Gerade bei US-Unternehmensanleihen ergeben sich daher zurzeit interessante Einstiegsmöglichkeiten. Zu dieser Einschätzung kommt Janelle Woodward, President und Portfoliomanagerin bei der Institutional Fixed Income Boutique Taplin Canida & Habacht (TCH) unter dem Dach des kanadischen Investmentunternehmens BMO Global Asset Management.
Renditeaufschläge bei Unternehmensanleihen sind derzeit besonders hoch
„An den weltweiten Aktienmärkten sind die Kurse zu Jahresbeginn ebenso schnell gesunken wie die Investoren an Risikoappetit verloren haben“, sagt Woodward im aktuellen Marktausblick von TCH. „Vor allem aber haben die Kreditmärkte in einer Art und Weise negativ reagiert, die nicht mehr als vernünftig bezeichnet werden kann.“ Woodward zufolge haben sich dabei vor allem die Renditeaufschläge (Spreads) von Unternehmensanleihen stark ausgeweitet. „Die Bewertungen sind teilweise extrem geworden. Dabei sprechen die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA eigentlich für ein recht passables Umfeld für Unternehmen“, so die Expertin.
Nach Daten von TCH erreichten die risikoadjustierten Spreads von US-Unternehmensanleihen im Februar 210 Basispunkte. Damit lagen sie nahe ihres 30-Jahres-Hoch von 247 Basispunkten im Oktober 2002, wenn man die beiden Krisenjahre 2008 und 2009 ausgeklammert. „Erfahrungsgemäß fällt die Erholung dann ebenso sprunghaft aus wie die vorhergegangenen Einbrüche. Dies spricht unter Berücksichtigung der Transaktionskosten dagegen, aus dem OTC-Anleihemarkt kurzfristig aus- und später wieder einzusteigen“, erklärt Woodward. Ein Blick zurück zeige zudem, dass es mit einer entsprechend beweglichen Strategie kaum möglich sei, das Risiko im Portfolio nachhaltig zu senken. „Das Krisenjahr 2008 war zum Beispiel für US-Unternehmensanleihen das schlimmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Nimmt man jedoch die beiden Jahre 2008 und 2009 zusammen, lag der Mehrertrag bei 300 Basispunkten.“ Die TCH-Experten gehen außerdem davon aus, dass sich die negativen Erwartungen, die sich in den hohen Spreads manifestieren, nicht bewahrheiten werden.
Banken besser aufgestellt als vor der Finanzkrise von 2008
Dies gilt in besonderem Maße für die Banken, die in der jüngsten Abwärtsbewegung besonders stark an Wert verloren haben. „Es gibt handfeste Gründe, warum der Finanzsektor anders als 2008 kein Krisenbeschleuniger ist“, erläutert Woodward. Dazu zählt zum einen die bessere Kapitalausstattung der Institute. So lag laut Woodward die Eigenkapitalquote der Citigroup im vergangenen Jahr bei 10,5 Prozent, während sie 2007 nur 2,7 Prozent betrug. Die neuen Eigenkapitalregeln gemäß Basel III sorgten dafür, dass vor allem europäische Banken ihre Kreditausleihungen stärker als bisher mit Eigenmitteln unterlegten. Hinzu komme, dass die Banken durch die Aufsichtsbehörden seit der Finanzkrise erheblich strenger reguliert würden. In Folge dieser Entwicklung seien auch die Liquiditätsstandards für die Institute angehoben worden. Nicht zuletzt finanzierten sich die Banken heute auch viel stärker über Einlagen als noch vor ein paar Jahren. „Das verbesserte Kredit-/Einlagenverhältnis bedeutet, dass die US-Banken eine geringeres Finanzierungsrisiko haben als vor der Finanzkrise“, so Woodward.
Den Investoren raten die TCH-Experten im derzeitig volatilen Umfeld, Geduld zu beweisen und den Blick auf die langfristige Perspektive zu richten. „Bislang waren einzelne Segmente und Titel im Investment-Grade-Bereich günstig bewertet, sodass sich dort Einstiegsmöglichkeiten für Anleger geboten haben. Mittlerweile sind die Bewertungen am gesamten Markt für Unternehmensanleihen günstiger. Dadurch können Anleger in diesem Bereich attraktive Erträge erzielen. Zudem glauben wir, dass die Möglichkeit besteht, von den Investments zu profitieren, wenn die Bewertungen wieder zu einem vernünftigem Niveau zurückkehren und sich die Spreads dem anpassen.“