Der griechische Göttervater wäre wohl heute genauso hin- und hergerissen, wenn er zur Ergänzung der immer schmaleren Rentenansprüche aus der Olymp-Pensionskasse Selbsterspartes an den Börsen anlegen müsste. Er hätte gewusst, dass das Glas nie halbvoll oder -leer ist. Es wäre für ihn allenfalls die Frage, wie viel Luft im insgesamt stets randvoll gefüllten Glas ist und genau diese Frage stellen sich viele Anleger ebenfalls. Kann es so weitergehen? Argumente dafür gibt es haufenweise: Demnächst wieder sinkende Zinsen, weiter steigende Unternehmensgewinne, global steigendes Wirtschaftswachstum (auch wenn Deutschland insoweit den Anschluss verpasst), der sich ankündigende nächste Boom, der durch die Möglichkeiten der Künstlichen Intelligenz befeuert wird – alles Argumente für steigende Kurse. Auf der anderen Seite: Krieg in der Ukraine und im Nahen Osten, in den nun auch der Iran erstmals unmittelbar als Kriegspartei auftrat, De-Coupling von China, sanktionierte russische Rohstoffe und weitere geopolitische Spannungen sowie die Angst vor einer neuen Energiekrise, welche die Inflation wieder entfachen könnte. Soll man das Geld erst mal auf dem Tages- oder Festgeldkonto parken und riskieren, dass man die Fortsetzung der Rallye verpasst oder in Aktien investieren und Gefahr laufen, dass es schon
bald herbe Verluste geben könnte?
Vieles spricht für einen „goldenen Mittelweg“ – in diesem Fall für Mischfonds, die nicht nur in verschiedene Assetklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Cash investieren, sondern auch im Tagesgeschäft die Höhe der jeweiligen Investitionen den Marktentwicklungen und -erwartungen anpassen. Dabei kann man – je nach individueller Risikotragfähigkeit – sein Depot defensiver oder offensiver ausrichten. Jeder Fonds muss neben dem ausführlichen Prospekt in einem Basisinformationsblatt darlegen, welches die Mindest- oder Höchstanlagegrenzen für die einzelnen Assetklassen sind. Im aktuellen Factsheet, welches auf der Website der Fondsanbieter und/oder Kapitalverwaltungsgesellschaften abgerufen werden kann, erfährt man zudem, wie die aktuelle Allokation aussieht und wie die Einschätzung des Fondsmanagements für die nächsten Wochen und Monate aussieht. Wer sein Depot gut aufgestellt wissen will, der diversifiziert auch insoweit, um für alle Eventualitäten möglichst gut gerüstet zu sein.
Zu guter Letzt sollte man sich Gedanken machen, wie hoch der Einsatz sein darf. Fonds, die beispielsweise 2018 im Corona- Crash oder zuletzt 2022 regelmäßig höhere (temporäre) Verluste erlitten haben, die man selbst nicht bereit wäre, auszuhalten, sollte man von vorneherein meiden. Fonds, die in diesen Phasen zugelegt und zu anderer Zeit verloren haben, könnten hingegen eine gute Ergänzung sein. Guter Rat muss dabei nicht teuer sein. An der Qualität der Beratung zu sparen, kann einen jedoch letztendlich teuer zu stehen kommen.
JÜRGEN DUMSCHAT