2018 war das schlechteste Aktienjahr seit der Finanzkrise im Jahr 2008: -18,26 Prozent beim DAX, -11,06 Prozent beim MSCI World. Dieser Umstand dürfte viele Anleger verunsichert und womöglich dazu veranlasst haben, sich von Anteilen zu trennen. Die langfristigen Zahlen sprechen dagegen eine ganz andere Sprache: Auf Sicht von 10 Jahren hat der DAX beispielsweise eine Performance von 8,2 Prozent pro Jahr erzielt, auf Sicht von 20 Jahren sind es – trotz zwischenzeitlicher Finanzkrise – rund 3,8 Prozent pro Jahr.
Die Hamburger Sutor Bank ist der hypothetischen Frage nachgegangen, ob möglicherweise eine Anpassung der Jahresbetrachtung zu erfreulicheren Ergebnissen für Anleger führen könnte – und damit aus börsenpsychologischer Sicht allzu große Nervosität und Handlungsdruck vermeiden könnte. Dazu hat die Sutor Bank als Exempel das zeitlich versetzte chinesische Jahr gewählt, das stets entweder im Januar oder Februar unserer Kalendereinteilung beginnt und im Januar oder Februar wiederum endet. Jedes Jahr steht im Zeichen eines Tieres – insgesamt 12 Tierkreiszeichen gibt es, die somit alle 12 Jahre in gleicher Abfolge wiederkehren.
Analyse ab 1971: DAX und MSCI World in chinesischen Jahren besser als in hiesigen Kalenderjahren
Beim Vergleich zwischen chinesischen und hiesigen Kalenderjahren hat sich die Sutor Bank auf den DAX und den MSCI World-Index fokussiert. Der Betrachtungszeitraum beginnt 1971, umfasst also 48 Jahre, gleichbedeutend mit vier Zeitkreisen à 12 Jahre nach chinesischer Kalendereinteilung. Das Ergebnis: In den 48 untersuchten Jahren schneidet der DAX nach chinesischem Kalender 25 Mal besser ab als der DAX nach hiesigem Kalenderjahr, demgegenüber ist der DAX nach hiesigem Kalenderjahr 23 Mal besser als nach chinesischem Kalenderjahr. Beim MSCI World fällt das Ergebnis zugunsten der chinesischen Zeiteinteilung noch etwas besser aus: Demnach liegt der MSCI World in den 48 Jahren 26 Mal besser nach chinesischem Kalenderjahr und nur 22 Mal nach hiesigem Kalenderjahr. Beispiel 2018: Während der DAX nach hiesigem Kalenderjahr -18,3 Prozent einbrachte, läge man nach chinesischem Kalenderjahr (16.2.2018 bis 4.2.2019) bei nur -9,5 Prozent. Beim MSCI World (in US-Dollar) liegt das hiesige Kalenderjahr bei -10,4 Prozent, das chinesische Kalenderjahr bei nur -4,4 Prozent.
„Die Untersuchung zeigt: Manchmal ist es nur eine kleine zeitliche Verschiebung, die ein kurzfristiges Performance-Ergebnis zum Teil sehr deutlich verändern kann“, sagt Dirk Wittich, Vermögensberater bei der Sutor Bank. „Für manchen Anleger mag in der Vergangenheit beim Anblick des Depots eine Zeiteinteilung nach chinesischem Kalenderjahr beruhigender gewesen sein. Doch langfristig hat Schönrechnerei keinen Sinn: Auf lange Sicht gleichen sich die Ergebnisse wieder stärker an“, erklärt Wittich. Bei 20 Jahren erzielte der DAX nach chinesischer Kalendereinteilung (15.2.1999 bis 4.2.2019) eine Rendite von 4,2 Prozent pro Jahr gegenüber 3,8 Prozent pro Jahr nach hiesigem Kalender.
In welchem Tierkreiszeichen laufen die Kurse besonders gut?
In China spielen die einzelnen Tierkreiszeichen durchaus eine wichtige Rolle für Anleger. Aufgrund der den Tieren zugeschriebenen Attribute wird gerne über die Entwicklung der Aktienmärkte im jeweiligen Jahr spekuliert. Das Brokerhaus CLSA in Hongkong, das alljährlich in seinem „Feng Shui Index“ einen Börsenausblick unter Berücksichtigung des Tierkreiszeichens veröffentlicht, stellt für das aktuelle Jahr des Schweins, das am 4. Februar begonnen hat, einige Turbulenzen in Aussicht – jedoch mit positivem Ausgang. Mit dem Element Feuer assoziierte Bereiche wie Internet, Technologie und Telekommunikation könnten nach Meinung von CLSA-Analysten demnach besonders gut performen. Für DAX-Anleger verlief das Jahr des Schweins bislang positiv – rund 1.000 Punkte hat der DAX seit 4. Februar hinzugewonnen, auch der Hongkonger Hang Seng-Index liegt im Plus.
Die Sutor Bank hat sich in ihrer Auswertung zusätzlich angeschaut, ob es tatsächlich Auffälligkeiten bei Betrachtung der einzelnen Tierkreiszeichen und der entsprechenden Aktienperformance des DAX gibt. Demnach liegt mit Blick auf den DAX gemäß chinesischem Kalenderjahr das Tierkreiszeichen Hahn als einziges in allen vier seit 1971 betrachteten Jahren stets im Plus. Interessanterweise liegt kein Tierkreiszeichen seit 1971 alle vier Mal im Minus. Das aktuelle Jahr des Schweins endete in drei von vier Jahren positiv, wobei das schlechteste Jahr mit -1,6 Prozent nur leicht im Minus lag. Das beste Jahr im Tierkreiszeichen Schwein endete mit 43,8 Prozent im Plus. Um die Hypothese der stets positiven Hahn-Jahre zu überprüfen, gilt es noch bis zum Jahr 2029 Geduld zu haben.
Analyse zeigt: Zufälligkeiten und Interpretationen bestimmen den Markt
„Die Betrachtung von veränderten Jahreszeiträumen oder auch das mögliche Herausfiltern besonderer ‚Glücksjahre‘ belegen nur, dass der Aktienmarkt stets von Zufälligkeiten und zielgerichteten Interpretationen geprägt ist“, erklärt Dirk Wittich. „Für Anleger gilt, sich freizumachen von derlei Schönfärberei und auf das entscheidende Börsengesetz zu vertrauen: Langfristig führt ein möglichst breit gestreutes Portfolio aus Aktien und Anleihen stets zu einer stabilen Rendite, auch über zwischenzeitliche Einbrüche hinweg.“
(Sutor Bank)