Als erster großer deutscher Versorger bittet der Energiekonzern Uniper den Staat um Hilfe. Das Bundeswirtschaftsministerium bestätigte heute Gespräche mit Uniper über Maßnahmen zur Stabilisierung des Unternehmens. Hintergrund seien „die stark gestiegenen Gaspreise und die reduzierten Liefermengen aus Russland infolge des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine“, hieß es.
Laut Uniper-Chef Klaus-Dieter Maubach geht es in den Gesprächen mit der Regierung unter anderem um staatliche Kreditgarantien – aber auch um eine mögliche Staatsbeteiligung am Unternehmen. Es gebe „eine Reihe von Instrumenten“, die zur Stützung des Konzerns infrage kämen, sagte der Manager.
Bundeskanzler Olaf Scholz sagte am Ende des Nato-Gipfel in Madrid, die Bundesregierung sei grundsätzlich bereit zur Stützung von Firmen, die wegen eines externen Schocks angeschlagen seien. „Das wird aber im Einzelfall zu prüfen sein“, so der Kanzler. Uniper-Konzernbetriebsratschef Harald Seegatz sprach sich für eine Teilverstaatlichung des Unternehmens aus. „Das wäre aus finanzieller Sicht das Beste und auch weil wir absolut systemrelevant sind“, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Die Beteiligung sollte im zweistelligen Bereich sein. „Möglicherweise könnte der Staat auch Hauptaktionär werden.“
Zuvor hatte der Gasversorger seine aktuelle Prognose für das Konzerngeschäft zurückgezogen. Die Geschäftsentwicklung habe sich durch den Ukraine-Krieg und die stark reduzierten Gaslieferungen aus Russland spürbar verschlechtert. Die Aktie stürzte an der Frankfurter Börse ab. Eine neue Prognose traut sich der MDAX-Konzern derzeit nicht zu. „Uniper erhält seit 14. Juni lediglich 40 Prozent seiner vertraglich zugesicherten Gasmengen von Gazprom“, sagte Finanzchefin Tiina Tuomela. Das Unternehmen muss daher teuer Ersatzmengen beschaffen.
Größter deutscher Gazprom-Kunde
Uniper – eine Tochter des finnischen Fortum-Konzerns – ist der größte ausländische Kunde des russischen Gasriesen Gazprom. Die Düsseldorfer spielen auch mit ihren Gasspeichern eine wichtige Rolle bei der Absicherung der Versorgung Deutschlands im Winter und bei den Bemühungen der Bundesregierung, Deutschland unabhängig von russischen Gaslieferungen zu machen.
Der finnische Uniper-Haupteigner Fortum teilte mit, er sehe nun auch Deutschland in der Pflicht. Nötig sei eine „nationale und industrieweite Anstrengung“, so der Konzern. Uniper habe einen von Fortum gewährten Kreditrahmen von acht Milliarden Euro bislang nur teilweise ausgenutzt, hieß es. „Als Mehrheitseigentümer von Uniper wollen wir als Fortum dafür sorgen, dass Uniper auch im Falle eines anhaltenden oder sich verschärfenden Gasmangels in der Lage ist, seine Verpflichtungen zu erfüllen.“ Uniper gehört mit rund 11.500 Beschäftigten zu den größten Stromerzeugern in Deutschland.