Die rund 50 Soldaten, die eine der beiden Bosporus-Brücken, die in Istanbul Asien und Europa verbinden, besetzt hatten, verließen ihre Panzer, legten ihre Waffen nieder und ergaben sich. Zuvor hatte die örtliche Polizei bereits rund 30 Soldaten in der Nähe des Taksim-Platzes in entwaffnet und in Gewahrsam genommen. Insgesamt wurden mehr als 1.563 Militärangehörige in der gesamten Türkei festgenommen. Bis jetzt wurden fünf Generäle und 29 Obristen wurden ihres Kommandos enthoben.
Wie die Nachrichtenagentur Anadolu meldet, wurde General Ümit Dündar komissarisch zum Chef des Generalstabs ernannt und eingesetzt. Hulusi Akar, der bisherige Chef des Generalstabs, wurde am Samstagmorgen aus den Händen der Putschisten befreit und befindet sich „an einem sicheren Ort“.
Staatspräsident Recep Tayyip Erdoğan flog aus dem Urlaubsort Marmaris an der Südwestküste nach Istanbul. Auf dem wiedereröffneten Flughafen Atatürk bezeichnete er den Putsch am frühen Samstagmorgen als “Hochverrat”. Die Verantwortlichen würden einen hohen Preis zahlen und er wird im Militär ordentlich aufräumen. In der Nacht meldete sich Erdoğan via FaceTime bzw Smartphone und forderte sein Volk auf, auf die Straße zu gehen.
Durch den Putschversuch in der Türkei haben nach Angaben des Militärs wohl insgesamt 194 Menschen ihr Leben verloren. Unter den Toten seien 90 Zivilisten und 104 Putschisten, sagte der kommissarisch zum Militärchef ernannte General Ümit Dündar.
Das Auswärtige Amt ruft Reisende in Istanbul und Ankara zu äußerster Vorsicht auf. Das gelte insbesondere auf öffentlichen Plätzen und für Menschenansammlungen. Bei unklarer Lage rät das Auswärtige Amt, Wohnungen und Hotels im Zweifel nicht zu verlassen und die Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen.
Jan Schröter