Allgemein

Der Ton wird rauer: Hassrede im Internet

ARAG Experten über rüde Umgangsformen im Netz, die sogar Straftatbestände erfüllen

Shafin_Protic / Pixabay

In Corona-Zeiten, in denen wir uns vermehrt im Netz tummeln, fällt sehr schnell auf, dass die Umgangsformen auf manchen Plattformen zu wünschen übriglassen: Es wird gegen Politiker gehetzt, Virologen werden beschimpft, gegen Maßnahmen wird gewettert. Dabei nehmen viele Nutzer kein Blatt vor den Mund, denn in der Anonymität des Netzes lässt es sich leicht pöbeln. Immer häufiger gehen die Kommentare nicht nur unter die Gürtellinie, sondern sind voller Hass. ARAG Experten über die so genannte Hate Speech und den schmalen Grat zwischen Meinungsfreiheit und Straftat.

Mehr Hass im Netz

Die Tendenz zu mehr Hass, Diskriminierung und Online-Betrug im deutschen digitalen Raum steigt seit einigen Jahren stetig. Auch Hate Speech (deutsch: Hassrede) nimmt zu (Digital Civility Index, 2020 von Microsoft). Vor allem die 14- bis 24-Jährigen scheinen auf Hassrede äußerst sensibel zu reagieren: 94 Prozent geben an, sie im Internet wahrgenommen zu haben. Immerhin: Gleichzeitig steigt der Anteil derer, die bereits Hassrede gemeldet haben, um fast das Doppelte von 34 auf 67 Prozent an (Studie im Auftrag der Landesanstalt für Medien NRW, 2020).

Was ist Hate Speech?

Die Definition von Hassrede ist sehr vage. Hate Speech ist kein feststehender, juristischer Begriff. Gemeint sind abwertende, menschenverachtende und volksverhetzende Inhalte im Internet, mit denen Menschen abgewertet, bedroht oder angegriffen werden, oder mit denen ganz allgemein zu Hass oder Gewalt aufgerufen wird.

Dabei geht es – wie im analogen Leben auch – beispielsweise um Rassismus und Fremdenfeindlichkeit, Sexismus, Homo- und Transfeindlichkeit, Vorurteile aufgrund der sozialen Herkunft oder die Diskriminierung aufgrund des Aussehens. Aber auch eine bestimmte Haltung zu Corona kann der Auslöser für Hassrede sein.

Wer ist betroffen?

Hate Speech kann sich gegen Personen und Personengruppen richten und auch jene treffen, die online und offline gegen Menschenfeindlichkeit eintreten, sich zivilgesellschaftlich engagieren oder – aktuell weit verbreitet – aus Sicht der Hassrede-Verfasser unpopuläre Ansichten zu Corona vertreten.

Wie kann man sich wehren?

Im ersten Schritt raten die ARAG Experten Betroffenen, sich an den Anbieter der Plattform zu wenden und diesen zur Löschung der Hassrede aufzufordern. Sind die Hate Speech-Kommentare gravierend, kann man eine Strafanzeige bei Polizei oder Staatsanwaltschaft stellen, dies ist auch anonym möglich. Handelt es sich um jugendgefährdende Inhalte, raten die ARAG Experten zur Meldung bei jugendschutz.net, einer von Jugendministerien gegründeten Plattform, oder der dazugehörigen Beschwerdestelle Hass im Netz .

Die Grenzen der Meinungsfreiheit

Die ARAG Experten weisen darauf hin, dass das Grundrecht der Meinungsfreiheit grundsätzlich auch im Internet gilt. Doch es gibt Grenzen, sowohl online als auch offline. Und sobald diese von Hassrede überschritten werden, kann ein Straftatbestand vorliegen, der für Kinder und Jugendliche ab 14 Jahren gilt. Dazu gehören z. B. Volksverhetzung, Bedrohung und die öffentliche Aufforderung zu Straftaten, aber auch Beleidigung, Verleumdung oder Nötigung. Außerdem drohen bei der sogenannten „Schmähkritik“ auch eine zivilrechtliche Unterlassungsklage und ggf. Ansprüche des Betroffenen auf Schadensersatz und Geldentschädigung.

Nett im Netz: Love Speech

Hand aufs Herz: Wann haben Sie jemandem das letzte Mal ein Kompliment gemacht? Oder Ihrem Gegenüber ein Lächeln geschenkt? Klar, unter der Maske ist es nicht leicht zu erkennen. Doch wenn das Lächeln die Augen erreicht, ist es selbst mit Mundschutz zu sehen. Und ein nettes Wort kann man jederzeit an jeden richten, analog oder digital. Und darum geht es bei Love Speech: Mit netten Worten und einem freundlicheren Umgangston den Raum für Hate Speech enger zu machen. In der Off- und in der Online-Welt. Love Speech ist eine Initiative von ‚Gesicht zeigen ‘ und wird u. a. gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren Frauen und Jugend.

Weitere interessante Informationen unter:
https://www.arag.de/service/infos-und-news/rechtstipps-und-gerichtsurteile/sonstige/

(ARAG)

print

Tags: , , , , ,

ASCORE Auszeichnung

Es gibt viele gute Tarife – für die Auszeichnung „Tarif des Monats“ gehört mehr dazu. Lesen Sie hier, was die ausgezeichneten Tarife zu bieten haben.

Tarife des Monats im Überblick

ETF-News

ETF-News

Aktuelle News zu börsengehandelten Indexfonds.

zu den News

Guided Content

Guided Content ist ein crossmediales Konzept, welches dem Leser das Vergleichen von Finanzprodukten veranschaulicht und ein fundiertes Hintergrundwissen liefert.

Die Ausgaben im Überblick

ESG Impact Investing

In jeder Ausgabe stellt "Mein Geld" ein UN-Entwicklungsziel und dazu passende Investmentfonds vor.

Un-Entwicklungsziele im Überblick

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mein Geld Newsletter

Melden Sie sich für unseren 14-tägigen Newsletter an.

zur Newsletteranmeldung

25 Jahre Mein Geld
Icon

Mein Geld TV

Das aktuelle Video

-
Welche Neuerungen gibt es zum BAV-Geschäft?

Im bAV Geschäft gibt es immer wieder neue Trends und verbesserte Tarife. Was können Berater und Vermittler für 202472025 erwarten?

zum Video | alle Videos
Icon

Mein Geld Magazin

Die aktuelle Ausgabe

Mein Geld 03 | 2024

Die Zeitschrift Mein Geld - Anlegermagazin liefert in fünf Ausgaben im Jahr Hintergrundinformationen und Nachrichten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Finanzen.

zur Ausgabe | alle Ausgaben