Ein neuer Bericht der Cass Business School, die eine breit angelegte Forschungsstudie zu den verschiedenen Protection Gap Entities (PGEs) in aller Welt durchgeführt hat.
2017 wüteten die Wirbelstürme Harvey, Irma und Maria in der Karibik und schwächten dabei die Wirtschaft vieler der kleinen Inseln. Selbst in reichen Ländern wie den USA waren die wirtschaftlichen Auswirkungen von Naturkatastrophen enorm. In jüngeren Jahren versetzten Erdbeben Mexiko einen herben Schlag, Frankreich erlebte die schlimmsten Regenfälle seit fünfzig Jahren, die zu Überschwemmungen in Paris führten, Taifune und Stürme fegten über die Philippinen und Hongkong hinweg und Flächenbrände verwüsteten weite Teile Kaliforniens und Australiens.
Der Bericht „Between State and Market: Protection Gap Entities and Catastrophic Risk“ (Zwischen Staat und Markt: Protection Gap Entities und Katastrophenrisiko) untersucht PGEs sowohl in Industrie- als auch in Entwicklungsländern, um ihre Rolle, ihre Auswirkungen und ihre Grenzen hinsichtlich des Risikomanagements und der Minderung der finanziellen Folgen einer Katastrophe zu erklären.
Die Leiterin der Forschungsstudie Professor Paula Jarzabkowski sagte: „Diese PEGs sind absolut entscheidend, um nach Katastrophen wie dem Wirbelsturm in der Karibik, den Überschwemmungen in Europa und den Terrorangriffen in Großbritannien globales Kapital als Unterstützung für die lokale Wirtschaft einzubringen.“
Die Versicherungslücke
Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen von Katastrophen steigen in der ganzen Welt an. Und die durch solche Unglücke verursachten wirtschaftlichen Verluste übertreffen den finanziellen Versicherungsschutz weit. Diese sogenannte Versicherungslücke (protection gap) führt dazu, dass rund 70 % der weltweiten Verluste aufgrund von Naturkatastrophen nicht versichert sind. Das entspricht 1,3 Billionen US-Dollar in den vergangenen zehn Jahren.
Allein 2017 wurden die nicht versicherten Verluste durch Wetterkatastrophen auf rund 180 Milliarden US-Dollar geschätzt. Gleichzeitig steigen auch andere Arten von Großrisiken durch Terrorismus, Cyberangriffe und Pandemien usw. an, ohne dass die Auswirkungen ausreichend finanziell abgedeckt wären.
Erholung von Katastrophen
Die soziale und wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit eines Landes sowie seine politische Stabilität hängen von seiner Fähigkeit ab, Katastrophen zu überwinden. Kurzfristig ist eine sofortige Bereitstellung finanzieller Mittel wichtig. Gelingt es nicht, der Wirtschaft nach einer Katastrophe schnell Kapital zuzuführen, stehen Menschenleben auf dem Spiel. Längerfristig sind der Wiederaufbau der Häuser, der Infrastruktur und der Unternehmen entscheidend für die Erholung. Durch das Füllen der Versicherungslücke kann diese finanzielle Erholung unterstützt werden.
Die Verbindung von Marktlösungen mit sozialen Zielen
In ihrem Bestreben, ihre sozialen Ziele in Bezug auf den Katastrophenschutz zu erreichen, setzen Regierungen verstärkt auf Marktlösungen wie innovative Maßnahmen für die Versicherung gegen potenzielle Verluste. Sie tun dies durch die Gründung von Protection Gap Entities (PGEs), die zwischen dem Staat und dem Markt aktiv sind und neuartige Lösungen und Programme entwickeln, um nach einer Katastrophe globales (Rück-)Versicherungskapital zu mobilisieren.
Zentrale Erkenntnisse
Der Bericht zeigt:
- die strategischen Auswirkungen verschiedener Arten von PGEs
- wie sie am besten eingesetzt werden, aber auch ihre unbeabsichtigten Folgen
- wie sie weiterentwickelt werden können, um Gesellschaft und Regierungen beim Schutz vor den wachsenden Bedrohungen durch Natur- und von Menschenhand verursachten Katastrophen zu unterstützen.
Professor Jarzabkowski fügt hinzu: „Dieser Bericht ist ein Aufruf an alle Beteiligten, Sektoren und Länder, die bereits existierenden PGEs besser zu nutzen, um der zunehmenden Bedrohung durch Natur- und von Menschenhand verursachte Katastrophen und der wachsenden Versicherungslücke entgegenzuwirken.“
(Cass Business School)