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Sonntagsfrage: CDU/CSU deutlich vorn

Drei Monate vor der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar 2025 deutet alles auf einen klaren Sieg der CDU/CSU hin

Die ehemaligen Ampel-Parteien müssen derzeit mit erheblichen Verlusten rechnen. Doch wer sind derzeit die Unterstützerinnen und Unterstützer der Parteien? Welche Potenziale haben die Parteien in der Bevölkerung? Welche Themen sind den Wählerinnen und Wählern wichtig, und wie verändern sich deren Prioritäten? Diesen und weiteren Fragen ist die Data & Analytics Group YouGov in Kooperation mit dem SINUS-Institut in einer repräsentativen Online-Befragung nachgegangen.

Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, würden 33 Prozent der Wählerinnen und Wähler der CDU/CSU ihre Stimme geben. Mit deutlichem Abstand folgt die AfD mit 19 Prozent. Die SPD würden 15 Prozent wählen, die Grünen 12 Prozent, das BSW käme auf 7 Prozent. Um den Einzug in den Bundestag zittern müssen die FDP mit 5 Prozent und die Linke mit 3 Prozent. Die sonstigen Parteien liegen zusammen bei 7 Prozent.

Dies ist das Ergebnis der aktuellen Sonntagsfrage von YouGov, für die 2.193 Wahlberechtigte in einer repräsentativen Online-Befragung zwischen dem 08.11. und 12.11.2024 befragt wurden. Von ihnen äußerten 1.805 Personen (82 Prozent) eine konkrete Wahlabsicht. Die restlichen 18 Prozent zählen zu den Nichtwählern, sind noch unentschlossen oder machten bei der Frage zur Wahlabsicht keine Angabe.

Das aktuelle Stimmungsbild offenbart eine breite Zustimmung für die Unionsparteien: CDU/CSU führen aktuell in allen Geschlechter-, Alters- und Bildungsgruppen. Politische Einstellungen und Wahlverhalten hängen jedoch stärker mit Werten zusammen als mit soziodemografischen Faktoren. Das legt die Analyse im Gesellschaftsmodell der Sinus-Milieus offen, das die deutsche Bevölkerung vor dem Hintergrund ihrer Werte, Lebensstile und der sozialen Lage in zehn „Gruppen Gleichgesinnter“ einteilt. Entsprechend konkurriert die Union je nach Bevölkerungsgruppe mit unterschiedlichen Parteien.

CDU/CSU liegen vorne – sogar bei jungen und progressiven Wählergruppen

CDU/CSU würden bei einer Bundestagswahl in sieben von zehn Sinus-Milieus gewinnen. „Auf ihre Stammwählergruppen können sie sich verlassen: Das Zentrum der CDU/CSU liegt beständig im Milieu der Konservativ-Gehobenen, der strukturkonservativen Elite unserer Gesellschaft. Hier würden weit überdurchschnittliche 47 Prozent der Befragten die Union wählen. Hohe 38 Prozent erreicht die Union weiterhin in ihren Stammmilieus der Performer, das sind die erfolgsorientierten Fortschrittsoptimisten hierzulande, und bei den Traditionellen, der Sicherheit und Ordnung liebenden älteren Generation“, sagt Dr. Silke Borgstedt, Geschäftsführerin des SINUS-Instituts.

Im Vergleich zu früheren Milieu-Analysen ist auffällig, dass die Unionsparteien derzeit auch Wähler aus jungen und progressiven Milieus überzeugen können. Konkret: In den Zukunftsmilieus der Expeditiven und Neo-Ökologischen, wo die Grünen bei der Bundestagswahl 2021 weit überdurchschnittlich abschnitten, liegen die Unionsparteien mit 36 Prozent bzw. 40 Prozent nun klar vorne.

In der Mitte der Gesellschaft ist die AfD die stärkste Konkurrenz der Union

Die Analyse nach Sinus-Milieus zeigt auch, dass sich CDU/CSU je nach Milieu mit unterschiedlichen Konkurrenten auseinandersetzen muss. So ist in den Milieus der gesellschaftlichen Mitte die AfD die größte Konkurrentin der Unionsparteien. Besonders deutlich wird dies in der modernen Mitte der Adaptiv-Pragmatischen. Hier gewinnen CDU/CSU mit 30 Prozent, aber die AfD folgt dicht mit 28 Prozent. In der alten Mitte der Nostalgisch-Bürgerlichen liegt die AfD mit 34 Prozent vor der CDU/CSU mit 29 Prozent. Dr. Silke Borgstedt erläutert: „So unterschiedlich die beiden Mitte-Milieus jeweils ticken, sie eint eine starke Zukunftsverunsicherung und Transformationsenttäuschung. Die Menschen in den Mitte-Milieus sorgen sich besonders stark vor steigenden Lebenshaltungskosten, unsicheren wirtschaftlichen Perspektiven und möglichen Folgen der Zuwanderung“. Im Milieu der Prekären ist der Zuspruch für die AfD am größten (47 Prozent).

Die Ampel-Parteien haben Probleme, vorhandene Wählerpotenziale auszuschöpfen

Die ehemaligen Ampel-Parteien haben seit der Bundestagswahl 2021 in nahezu allen Milieus an Zuspruch verloren. Dr. Silke Borgstedt gibt einen Überblick: „Die Grünen können derzeit vor allem ihr Stammmilieu der Postmateriellen gewinnen (41 Prozent) und legen hier ordentlich zu. Gleichzeitig haben sie in den progressiven Milieus massiv verloren. Die SPD scheint auf den ersten Blick unsichtbar, da sie keine ausgeprägte Stammwähler-Milieus mehr hat, rangiert aber in vielen Milieus auf Platz zwei oder drei. Die FDP fällt mittlerweile in einigen Milieus unter die 5-Prozent-Marke.“

Zudem gelingt es den Ampel-Parteien nur bedingt, ihr vorhandenes Wählerpotenzial auszuschöpfen. Das zeigt sich bei der Frage, welche Parteien die Befragten sich grundsätzlich (also „sicher“ oder „vielleicht“) vorstellen können zu wählen, wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre. Unter den drei Ampelparteien aktivieren die Grünen noch am besten potenzielle Wählerinnen und Wähler: So können sich 27 Prozent der Wahlberechtigten grundsätzlich vorstellen, die Grünen zu wählen, doch nur 12 Prozent äußern eine konkrete Wahlabsicht in der aktuellen Sonntagsfrage (Potenzialausschöpfung: 44 Prozent). Bei der SPD liegt die Potenzialausschöpfung bei 42 Prozent (Sonntagsfrage: 15 Prozent vs. Potenzial: 36 Prozent), bei der FDP bei 29 Prozent (Sonntagsfrage: 5 Prozent vs. Potenzial: 17 Prozent).

Demgegenüber haben CDU/CSU und AfD deutlich weniger „Luft nach oben“. Die AfD kommt auf eine Potenzialausschöpfung von 73 Prozent (Sonntagsfrage: 19 Prozent vs. Potenzial: 26 Prozent). Das Potenzial der Unionsparteien liegt deutlich höher, denn 47 Prozent der Wahlberechtigten zeigen sich grundsätzlich offen für diese Parteien, und 33 Prozent äußern in der Sonntagsfrage eine entsprechende Wahlabsicht (Potenzialausschöpfung: 70 Prozent).

Wichtigste Themen: Wirtschaft gewinnt gegenüber Einwanderung an Wichtigkeit

Welche Themen sind für Wählerinnen und Wähler wichtig? YouGov fragt jeden Monat Wahlberechtigte, welches das wichtigste Thema ist, um das sich Politikerinnen und Politiker in Deutschland kümmern sollten.

Im Rückblick ist das Jahr 2024 stark geprägt vom Thema „Einwanderung und Asylpolitik“. In der Spitze nannten im September 2024 jede/r Dritte (33 Prozent) „Einwanderung und Asylpolitik“ als wichtigstes Thema. Im November allerdings hat sich die Agenda weg von „Einwanderung und Asyl“ hin zum Thema „Wirtschaft“ verschoben. Zwar bleibt „Einwanderung und Asyl“ das am häufigsten genannte Thema, seine Relevanz geht aber um neun Prozentpunkte zurück (32 Prozent im Oktober, 23 Prozent im November). Mit 23 Prozent nennen im November so wenige Menschen wie seit April 2024 (21 Prozent) nicht mehr „Einwanderung und Asylpolitik“ als wichtigstes Thema.

Das Thema „Wirtschaft“ gewinnt dagegen deutlich an Relevanz: Rund jeder Sechste (14 Prozent) nennt es im November als wichtigstes Thema. Dies ist der höchste Wert in den letzten zwei Jahren. Gegenüber Oktober (8 Prozent) hat sich der Anteil der Wählerinnen und Wähler, für die das Thema am wichtigsten ist, fast verdoppelt.

Themenprioritäten verschieben sich in den Wählergruppen

Für Wählerinnen und Wähler von CDU/CSU und SPD hat „Wirtschaft“ das Thema „Einwanderung und Asylpolitik“ als Top-Thema abgelöst. Im November ist für 23 Prozent der aktuellen CDU/CSU-Wählerinnen und -Wähler „Wirtschaft“ das wichtigste Thema, „Einwanderung und Asyl“ für 22 Prozent. Dagegen hat im Oktober ein Drittel (34 Prozent) der CDU/CSU-Wählerinnen und -Wähler „Einwanderung und Asyl“ als wichtigstes Thema genannt und nur 12 Prozent „Wirtschaft“.

Bei SPD-Wählerinnen und -Wählern zeigt sich die Themenverschiebung noch deutlicher: Rund jede/r Sechste (16 Prozent) nennt im November „Wirtschaft“ als wichtigstes Thema, nur noch jede/r Zehnte „Einwanderung und Asyl“. Im Oktober war dieses Verhältnis noch umgekehrt („Wirtschaft“: 9 Prozent, „Einwanderung und Asyl“: 17 Prozent). Anders bei AfD-Wählerinnen und -Wählern: In dieser Wählergruppe ist „Einwanderung und Asylpolitik“ auch im November mit Abstand das wichtigste Thema (November: 55 Prozent, Oktober: 60 Prozent), „Wirtschaft“ gewinnt nur leicht an Relevanz (November: 11 Prozent, Oktober: 8 Prozent).

Frieder Schmid, Account Director Political Research bei YouGov, ordnet die Zahlen folgendermaßen ein: „Die unsichere gesamtwirtschaftliche Entwicklung, die Krise der Automobilwirtschaft und die Diskussion über eine Wende in der Wirtschaftspolitik hinterlassen Spuren. Bürgerinnen und Bürger sind zunehmend verunsichert und sorgen sich um die wirtschaftliche Situation in Deutschland. Das Thema „Wirtschaft“ ist jetzt bei den Wählerinnen und Wählern angekommen, und es wird eines der Themen sein, das den Wahlkampf zur Bundestagswahl prägen wird – offen ist noch, in welchem Maße.“

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