Markt haben mehrere Institutionen festgestellt, dass nachhaltige Fonds in einem positiven Marktumfeld von konventionellen Produkten outperformt werden, während sich das Verhältnis in Krisenzeiten und einem negativen Marktumfeld umkehrt. Allgemeingültige Aussagen über eine verlässliche Outperformance sind daher, wie in jeder Anlageklasse, auch bei (nachhaltigen) Fonds nicht möglich. Vielmehr ist es wichtig, einzelne Fonds differenziert zu analysieren und sie mit den eigenen Anlagezielen abzugleichen.

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