Bundesinnenministerin Nancy (SPD) hat sich wenige Wochen vor Beginn der WM deutlich von der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar distanziert. „Für uns als Bundesregierung ist das eine total schwierige Vergabe“, sagte Faeser dem ARD-Magazin Monitor. Die Bundesregierung sei überzeugt, dass die Vergabe von sportlichen Großereignissen an Kriterien geknüpft gehöre, „nämlich an die Einhaltung der Menschenrechte, an Nachhaltigkeitsprinzipien“. Von Monitor konkret angesprochen auf die Entscheidung, Katar die Fußball-Weltmeisterschaft ausrichten zu lassen, sagte Faeser: „Es gibt Kriterien, an die sich gehalten werden muss und dann wäre es besser, dass das nicht in solche Staaten vergeben wird.“
Das Interview fand den Angaben zufolge vor einer Reise von Faeser und dem Präsidenten des Deutschen Fußball-Bundes, Bernd Neuendorf, nächste Woche nach Katar statt. Dort wolle sie sich über die Situation der Menschenrechte informieren. Die Ministerin wolle die Meinung der Zivilgesellschaft hören, ob Fortschritte erzielt worden seien, sagte sie.
Seit der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an das Emirat sind der Weltfußballverband FIFA und das Gastgeberland heftiger Kritik ausgesetzt: Tausende tote Arbeiter an den Baustellen der WM-Spielstätten, weiterhin fehlende Rechte für Homosexuelle und Frauen und die systematische Ausbeutung von Migranten stehen im Zentrum der Kritik.
Von dieser Reise wolle es die Ministerin, in deren Zuständigkeitsberei ch der Dpitzensport fällt, abhängig machen, ob sie sich WM-Spiele anschaue: „Ehrlich gesagt hat man natürlich mehr Lust auf Fußball-Weltmeisterschaft, wenn sie im Sommer stattfindet und zu Abendzeiten“, so Faeser.
DFB-Präsident Neuendorf hatte sich zuletzt gegen einen Boykott der bevorstehenden Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ausgesprochen. Stattdessen warb er für einen offenen Diskurs. „Wenn die WM beginnt, steht das Sportliche im Mittelpunkt. Aber wir müssen klar sein in der Positionierung, wenn es um gesellschaftliche und politische Verhältnisse in Katar geht“, sagte Neuendorf am Mittwoch dem SWR. Der 61-Jährige freut sich auf das sportliche Großereignis, sieht aber gleichzeitig auch eine Verantwortung für den DFB und die deutsche Nationalmannschaft.
uwelehmann/ surpress