Lebensmittelverschwendung ist „die dunkle Seite unseres Ernährungssystems“, wie Clément Maclou, Portfoliomanager Thematic Equities ODDO BHF Schweiz SA, in einem aktuellen Marktkommentar ausführt. Danach landen weltweit jährlich 1,3 Milliarden Tonnen beziehungsweise ein Drittel aller weltweit produzierten Lebensmittel im Müll.
Gleichzeitig nehme die derzeit auf ca. 800 Millionen geschätzte Zahl der an Hunger leidenden Menschen weltweit zu. Der Krieg in der Ukraine dürfte das Problem durch Ausfälle in der Produktion von Lebensmitteln noch massiv verschärfen.
Lösungen wie Verbraucher-Sensibilisierung und Technologie-Einsazt
Die Vermeidung von Lebensmittelverschwendung spielt Maclou zufolge eine Schlüsselrolle beim Kampf gegen den Hunger in der Welt. Sowohl die Welternährungsorganisation FAO als auch die Vereinten Nationen schlagen Lösungen vor, darunter die Sensibilisierung von Verbrauchern, der Einsatz von mehr Technologie, die Schulung von Landwirten, die Einführung neuer Arbeitsmethoden sowie bewährte Verfahren beim Umgang mit Lebensmitteln.
Daher bieten sich Maclou zufolge attraktive Anlagechancen bei Aktien von Unternehmen, die Lösungen zur Reduzierung der Lebensmittelverschwendung entwickeln, aber auch darüber hinaus.
„Die Zukunft der Ernährung muss die Lebensmittelverschwendung hinter sich lassen und auf neue, innovative Lösungen im Nahrungsmittelbereich setzen. Immer mehr Unternehmen nehmen sich dieser Herausforderung an und bilden damit die Grundlage für ein langfristiges Thema auch für Anleger“, schreibt der Experte.
Verwertung der Lebensmittelabfällen
„Wir sind auf sehr innovative Lösungen gestoßen, die von Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette angeboten werden. Es gibt zum einen Lebensmittelunternehmen mit proaktivem Umgang mit Lebensmittelabfällen, also der Verwertung der Lebensmittelabfälle. Daneben gibt es auch Unternehmen, die über verbesserte Konservierungsverfahren konkrete Lösungen zur Verringerung von Lebensmittelverschwendung bereitstellen.“
So sieht er das niederländische Unternehmen Corbion, einer der Weltmarktführer im Bereich der natürlichen Fleischkonservierung, und dessen irischen Wettbewerber Kerry, der als unbedenklich gekennzeichnete Inhaltsstoffe zum Schutz und Konservierung von Lebensmitteln anbiete, als gut positioniert, um von dem Umdenken zu profitieren.
Alle Erzeugnisse von Lebensmittelverschwendung betroffen
Auch die Verpackung spiele bei der Lebensmittelkonservierung eine Rolle, denn eine mangelhafte Verpackung beeinträchtige die Qualität der Produkte. Das deutsche Unternehmen GEA hab ein einzigartiges nicht-invasives System entwickelt, mit dem Sauerstoffgehalt und Intaktheit der Versiegelung überwacht werden könnten.
Alle Erzeugnisse seien von Lebensmittelverschwendung betroffen. „In der gesamten Wertschöpfungskette vom Erzeuger bis zum Verbraucher kommt es aus unterschiedlichen Gründen zu Verschwendung“, erläutert der Investmentexperte.
„In der Vertriebsphase beispielsweise werden Lebensmittel weggeworfen, weil dies bei Fehlen eines unmittelbaren Abnehmers billiger ist, als für Transport- und Kühlkosten zu zahlen.“ Lebensmittelverluste entstehen, wenn Lebensmittel den Endverbraucher aufgrund unbeabsichtigter Faktoren wie eine ineffiziente Infrastruktur in der Lieferkette oder Ernte- und Produktionsverluste gar nicht erst erreichen.
Drittgrößter Treibhausgasemittent
„Die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung verbessert die Ernährungssicherheit, spart Geld und trägt zur Bekämpfung des Klimawandels bei. Die Verschwendung derartiger Mengen an Lebensmitteln ist auch ein ökologisches Problem“, unterstreicht der Experte von ODDO BHF Schweiz SA.
Die Reduzierung der Lebensmittelverschwendung sorge auch dafür, dass Land-, Wasser- und andere natürliche Ressourcen und Abfallentsorgungssysteme weniger beansprucht werden.
Die Erzeugung der verschwendeten Lebensmittel erfordert die dreifache Wassermenge des Genfer Sees und verbraucht mit 1,4 Milliarden Hektar fast ein Drittel der weltweiten landwirtschaftlichen Nutzfläche.“
Die durch Lebensmittelverluste und -verschwendung verursachte Treibhausgasemissionen machen laut Angaben der Vereinten Nationen acht bis zehn Prozent aller weltweiten Emissionen aus. Zum Vergleich: Es gibt nur zwei Länder, die mehr Emissionen verursachen – China und die USA.
(ODDO BHF)