Nachhaltigkeit

Zielke Rating: Studie: „make ESG great again“

Zielke Rating hat die Ergebnisse seiner neuen Studie zur Corporate Sustainability im Jahr 2023 veröffentlicht

Unter dem Titel *„make ESG great again“* wirft die Analyse von Zielke einen kritischen Blick auf den aktuellen Stand der Nachhaltigkeitsberichterstattung und die Entwicklungen im Bereich ESG (Environmental, Social, Governance) inmitten globaler politischer und klimatischer Herausforderungen.

Dr. Carsten Zielke, Geschäftsführer der Zielke Rating und Zielke Research Consult GmbH fasst die aktuelle geopolitische Lage wie folgt zusammen:

„Was für eine Wende! Von einer Euphorie für Nachhaltigkeit im Jahr 2022 sind wir in eine Phase der Lethargie und schlussendlich einer Antihaltung gegenüber Klimaschutz und ESG geraten. Der angekündigte Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen und die politische Diskussion um eine Aussetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) verdeutlichen einen gefährlichen Trend. Gerade in diesem Jahr erleben wir die direkten Auswirkungen des Klimawandels, die durch extreme Unwetterereignisse wie Megatornados und verheerende Überschwemmungen in Europa noch greifbarer werden. Die Frage, wie Versicherungsunternehmen mit den Risiken des Klimawandels umgehen, ist daher dringlicher denn je, da ansonsten ihr Geschäftsmodell gefährdet ist.“

Die Analyse des Geschäftsjahres 2023 zeigt eine bemerkenswerte Divergenz im Umgang mit Nachhaltigkeitsberichterstattung: Während einige Unternehmen „Shooting Stars“ wie die Versicherungskammer Bayern, Signal Iduna und die Baloise hervorstechen und ihre Nachhaltigkeitsstrategien zunehmend transparent und vorbildlich umsetzen, stagnieren andere und halten an ihrer Weigerung fest, wesentliche Informationen offenzulegen.

In der aktuellen Zielke-Studie führt AXA das Ranking mit 5,49 Punkten an und kommt der maximalen Gesamtpunktzahl von 5,92 Punkten sehr nahe. Erstmals untersucht Zielke Rating auch die Taxonomiequoten auf der Anlageseite und zeigt, wie sich die Unternehmen auf die neue Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) vorbereiten. Im Vergleich zur bisherigen Non-Financial Reporting Directive (NFRD) verlangt die CSRD deutlich umfangreichere und detailliertere Angaben zu Nachhaltigkeitsfragen, insbesondere in den Bereichen Klimawandel und ESG-Integration in Geschäftsmodelle.

Im Bereich Taxonomiefähigkeit zeigen Unternehmen wie HanseMerkur (54,22%), WW AG (52,30%) und Gothaer (40,89%) klare Fortschritte.  Bei der Taxonomiekonformität erzielten ARAG (7,47%), Alte Leipziger – Hallesche (7,37%) und Continentale Versicherungsbund (7,33%) die besten Quoten.

Die SIGNAL IDUNA erzielte in der Zielke-Studie im Bereich Environment den größten Fortschritt und steigerte ihre Bewertung von 2,80 auf 4,40 Punkte. Auch die Provinzial Holding AG (von 2,00 auf 4,37) und die INTER Versicherungsgruppe (von -0,03 auf 2,61) verbesserten sich deutlich. Diese Erhöhungen resultieren aus einer verstärkten Veröffentlichung von Kapitalanlagestrategien und einer transparenteren Integration von Nachhaltigkeit in ihre Nicht-Leben-Versicherungsprodukte. Die Zurich Gruppe Deutschland, AXA, Debeka und Prisma Life erreichten in der Kategorie CO2-Emissionen die volle Punktzahl. Die höchste Bewertung im Bereich Environment erhielten AXA und Gothaer mit jeweils 5,25 Punkten.

Im Bereich Social konnte die Allianz Group einen außergewöhnlich hohen Sprung von 2,83 auf 4,08 Punkte erreichen, was auf eine signifikante Verbesserung der Transparenz und der Kommunikation ihrer nachhaltigen Maßnahmen hinweist. Es ist positiv zu vermerken, dass die AXA, die Zurich Gruppe Deutschland und der Konzern Versicherungskammer die höchsten Werte im Bereich Social erzielten, was ihre vorbildliche Integration sozialer Kriterien in ihrer Unternehmensstrategie widerspiegelt.

In der Kategorie Governance zeigt die Zielke-Analyse 2023 einen leichten Rückgang der Bewertungen: Der Durchschnitt fiel von 3,86 Punkten im Vorjahr auf 3,78 Punkte. Die gestiegene Verankerung der Nachhaltigkeitsverantwortung der Unternehmen konnte den Rückgang in anderen Bereichen nicht vollständig ausgleichen. Besonders negativ fiel die Verschlechterung der Solvabilität bei einigen Versicherern auf. Die Versicherungskammer Bayern hebt sich in der SFCR-Berichtsauswertung 2023 durch maximale Transparenz hervor, was ihr Engagement für klare Kommunikation unterstreicht. Trotz eines leichten Rückgangs der durchschnittlichen Bewertungen bleibt sie in Bezug auf Transparenz und Risikomanagement sehr gut aufgestellt.

Die Versicherungsbranche steht hier besonders im Fokus. Angesichts der steigenden Naturkatastrophen und der damit verbundenen finanziellen Risiken, wie sie in Kalifornien und Florida bereits spürbar sind, wird es für Versicherer immer schwieriger, adäquaten Versicherungsschutz zu bieten. Umso wichtiger ist es, dass Unternehmen ihre Verantwortung im Rahmen von ESG ernst nehmen und finanziell stabil sind.

Die Zielke-Studie „make ESG great again“ ist daher nicht nur eine Aufforderung an die Politik, sondern auch an die Unternehmen, ihre Rolle im globalen Klimaschutz endlich ernst zu nehmen. „Die ESG-Initiativen dürfen nicht weiter in der politischen Auseinandersetzung versanden. Die Herausforderungen des Klimawandels erfordern konkrete und transparente Handlungen. Nur so können Unternehmen das Vertrauen der Stakeholder gewinnen und langfristig erfolgreich bleiben.

Es ist äußerst bedauerlich, dass Deutschland aufgrund der aktuellen Regierungskrise die Umsetzung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) in nationales Recht voraussichtlich als einziges EU-Land nicht rechtzeitig realisieren wird. Das sendet ein schlechtes Signal an Europa und ist ein Rückschlag für die Nachhaltigkeit.“, so Carsten Zielke. „Frankreich hat die Umsetzung schon Ende 2023 vollzogen. Wir können nur hoffen, dass die CSRD nicht zum politischen Spielball der Bundestagswahlen wird.“

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