„Während Europa in einer Depression aus politischer Instabilität und Bürokratie versinkt, wird die neue US-Regierung alles daran setzen, den Businesszyklus weiter am Laufen zu halten.“ Konkret erwartet Pesarini „für die USA ein reales Wachstum zwischen 2,5 und drei Prozent.“ Damit würden die Amerikaner deutlich positiver in die nahe Zukunft blicken als die Europäer. Der alte Kontinent schaffe gerade noch ein leicht positives Wachstum.
In den USA sei eine Rezession entsprechend nicht in Sicht – schon gar nicht mit einem Präsidenten Donald Trump, der die Förderung des Wirtschaftswachstums ganz oben auf seine Agenda gesetzt hat. Die Ausgangslage sei jedoch kompliziert: die US-Realzinsen seien hoch und würden die Wirtschaft zu stark ausbremsen – ein Hindernis für die Pläne des neuen Präsidenten. Dieser benötige niedrige Zinssätze wie Motoren Öl. Europa gerate dabei zunehmend unter die Räder: Ökonomisch gefangen zwischen den Supermächten USA und China, politisch geschwächt durch die dysfunktionale deutsch-französische Achse.
„Wir gehen dennoch weiterhin von einem guten Investitionsumfeld in den USA aus“, betont Pesarini. Der Arbeitsmarkt in den USA entspanne sich, die Inflation verharre auf einem auskömmlichen Niveau um 2,5 Prozent und die Notenbank Federal Reserve halte an ihrem Zinssenkungspfad fest, wenngleich etwas zurückhaltender als noch vor zwei Monaten. Mit zwei Zinssenkungen bis 2025, einer Verlängerung der Steuersenkungen über 2025 hinaus und einer Reihe von Deregulierungs- und Fiskalmaßnahmen sei die Lage in den USA wachstumsfreundlich.
Nicht investieren ist keine Option
„Natürlich lauern auch Gefahren“, weiß der CIO. Geopolitische Herausforderungen wie die zwei aktuellen Kriege, innenpolitische Schwierigkeiten in Deutschland und Frankreich sowie die Angst vor einem erneuten Handelskrieg erforderten von Anlegern eine Gratwanderung oder eine Anpassung der Strategie. „Ob, wie und in welchem Ausmaß sich diese Ereignisse in den Weg stellen, bleibt abzuwarten – deshalb nicht zu investieren, ist dennoch keine Option“, betont Pesarini. „Sich neu orientieren, Alternativrouten finden oder neue Ziele setzen, sind daher sinnvolle Lösungen in einer solchen Situation.“
Die Aussichten zu Beginn des Investitionsjahres seien zwar noch getrübt, durch aktives und flexibles Management jedoch mittel- bis langfristig gut. Der anhaltende Bullenmarkt hätte die Bewertungen in die Höhe getrieben – diese Last müssten Anleger nun tragen. Pesarini erläutert die Lage anhand eines Bergsteiger-Vergleichs: „Wenn die hohen Bewertungen der schwere Rucksack am Anfang einer Bergtour sind, dann ist das Zinsniveau ein Maß für den Neigungswinkel des Weges, der vor uns liegt. Eine zu hohe Neigung, also ein zu steiler Anstieg, geht in die Beine, man ermüdet schneller, manche stolpern sogar.
Deshalb achten wir bei ETHENEA sehr genau auf das Niveau am langen Ende der Zinskurve, das am oberen Ende des Spektrums liegen sollte.“ Mit niedrigeren Zinsen 2025 dürfte laut Pesarini das Gepäck für die Anleger gut tragbar sein – und sich noch weiter reduzieren, falls das Wirtschaftswachstum sich wie erwartet einstelle oder sogar positiv überrasche.
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