39 Prozent der Deutschen sind der Meinung, dass sie in Deutschland auch heute noch eine ungleiche oder unfaire Behandlung erfahren. Keine andere Personengruppe hat hierzulande aus Sicht der Menschen mehr mit ungleichen Bedingungen zu kämpfen, so das Ergebnis des „Equalities Index 2023“, in dem das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Ipsos in 33 Ländern weltweit die wahrgenommene Ungleichheit in der Gesellschaft ermittelt.
Jeder Dritte beklagt Nachteile für Ältere und Frauen
Gut jeder Dritte ist der Ansicht, dass ältere Menschen (35%) und Frauen (33%) in Deutschland einer ungleichen Behandlung ausgesetzt sind, weitere 28 Prozent halten Menschen mit psychischen Erkrankungen für besonders benachteiligt. Auch lesbische, schwule und bisexuelle Menschen (24%) sowie Transgender und nicht-binäre Menschen (20%) werden in der Wahrnehmung vieler Befragter nach wie vor häufig ungleich oder unfair behandelt. Jeder Fünfte denkt, dass Menschen, die nach Deutschland zugewandert sind (19%) oder einer ethnischen Minderheit angehören (19%) immer noch Nachteile befürchten müssen. Im Gegensatz dazu sind junge Erwachsene (7%) und Männer (4%) die beiden Personengruppen, bei denen am seltensten eine Ungleichbehandlung angenommen wird.
Auch im globalen Länderdurchschnitt werden Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen (33%) als die am häufigsten diskriminierte Personengruppe eingeschätzt, gefolgt von Frauen (26%), Menschen mit psychischen Erkrankungen (25%) sowie Lesben, Schwulen und bisexuellen Menschen (24%).
Deutsche sehen Regierung und Arbeitgeber in der Pflicht
Vier von zehn Deutschen (41%) halten Ungleichheit verglichen mit allen anderen Sorgenthemen für eines der wichtigsten Probleme im eigenen Land. Die Hälfte (48%) der Befragten denkt außerdem, dass in Deutschland bislang zu wenig unternommen wurde, um die Gleichberechtigung für alle Personengruppen zu fördern. Nur 18 Prozent finden, dass diesbezüglich schon zu viel getan wurde.
Danach gefragt, wer in erster Linie die Verantwortung dafür trägt, dass Maßnahmen zur Verringerung der Ungleichheit in Deutschland umgesetzt werden, sehen 57 Prozent der Deutschen vor allem die Politik in der Pflicht. Drei von zehn Befragten (30%) denken, dass Arbeitgeber eine große Rolle spielen sollten, wenn es darum geht, Ungleichheit in der Gesellschaft zu reduzieren. Eine etwas geringere Bedeutung bei der Bekämpfung von Ungleichheit wird den Medien (23%), Eltern und Lehrern (17%) sowie Einzelpersonen oder Interessenverbänden (je 16%) zugesprochen.
Ältere glauben an Leistungsprinzip, Jüngere sehen strukturelle Probleme
Ebenfalls gefragt wurde, ob die Erfolgschancen von Menschen in Deutschland größtenteils von ihrer Leistung und ihrem Einsatz bestimmt werden oder ob sie eher von strukturellen Faktoren abhängen, die außerhalb ihrer Kontrolle liegen. 41 Prozent der Deutschen glauben, dass die eigene Leistungsbereitschaft hierzulande größere Auswirkungen auf die individuellen Erfolgschancen eines jeden Menschen hat, 31 Prozent halten strukturelle Faktoren für entscheidender. Auffällig ist dabei, dass jüngere Erwachsene häufiger der Meinung sind, dass strukturelle Faktoren eine zentrale Rolle spielen als ältere Befragte.
Ähnlich verhält es sich auch bei der Frage, wie für einen persönlich eine faire Gesellschaft aussieht. Für die Hälfte der Befragten (49%) ist eine Gesellschaft fair, wenn jeder Mensch die gleichen Chancen erhält. Lediglich 17 Prozent sagen, dass eine Gesellschaft erst dann fair sei, wenn jeder Mensch die gleiche Lebensqualität genieße. Der Anteil der Befürworter dieser Aussage liegt unter jungen Erwachsenen höher als bei älteren Befragten.
Infos: www.ipsos.de
ipsos/ uwelehmann/ surpress