Wer heute eine Zehn-Jahres-Finanzierung aufnimmt, zahlt im Schnitt gut ein Prozent Zinsen.
Die Wohneigentumsquote stagniert seit Jahren. 44% aller Haushalte besitzen Wohneigentum, der Rest wohnt zur Miete. Doch wie kann das sein, in Zeiten sinkender Arbeitslosigkeit und fallender Bauzinsen?
Vor allem Menschen der oberen Einkommens- und Vermögensschicht können es sich erlauben, in Immobilien investieren. Laut dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) ist seit 2010 die Eigentumsquote vor allem im reichsten Fünftel der Bevölkerung gestiegen, auf knapp 70 Prozent. in den anderen Schichten gab es hingegen keine signifikanten Veränderungen.
In Zeiten sozialer Ungerechtigkeit ist dies eine schwer zu verdauende Entwicklung. Denn der Faktor Wohneigentum ist im Rahmen der privaten Altersvorsorge ein nicht zu unterschätzender Baustein. Die Entwicklung der Mietniveaus kann schliesslich niemand vorher sehen.
Die Bedeutung des Eigenheims für das private Vermögen
Bereits 2013 stellte die deutsche Bundesbank eine Studie vor, in der von dem vergleichsweise geringen Vermögen deutscher Haushalte im europäischen Vergleich gesprochen wurde. Grund dafür sind insbesondere die hohen Wohneigentumsquoten, so besaßen 2013 knapp 55 Prozent der französischen Haushalte eine Immobilie, in Italien waren es 68,4 Prozent und in Spanien sogar 82,7 Prozent.
Damit besitzen sie eine relativ stabile Anlage. Kann sich die breite Masse dagegen keine Immobilie leisten, profitiert nur der reiche Teil der Gesellschaft von steigenden Preisen.
Ein Grund für die Vergleichsweise geringe Quote ist die Veränderung des Wertesystems: Es gibt mehr Single-Haushalte als noch vor 20 Jahren und weniger Haushalte, die langfristig am am selben Ort wohnen. Doch auch politische Einflüsse spielen eine nicht unwesentliche Rolle: Die Befristung von Arbeitsplätzen erschwert die Kreditaufnahme und neue Regulären zu Vergabe von Krediten erschwerten dem Mittelstand die Erfüllung von Immobilientraum.
Gleichzeitig wachsen die Unterschiede zwischen den Regionen. Während die jungen Erwachsenen Arbeits- und Studienplätzen in Ballungszentren hinterher laufen, finden auch Familien und ältere Menschen dort Schulen, Ärzte, und Läden, die auf dem Land fehlen.
Immobilienpreise haben im Vergleich zum Vorjahr gut 7 Prozent zugelegt. Die Einkommen der Bürger können mit dieser Entwicklung nicht mithalten. Zwar wird der Anstieg dadurch relativiert, dass Kredite so günstig sind. Doch in vielen Großstädten geht diese Rechnung nicht mehr auf: Laut dem Kreditvermittler Interhyp zahlt ein Kunde unter anderem in Hamburg, München und Frankfurt heute eine höhere Monatsrate für seinen Baukredit als noch im Jahr 2010 – obwohl damals vier Prozent statt ein Prozent Zinsen üblich waren. Die Zinsersparnis kann die höheren Marktpreise nicht mehr kompensieren.
Es wäre wünschenswert, die Grunderwerbsteuer abzusenken, zumindest für einzelne Interessengruppen wie Familien oder Erstkäufer. Doch die Politik geht genau in die andere Richtung: Viele Bundesländer haben die Steuersätze bereits erhöht oder wollen dies zeitnah tun.
Darüber hinaus hat die Bundesregierung im Frühjahr eine verschärfte Richtlinie für Immobilien-Kredite eingeführt. Banken und Sparkassen lehnen nun häufiger Kreditanträge junger Familien ab, wenn beispielsweise ein Einkommen für die kommenden Jahre beispielsweise aufgrund eines Familienzuwachses unsicher erscheint. So wird Familien ein Weg zur Altersvorsorge versperrt, sagen Kritiker.