Rund 5 Billionen Euro an Investitionen sind einer Studie zufolge insgesamt erforderlich, damit Deutschland wie angestrebt im Jahr 2045 klimaneutral wird. „Das ist eine gewaltige Summe, aber es ist machbar. Damit die Herausforderung gelingt, müssen öffentliche Investitionsmittel zielgerichtet eingesetzt und private Investitionen mobilisiert werden“, sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.
KfW-Studie: 5 Billionen Investitionen für Klimaneutralität
Deutschland will bis zum Jahr 2045 klimaneutral werden. Für das Klimaziel ist nicht nur ein Umbau in allen Wirtschaftssektoren erforderlich, sondern auch ein enormer Investitionsschub, so eine Studie der KfW.
Das Klimaziel erfordere eine umfangreiche Transformation in allen Wirtschaftssektoren, vom Verkehr über die Industrie bis hin zu den privaten Haushalten, hieß es in der vom Prognos Institut, Nextra Consulting und dem Institut für nachhaltige Kapitalanlagen (NKI) für die KfW erstellten Studie.
Prognos ermittelte, dass von 2020 bis 2050 insgesamt etwa 4,5 Bio. Euro beziehungsweise durchschnittlich rund 144 Mrd. Euro pro Jahr in den Klimaschutz investiert werden müssen, um eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 87 Prozent (gegenüber 1990) zu erreichen. Das sind etwa 3,8 % des BIP pro Jahr. Etwa die Hälfte dieser Summe entfällt auf den Verkehrssektor. Der Rest verteilt sich auf die Sektoren Energie (19 %), Industrie und Private Haushalte mit jeweils 14 Prozent sowie Gewerbe, Handel, Dienstleistungen (5 %). Der Anteil der Klimaschutzinvestitionen an den Gesamtinvestitionen bis 2050 liegt über alle fünf Sektoren bei etwa 23 %. Am höchsten liegt der Klimaschutzanteil beim Verkehr (61 %) und bei der Energiewirtschaft (55 %).
Zur Erreichung vollständiger Klimaneutralität bis 2050 sind weitere Klimaschutzinvestitionen in einer Größenordnung von insgesamt 506 Mrd. Euro (Obergrenze) erforderlich. Damit betragen die erforderlichen Klimaschutzinvestitionen bis 2050 in Summe rund 5,0 Bio. Euro.
Die berechneten Klimaschutzinvestitionen bilden praktisch alles ab, was für die Transformation finanziert werden muss und damit grundsätzlich für Green Finance in Betracht kommt. Sie sind definiert als Summe aller erforderlichen Investitionen, die zur Reduktion der THG-Emissionen beitragen.
Viele dieser Investitionen wären ohnehin angefallen und in der Referenzentwicklung getätigt worden. Sie werden nun aber für klimafreundliche Anschaffungen verwendet und damit als Klimaschutzinvestitionen klassifiziert (z. B. zuvor Kauf eines Pkw mit Verbrennungsmotor, nunmehr Kauf eines Elektrofahrzeugs). Aufgrund methodischer und datenseitiger Einschränkungen sowie bisher ungeklärter Abgrenzungsfragen, welche Investitionen als „grün“ klassifiziert werden, ist nur eine Grobabschätzung der Klimaschutzinvestitionen möglich.
Staat muss Anreize für „grüne“ Finanzierungen schaffen
Aufgrund der Investitionsrationalitäten der betroffenen Akteure sowie der jeweiligen Rahmenbedingungen werden die erforderlichen Klimaschutzinvestitionen oft in zu geringem Ausmaß, zu spät oder gar nicht getätigt. Daher sind stärkere Investitionsanreize und veränderte Rahmenbedingungen nötig. Die öffentliche Hand sollte zum einen ihre Vorbildfunktion stärker wahrnehmen und bei der Umsetzung der erforderlichen Investitionen vorangehen, z. B. durch die energetische Sanierung öffentlicher Gebäude und die Elektrifizierung des öffentlichen Fuhrparks.
Zum anderen obliegt ihr die Schaffung förderlicher Rahmenbedingungen und Finanzierungsmöglichkeiten– auch und gerade im Bereich Green Finance. Dies umfasst unter anderen Förderinstrumente wie Zinsvergünstigungen, Zuschüsse und Haftungsfreistellungen zur Abmilderung von Investitionshemmnissen. Dabei erfordern die Heterogenität der Akteursgruppen sowie die Spezifität der Investitionsgegenstände und -hemmnisse eine zielgerichtete Ansprache der Akteure.
Krise als Chance – die Weichen Richtung Green Finance stellen
Deutschland hat infolge der Corona-Krise die zweitstärkste Rezession der Nachkriegszeit erfahren. Bisher sind längerfristige Veränderungen im Hinblick auf Investitionstätigkeit aber nicht absehbar. Die Finanzierungsbedingungen sind weiterhin attraktiv und die Mittel aus dem Corona-Hilfspakt dürften bestimmte Klimaschutzinvestitionen teilweise (zusätzlich) finanziell anreizen.
Die im Mai 2021 vom Bundeskabinett beschlossene Deutsche Sustainable Finance-Strategie und weitere politische Vorhaben wie die Entwicklung einer europäischen Taxonomie für grüne Aktivitäten und Finanzprodukte sowie Überlegungen der EZB, vom Prinzip der Marktneutralität zugunsten grüner Anleihen abzuweichen, könnten die Entwicklung des Green-Finance-Marktes zudem weiter vorantreiben. Politik und Finanzwirtschaft sollte die gegenwärtige Krise auch als Chance begreifen Deutschland als Standort für Green Finance zu etablieren.
KfW: www.kfw.de/kfw.de
uwelehmann/ surpress