Nach elftägigen heftigen Gefechten zwischen Israel und militanten Palästinensern gilt seit der Nacht zum Freitag eine Waffenruhe. Der von Ägypten vermittelte Waffenstillstand trat um 2.00 Uhr (1.00 Uhr MESZ) in Kraft und wurde zunächst offenbar von beiden Seiten eingehalten. In den Palästinensergebieten feierten Tausende Menschen auf den Straßen mit Schüssen in die Luft und Feuerwerk die erste Nacht ohne Angriffe. In Israel war es unterdessen ruhig – das Sirenengeheul, das die Menschen in den Vornächten vor Raketenbeschuss gewarnt hatte, war nicht mehr zu hören.
In den Stunden vor der Verkündung der Waffenruhe hatte Bundesaußenminister Heiko Maas Israel und die Palästinensergebiete besucht. Dabei stellte er sich erneut mit aller Deutlichkeit an die Seite des jüdischen Staates. „Für uns ist die Sicherheit Israels, genauso die Sicherheit aller Jüdinnen und Juden in Deutschland, nicht verhandelbar“, betonte er.
Nach der Vereinbarung der Waffenruhe erklärte US-Präsident Joe Biden, es biete sich nun eine „wirkliche Chance“, im Nahen Osten Fortschritte hin zu einem dauerhaften Frieden zu erzielen. Ein Sprecher Netanyahus betonte jedoch, die Waffenruhe sei ohne jegliche Vorbedingungen erfolgt.
Der Konflikt war am 10. Mai mit Raketenangriffen der im Gazastreifen herrschenden Hamas auf Jerusalem eskaliert. Israel reagierte darauf mit massiven Angriffen in dem Küstengebiet. Seit Beginn des Konflikts sind dem israelischen Militär zufolge mehr als 4300 Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert worden, wobei zwölf Menschen ums Leben kamen. Israel reagierte auf den Beschuss mit mehr als tausend Luftangriffen, bei denen nach palästinensischen Angaben mindestens 232 Menschen getötet wurden, darunter 65 Kinder. Außerdem gab es mehr als 1600 Verletzte. 1800 Wohnungen und Häuser wurden zerstört. Zudem verursachten Israels Angriffe auf das Tunnelsystem der Hamas erhebliche Schäden an der Infrastruktur.
Dennoch sieht sich die Hamas als Siegerin. Sie habe es unter anderem geschafft, die internationale Aufmerksamkeit wieder auf den ungelösten Konflikt zu lenken, betonte ein Sprecher. So forderte etwa auch der Bundesaußenminister, dem Nahost-Konflikt künftig auf der internationalen Bühne wieder Priorität einzuräumen. Nach dem Abschluss der Waffenruhe müsse „dieser Konflikt wieder ganz oben auf die Tagesordnung der internationalen Politik gesetzt werden.“
uwelehmann/ surpress