Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach empfiehlt auch Menschen unter 60 Jahren eine vierte Corona-Impfung. „Wenn jemand den Sommer genießen will und kein Risiko eingehen will zu erkranken, dann würde ich in Absprache natürlich mit dem Hausarzt auch Jüngeren die Impfung empfehlen“, sagte Lauterbach dem „Spiegel“. „Dann hat man einfach eine ganz andere Sicherheit.“ Das Long-Covid-Risiko sei „deutlich reduziert für ein paar Monate“, ebenso wie das Infektionsrisiko, sagte Lauterbach.
Einen an Omikron angepassten Impfstoff könnten die Menschen auch nach der vierten Impfung nehmen. Einen solchen Impfstoff könnte es Ende August oder Anfang September geben, das hänge aber von der Zulassung ab, sagte der Gesundheitsminister.
Lauterbach geht damit über die Empfehlungen von EU und Ständiger Impfkommission hinaus. Die EU hatte am Montag eine zweite Auffrischungsimpfung für Menschen ab einem Alter von 60 Jahren empfohlen. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) bislang eine zweite Booster-Impfung für Menschen ab 70 Jahren, Risikopatienten sowie Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeeinrichtungen und Beschäftigte im medizinischen Bereich und in Pflegeeinrichtungen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz heute Morgen mit 719,2 an. Am Vortag hatte der Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche bei 720,4 gelegen. Allerdings liefert die Inzidenz kein vollständiges Bild der Infektionslage. Experten gehen seit einiger Zeit von einer hohen Zahl nicht vom RKI erfasster Fälle aus – vor allem, weil bei weitem nicht alle Infizierten einen PCR-Test machen lassen.
Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) räumte derweil ein, dass derzeit eine Durchseuchung der Bevölkerung stattfinde. Trotzdem zeigte sie sich optimistisch. „Ich sehe alles in allem dem Herbst relativ gelassen entgegen“, so die Bundestagspräsidentin. Mit Blick auf mögliche Schutzmaßnahmen für den Herbst nannte Bas eine Maskenpflicht in Innenräumen. Das sei im Winter auch wegen anderer Infektionskrankheiten angeraten. „Und die vierte Impfung dürfte dann für viele sinnvoll sein“,ist Bas überzeugt.
uwelehmann/ surpress