Investmentfonds

Wagner & Florack: Hermès in der Luxusbranche nicht zu schlagen

Die Manager der eigentümergeführten Fondsboutique Wagner & Florack sind mit den operativen Leistungen ihrer „robusten Gewinnmaschinen“ höchst zufrieden 

Dominikus Wagner © Wa

In den letzten Wochen haben viele Portfoliofirmen des Wagner & Florack Unternehmerfonds sowie des Unternehmerfonds flex Zahlen zum Weihnachtsquartal beziehungsweise zum Geschäftsjahr 2023 veröffentlicht. Besonders von den Geschäftszahlen von Hermès für das Jahr 2023 ist Dominikus Wagner, Unternehmensgründer und Fondsmanager, beeindruckt. „Auf dem Schlüsselmarkt China bekommen die Luxusgüterhersteller die Folgen der Wirtschafts- und Immobilienkrise zu spüren. Hermès definiert mit ikonischen Produkten wie der Birkin Bag und Kelly Bag jedoch weiterhin das absolute High End des globalen Luxusmarktes und deklassiert mit einem organischen Umsatzwachstum von 20,6 Prozent auf 13,4 Mrd. Euro einmal mehr die Konkurrenz“, sagt Wagner.

Schon im Vorjahr 2022 sei das familiengeführte Luxusunternehmen mit 23,4 Prozent deutlich stärker als die Wettbewerber gewachsen. LVMH, gemessen am Umsatz sechseinhalb Mal größer als Hermès, schaffte 2023 nur ein Wachstum von 13 Prozent nach 17 Prozent im Jahr 2022. Bei Kering schrumpfte das Geschäft sogar um 2%.

Die Stärke des Geschäftsmodells zeigt sich in der Krise

Die wahre Stärke und Überlegenheit eines Geschäftsmodells zeige sich laut Wagner insbesondere in Krisen sowie bei schwächeren Marktbedingungen, wie sie seit dem Ende der Lockdowns in China, dem wichtigsten Markt für die Luxusgüterbranche, vorherrschten. „Während die Geschäftsdynamik bei den Wettbewerbern deutlich nachgab, hat sich das organische Wachstum bei Hermès zuletzt sogar von 15,3 Prozent im dritten auf 17,5% im vierten Quartal beschleunigt“, analysiert Wagner. „Hermès hat vor allem auch in Asien beziehungsweise China zugelegt, wo LVMH, Kering und Richemont allesamt auf die Schwäche des Marktes verweisen.“

Auch wenn Wagner die Argumentation zur Eintrübung des Schlüsselmarktes China durch die Immobilienkrise und die rekordhohe Jugendarbeitslosigkeit nachvollziehen kann, betont er jedoch, dass diese Rahmenbedingungen für alle Unternehmen gleich seien. Im Gegensatz zu anderen Luxuskonzernen habe sich das organische Wachstum von Hermès in der Region Asien-Pazifik ex Japan nach einem Plus von 10,2 Prozent im dritten Quartal sogar beschleunigt auf 12,3 Prozent im vierten Quartal. Auch das Geschäft in Japan sei mit 26,2 Prozent  nochmals schneller als im Vorquartal gewachsen (24,1 Prozent in Q3).

„Das ist der beste Beleg für die unangefochtene Ausnahmestellung des Geschäftsmodells von Hermès, das kompromisslos auf das absolute Premium-Luxussegment ausgerichtet ist“, urteilt Wagner. Demgegenüber hänge das Geschäft von LVMH, Kering und Richemont wesentlich stärker von „Gelegenheitskäufern“ ab, deren Portemonnaie in konjunkturellen Schwächephasen nicht mehr ganz so locker sitze. Er ist überzeugt: „Für „echte“ Luxuskäufer spielen wirtschaftliche Schwächephasen keine Rolle: sie kaufen weiter, ohne Kompromisse bei der Qualität einzugehen.“ Mit dieser konsequenten Ausrichtung auf den Highest-End-Luxus halte er Hermès besser als jede andere Firma der Branche gegen widrige Marktbedingungen immunisiert.

Bilanz vom Allerfeinsten

Das Geschäft mit exklusiven Lederwaren, das mit einem Umsatzanteil von 41,3 Prozent wichtigste Segment, erfreue sich anhaltender Nachfrage und sei 2023 mit 17 Prozent gewachsen. Mit der Maximors sowie der Della Cavalleria und Arcon lancierte Hermès vergangenes Jahr eine Reihe neuer Handtaschenmodelle. Bei den Edelhandtaschen „Kelly Bag“ und „Birkin Bag“ übersteige die Nachfrage das Angebot um ein Vielfaches und das Ableben von Jane Birkin dürfte den Kultstatus der Birkin Bag zusätzlich befeuern.

„Durch die eindrucksvolle und verlässliche Cash-Generierung gehört die Bilanz von Hermès zum Allerfeinsten, was die Börse zu bieten hat“, sagt Wagner. Die Bilanz strotze nur so vor Eigenkapital, das allein 2023 um mehr als 20% gestiegen ist und aktuell 15,2 Mrd. Euro beträgt. Dies entspricht einer Eigenkapitalquote von 82,4%, wenn sinnvollerweise die bilanzierten Ladenmieten herausgerechnet werden.

„Mit einer Nettofinanzposition (inklusive Net Working Capital, exklusive bilanzierte Ladenmieten gemäß IFRS 16) von 11,8 Mrd. Euro darf sich Hermès über das gleiche Luxusproblem freuen wie Apple: Einen rasant wachsenden Geldberg, der sich Jahr für Jahr durch verlässlich wachsende Free Cash Flows immer weiter auftürmt“, sagt Wagner. Mit fast 100 Prozent bewege sich die Kapitalverzinsung (RoCe) in Sphären, die für das Gros der Unternehmen geschäftsmodellbedingt für immer unerreichbar bleiben werden.

Fazit: Eine zweite Hermès gibt es nicht

Das überlegene Geschäftsmodell und die operative Exzellenz des Managements machen Hermès laut Wagner zum unangefochtenen Klassenprimus der Luxusgüterindustrie mit einer Profitabilität, die sonst nur bei Plattformunternehmen wie Apple, Google, Microsoft, Adobe und Visa anzutreffen ist. Binnen weniger Jahre schafften es diese Ausnahmefirmen, ihren Free Cash Flow verlässlich zu verdoppeln. So erzielte Hermès im Vor-Corona-Jahr 2019 einen Free Cash Flow von 1,4 Mrd. Euro; heute sind es rund 4 Mrd.

Mit dem kompromisslosen Qualitätsanspruch an die ausgewählten Materialien und fertigen Produkte, der ikonischen globalen Marke sowie dem beständig starken und höchstprofitablen Wachstum setze Hermès Maßstäbe und spiele in einer eigenen Liga. „In Anbetracht dieser außergewöhnlichen Geschäftsmodellqualität überrascht es nicht, dass Hermès seit eh und je entsprechend hoch bewertet ist. Zu Recht, wie wir meinen, denn das Unternehmen ist eine echte Rarität auf dem globalen Kurszettel. Eine zweite Hermès gibt es nicht“, resümiert Wagner.

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