Anleger haben in diesem Jahr wieder verstärkt auf Rentenfonds gesetzt. Das war vor allem im ersten Halbjahr zu beobachten, in dem die Assetklasse starke Nettomittelzuflüsse zu verzeichnen hatte. Laut der Absatzliste des BVI flossen hierzulande in den ersten sechs Monaten des Jahres 10,9 Milliarden Euro in entsprechende Publikumsfonds. Gefragt waren vor allem Fonds mit einer Restlaufzeit von bis zu drei Jahren. Auch das Analysehaus Morningstar meldete eine starke Nachfrage. Danach verzeichneten die in Europa domizilierten Rentenfonds bis zur Jahresmitte Nettomittelzuflüsse in Höhe von 165,8 Milliarden Euro. „Das drittbeste Halbjahr aller Zeiten für Rentenfonds“, so Valerio Baselli von Morningstar.
Ausschlaggebend für diese Entwicklung dürfte die inzwischen vollzogene Zinswende gewesen sein. In Erwartung dieser Zäsur hatten sich Anleger offenbar das bis dahin hohe Zinsniveau gesichert, um die Papiere entweder bis zur Fälligkeit zu halten oder bei sinkenden Zinsen gegebenenfalls von Kursgewinnen zu profitieren. Vor diesem Hintergrund dürften Rentenfonds auch in der zweiten Jahreshälfte weiterhin attraktiv sein. Denn nicht wenige Analysten erwarten, dass die Europäische Zentralbank in den nächsten Quartalen weitere Anpassungen des Zinsniveaus nach unten vornehmen könnte. Insbesondere dann, „wenn die Inflation in der Eurozone weiter zurückgeht und die Konjunktur weiterhin nur schleppend verläuft“, schreiben die Research-Analysten der Landesbank Baden-Württemberg. Einiges spricht also dafür, dass Anleihen auch im aktuellen Umfeld interessant bleiben könnten. Bei einer weiteren Normalisierung der Zinsstrukturkurve dürften dann zunehmend auch längere Laufzeiten eine Option für das Portfolio sein.
RÜCKSCHLAG UND ERHOLUNG AN DEN AKTIENMÄRKTEN
Während die Nachfrage nach Aktienfonds hierzulande nach Angaben des BVI in den ersten sechs Monaten eher zurückhaltend ausfiel, stiegen die Kurse der großen Aktienindizes im gleichen Zeitraum trotz einiger kleiner Rücksetzer weltweit an. „Grund dafür war der vor allem im ersten Halbjahr wirksame, günstige Wachstums-Inflations-Mix, der mit einem besser als erwarteten Wachstum und einer rückläufigen Inflation ein historisch besonders günstiges Umfeld für Aktienanlagen geboten hat“, meint Benjardin Gärtner, Leiter Portfoliomanagement Aktien bei Union Investment. Im Sommer allerdings setzte an den Märkten eine Korrektur ein, die einiges der bis dahin erzielten Kursgewinne wieder abschmelzen ließ. Den Abverkäufen folgte zeitnah jedoch eine Erholung, die bis dato anhält. Trotz der kräftigen Delle im August haben die Aktienmärkte in diesem Jahr daher bisher eine gute Entwicklung genommen. So stieg etwa der MSCI World bis Ende September um 19,2 Prozent, der MSCI Emerging Markets um 17,2 Prozent und der Euro Stoxx 50 um 12,1 Prozent. Selbst dem DAX gelang in den ersten drei Quartalen ein Kurswachstum von über 15 Prozent. Mit 19 473 Punkten erreichte er am 27. September ein Allzeithoch.
Wie geht es weiter? Benjardin Gärtner sieht den Wachstumspfad grundsätzlich intakt. „Generell gehen wir davon aus, dass die Unternehmensgewinne weiter steigen werden“, sagte der Aktienexperte von Union Investment. „Wir erwarten deswegen, dass sich der Aktienmarkt in der Tendenz breiter entwickelt als in den zurückliegenden, vom KI-Boom geprägten Quartalen.“ Zwar verspreche das Thema Künstliche Intelligenz weiter langfristiges Wachstum. Anlegern rät er jedoch zu einem flexiblen Portfolio, das nicht einseitig auf Wachstums- oder Substanzwerte setzt, sondern sich an wechselhafte Marktgegebenheiten anpassen könne.
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