Berater

„Junge Erwachsene stehen der aktiven Geldanlage offener gegenüber

Nur wenige Deutsche lassen sich in Finanzfragen beraten, sie horten weiterhin viel Bargeld und gefährden damit ihre Anlageziele. Alexander Barion, Marketing-Chef bei BlackRock für Zentral- und Osteuropa, nimmt Stellung zur aktuellen Investor Pulse Studie.

Mit der Global Investor Pulse Studie lässt BlackRock jedes Jahr weltweit Privatanleger zu ihrer Stimmung und ihrem Verhalten in Finanzdingen befragen. Auch aus Deutschland nahmen wieder 2.000 Personen im Alter von 25 bis 74 Jahren teil. Einen speziellen Blick haben Sie in diesem Jahr auf die junge Generation geworfen. Welche Erkenntnisse haben Sie hier gewonnen?

Alexander Barion: Wir haben uns angeschaut, was die so genannten Millennials, die 24- bis 35-Jährigen, umtreibt und bewegt. Die Ergebnisse zeigen, dass sie dem Thema aktiver Geldanlage wesentlich aufgeschlossener gegenüberstehen als ältere Generationen. Rund ein Drittel der jungen Deutschen gibt an, sich aktiv über das Thema Geldanlage zu informieren und dazu Rat einzuholen. Eine besonders beliebte Quelle dafür ist das Internet. Mehr als die Hälfte dieser Gruppe ist sich sicher, die richtigen Anlageentscheidungen zu treffen. Und die Millennials blicken entspannt nach vorn, sie schätzen ihre finanzielle Zukunft unter allen Altersgruppen am positivsten ein. Sie haben keine Angst davor, aktiv an den Finanzmärkten zu investieren. Sie sind die einzige Altersgruppe, für die Vermögensaufbau wichtiger ist als Kapitalerhalt.

Haben die Jungen den Ruhestand schon im Hinterkopf?

Barion: Ja, obwohl der noch weit entfernt ist. Ihnen scheint aber bewusst zu sein, dass sie zusätzlich zur gesetzlichen Rente vorsorgen müssen und dass ein früher Beginn die Altersvorsorge erleichtert. Zwei Drittel geben an, bereits mit der Vorsorge begonnen zu haben. Damit unterscheiden sie sich aber nicht sonderlich von den anderen Altersgruppen. Im Gesamtdurchschnitt geben 69 Prozent an, fürs Alter zu sparen. Im Vergleich zu den anderen sieben europäischen Ländern, die an der Studie teilgenommen haben, steht Deutschland damit neben Schweden an der Spitze. In Italien und Spanien etwa sind es nur 47 und 50 Prozent.

Das hört sich erst einmal beruhigend an. Andererseits heißt das aber auch, dass fast jeder Dritte in Deutschland noch nicht vorsorgt.

Barion: Hinzu kommt, dass auch von denen die bereits für den Ruhestand sparen, eine wachsende Zahl das Gefühl hat, das Ersparte werde im Alter nicht ausreichen. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft hier oftmals eine große Lücke, die viele Deutsche im Hinblick auf das Alter zunehmend beunruhigt. Zwar liegt es in der Verantwortung des Einzelnen, für sein Einkommen im Alter vorzusorgen und die eigene Finanzplanung rechtzeitig anzugehen. Dennoch sind umfassende Informationen, regelmäßige Beratung und ein klares Verständnis der Chancen und Risiken einer Geldanlage unverzichtbar für eine erfolgreiche finanzielle Vorsorge. Finanzberater, aber auch wir als Vermögensverwalter, können hier einen wichtigen Beitrag leisten.

Wie stark nutzen denn die Deutschen eine professionelle Unterstützung?

Barion:Das ist die Krux an der Sache. Die Umfrage zeigt, dass aktuell gerade einmal 17 Prozent die Hilfe eines Finanzberaters – meist handelt es sich dabei um einen Bankberater – in Anspruch nehmen. 30 Prozent haben sich schon einmal beraten lassen. 53 Prozent allerdings haben noch nie professionelle Hilfestellung in Finanzfragen genutzt. Das ist besorgniserregend. Im derzeitigen Minizinsumfeld, in dem mit klassischen Spareinlagen kein Vermögen mehr aufgebaut werden kann und angesichts der immer drängenderen Frage, wie man richtig für das Alter vorsorgt, scheint eine regelmäßige Beratung in Finanzdingen heute wichtiger denn je. Und vor allem zeigt die Studie ebenfalls, dass die befragten Deutschen, die regelmäßig auf Finanzberatung setzen, ihre Entscheidungen bei der Geldanlage durchweg positiver beurteilen und den Eindruck vermitteln, ihre finanzielle Planung gut im Griff zu haben.

Apropos Minizinsumfeld. Die Studien aus den Vorjahren zeigen die große Liebe der Deutschen zu Barvermögen. Hat sich hier etwas geändert?

Barion: Leider nein. Der von den Befragten angegebene Anteil von Barvermögen an ihren gesamten Anlagevermögen ist zwar etwas gesunken. Er liegt aber immer noch bei 63 Prozent. Barreserven geben den Menschen das Gefühl, ihre finanzielle Lage unter Kontrolle zu haben, während die Vermögensanlage eher als zu risikobehaftet wahrgenommen wird und verunsichert. Das ist gerade in Zeiten erhöhter Volatilität, wie wir sie momentan erleben, nachvollziehbar, aber oft nicht zielführend. Denn unsere Umfrage zeigt auch, dass die Mehrzahl der Deutschen ihr Geld mit dem Ziel des langfristigen Kapitalerhalts und der finanziellen Absicherung für das Alter anlegt. Klassische Spareinlagen und Tagesgeld können dieses Versprechen vermutlich nicht mehr vollständig leisten. Die Renditen, die sich mit einem Investment beispielsweise in Aktien erzielen lassen, können denen von Immobilienerträgen oder Tagesgeld in der Regel überlegen sein. Hier sind wir dann wieder bei den Themen Aufklärung und Beratung.

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