Einen Tag nach der Steuersenkung stiegen die Spritpreise in Deutschland bereits wieder. Am Donnerstagvormittag lagen sowohl Diesel als auch Superbenzin der Sorte E10 einige Cent oberhalb der Preise vom Mittwochvormittag, wie der ADAC mitteilte. So kostete E10 um 10.50 Uhr im bundesweiten Durchschnitt 1,896 Euro pro Liter. Das sind 3,7 Cent mehr als 24 Stunden zuvor. Diesel kostete 1,951 Euro: 3,3 Cent mehr.
Dabei war der Steuervorteil – bei Superbenzin sind es 35,2 Cent pro Liter, bei Diesel 16,7 – schon am Mittwoch nicht komplett bei den Autofahrern angekommen. „Eigentlich müsste es weiter nach unten gehen, stattdessen steigen die Preise aktuell aber“, sagte ADAC-Kraftstoffmarkt-Experte Christian Laberer. Der Anstieg sei nicht gerechtfertigt – zumal der Ölpreis zuletzt gesunken sei und an den Tankstellen inzwischen immer mehr steuerreduzierter Kraftstoff ankomme. Ganz grundsätzlich hält Laberer die aktuellen Preise für deutlich zu hoch.
Schon vor der Steuersenkung sei beispielsweise E10 seiner Einschätzung nach um etwa 20 Cent zu teuer gewesen. Und nun werde auch die Entlastung nicht komplett weitergegeben. „Bei Super E10 müsste ein fairer Preis rund 55 Cent unterhalb des Preises vom Dienstag liegen“, schätzt er , „also bei etwa 1,60 pro Liter.“ Laberer befürchtet, dass sich diese Lücke nicht schnell schließen wird. Die Preise müssten sinken, aber es bestehe die Gefahr, dass das nicht passiere. Gerade jetzt vor der Pfingstreisewelle, seien viele Menschen gezwungen zu tanken, so der Experte
Kartellamt schaut genau hin
Das Kartellamt will die Lage genau beobachten. Allerdings hat die Behörde nur einen begrenzten Handlungsspielraum und kann beispielsweise keine Preise festlegen; sie kann aber missbräuchliches Verhalten sanktionieren. „Die Konzerne sind nicht verpflichtet, die Steuersenkungen an die Autofahrerinnen und Autofahrer weiterzugeben“, so das Kartellamt.
Die Mineralölbranche selbst hatte vor Start des Tankrabatts betont, dass die Steuersenkung die Tankstellenbetreiber vor immense Herausforderungen stelle. Der Verband Fuels und Energie (En2X) hob hervor, dass Kraftstoffe, die bis zum Stichtag am 1. Juni in die Tanks der Tankstellen gefüllt wurden, noch mit dem normalen Steuersatz belegt waren. Denn die Steuersenkung greift nicht erst an der Tankstelle, sondern bereits früher in der Lieferkette, bei Tanklagern und Raffinerien.
uwelehmann/ surpress