Das Schlimmste, nämlich die Überforderung des Gesundheitssystems, habe bislang vermieden werden können, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel bei einer Regierungserklärung am Donnerstagmorgen im Deutschen Bundestag. Das sei „ein erster Erfolg, aber noch kein nachhaltiger Erfolg“. Das Ziel bleibe deshalb, die Infektionszahlen so weit zu senken, dass die Gesundheitsämter wieder in der Lage seien, Infektionsketten zu erkennen und zu durchbrechen – mit einer Inzidenz von kleiner als 50 pro 100.000 Einwohnern in sieben Tagen. Deshalb werden die am 2. November beschlossenen Einschränkungen fortgeführt, an einigen Stellen durch zusätzliche Maßnahmen präzisiert und verstärkt. Das hatten Bund und Länder am Mittwoch beschlossen. Von einem großen Wurf kann jedoch nach Ansicht zahlreicher Experten dabei nicht gesprochen werden. Vielen Virologen gehen die Maßnahmen nicht weit genug.
Merkel betonte, der wichtigste Schutz bleibe, Abstand zu halten. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes senke zwar das Risiko einer Infektion und sei ein Schutz, aber keine Sicherheit, dass es nicht zu einer Ansteckung kommen könnte. Auch für die Corona-Warn-App, von der es seit kurzem eine neue Version gibt, warb die Kanzlerin ausdrücklich, da diese zusätzlich helfe, Infektionsketten zu identifizieren.
„Der Winter wird schwer, aber er wird enden“
Für die Sonderregelung für die Zeit vom 23. Dezember bis zum 1. Januar appellierte die Kanzlerin an die Eigenverantwortung der Bürger zu entscheiden, ob die Möglichkeit von Treffen mit bis zu zehn Personen voll ausgeschöpft werden müsste. Wichtig sei, dass auch die Menschen in Alters- und Pflegeheimen nicht allein seien. „Es ist wichtig, dass wir in diesen Zeiten nicht nur an die eigene Familie denken, sondern an die, die es in dieser Zeit wirklich sehr sehr schwer haben“, so Merkel. Gerade die Lockerungen über Weihnachten und noch mehr über Silvester stehen jedoch stark in der Kritik. „Weihnachten wird für manche zum Todesrisiko“, ist Weltärztepräsident Frank Ulrich Montgomery überzeugt.
„Der Winter wird schwer, aber er wird enden“, betonte die Kanzlerin abschließend. Deshalb wünsche sie „uns allen, dass wir mehr denn je miteinander und füreinander einstehen“. „Wenn wir das beherzigen, werden wir aus der Krise kommen.“ Unklar ist jedoch weiterhin – der Lockdown Light wurde bis zum 20. Dezember verlängert – wie es nach den Feiertagen im Winter überhaupt weitergehen wird. Eine überzeugende Perspektive für die Menschen und auch für die von der Pandemie besonders stark betroffenen Branchen fehlt bisher.
uwelehmann/surpress