Berater

DIN als Standard für die Finanzanalyse – das kommt noch 2018!

„Ganzheitlich beraten? Das mache ich doch schon! Was brauche ich da eine Norm?“ Das fragt sich sicher der eine oder andere

Berater. Andererseits entsteht immer wieder Entsetzen, was denn andere Berater ihren Kunden „antun“ und wie diese bestimmte Prioritäten gesetzt haben. Ursache ist, dass jeder Berater eine andere Sicht auf die Dinge hat. Individualität ist sehr gut. Wenn der Kunde aber am Ende total verwirrt ist, weil die Priorisierung seiner Belange durch jeden Berater anders ausfällt, dann schmilzt sein Vertrauen dahin. In der Folge hat unsere Branche insgesamt verloren.

Genau das sagte sich auch der Expertenkreis der DIN, als vor fast vier Jahren die Mammutaufgabe angegangen wurde, aus einer DIN Spezifikation eine echte DIN Norm zu machen. An dem Arbeitskreis wirkten Big Player wie die Deutsche Bank und die Allianz, Pools, Verbraucherschutz, Verbände und Wissenschaft mit. Inzwischen ist die Zielgerade erreicht. Zum Ende des Jahres ist mit der endgültigen DIN 77230 fest zu rechnen. Muss die dann jeder Berater anwenden?

Klares nein! Die DIN Analyse ist freiwillig. Aber wenn Sie einem Kunden erläutern möchten, wie Sie auf Ihre Analyse-Ergebnisse kommen, dann ist die unumstrittene Autorität einer DIN Norm extrem hilfreich. Vertrauen wird so gebildet und gestärkt und unsere Branche funktioniert nur durch das Vertrauen, das uns Kunden entgegenbringen. Hafte ich, wenn ich die Norm nicht anwende?
Es ist natürlich immer einfacher, sich bei Streitigkeiten auf ein Norm-konformes Vorgehen zu berufen. Insofern werden Haftungsrisiken minimiert. Analysen auf einer anderen Basis bleiben aber selbstverständlich möglich. Werde ich als Berater durch eine solche Norm nicht überflüssig?

Ganz im Gegenteil! Die Norm ist wie der Check, den Ihre Kfz-Werkstatt mit Ihrem Auto vornimmt. Das Ergebnis ist eine Analyse, was nun alles zu tun ist. Legen Sie sich dann im Anschluss selbst mit dem Schraubenschlüssel unter Ihr Auto? In der Finanzanalyse gilt das gleiche. Das heißt, dass die echte Beratungsleistung erst nach der Analyse startet und da ist dann die Lösungskompetenz des Beraters gefordert – und das stärker als zuvor! Denn es werden meist mehr Handlungsfelder und Beratungsansätze offen gelegt, als man ohne eine Analyse angenommen hätte.

Die DIN Finanzanalyse wird neuen Schwung in die ganzheitliche Finanzberatung bringen. Es lohnt sich auf jeden Fall, sich zukünftig ausführlich mit dem Thema zu beschäftigen. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei!

Dr. Wolfgang Kuckertz Dipl. Kfm., Vorstand der GOING PUBLIC! Akademie für Finanzberatung in Berlin und Geschäftsführer der GOING PUBLIC! Dr. Kriebel Beratungsrechner GmbH, Mitglied in zahlreichen IHK Prüfungsausschüssen und Buchautor.

Für den Inhalt der Kolumne ist allein der Verfasser verantwortlich. Der Inhalt gibt ausschließlich die Meinung des Autors wieder, nicht die von Mein Geld.

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