Das Jahr 2014 soll also doch ein Aktienjahr werden, obwohl der deutsche Anleger eigentlich ein totaler Aktienmuffel ist. Laut einer Anleger Umfrage entschieden sich 60 Prozent der Befragten für die Anlageklasse Aktien und nur 16 Prozent entschieden sich für die Anlage Gold. Vielleicht liegt dies daran, dass ein sogenannter Anlagenotstand existiert? Damit meinen Marktforscher, dass es keine anderen lukrativen Produkte gibt und Anleger bereit sind in riskante Anlagen zu investieren.
Natürlich wird 2014 nicht krisenfrei sein und deutlich höhere Schwankungen als im braven 2013 mit Kursverlusten von bis zu 10 Prozent sind auch grundsätzlich möglich. Aber dennoch sollten diese zwölf Monate insgesamt ein gutes Aktienjahr werden.
Dafür gibt es drei Gründe, die Geldpolitik wird moderat verlaufen, auch wenn das Tapering der US –Notenbank weitergeführt wird und zu einer höheren Volatilität führen könnte. Zweitens, wird die bisherige Liquiditätshausse bzw. Hoffnungs-Rallye immer mehr durch harte Fundamentaldaten, also Substanz unterlegt. Drittens, kann man mit einer stärkeren Rotation von Anleihen in Aktien rechnen.
Zum Thema Anlagenotstand passt die Problematik des lästigen Garantiezinses. Der Garantiezins in der Lebensversicherung war mal ein Leuchtturm für Altersvorsorge. Im wahrsten Sinne des Wortes ein sicherer Hafen in der Brandung. Doch der Garantiezins ist seit den goldenen Zeiten von 4 auf nun 1,75 Prozent gesunken. Der Garantiezins wurde über die Jahre immer mehr zur Last für die Versicherer, denn die Einhaltung dieses Versprechens kostet Geld. Leider wird der Garantiezins wohl, spätestens wenn die Aufsichtsregeln für Versicherer in Europa verschärft werden, weiter sinken. Daher kann man davon Ausgehen, dass der Garantiezins bald 1,25 Prozent erreichen wird. Der GDV wehrt sich dagegen, aber viele Versicherer sehen dies als Chance, denn nur so können Sie konkurrenzfähige Produkte auf den Markt bringen, deren Verzinsung über der langfristigen Inflationsrate liegt. Ob und wie es hier weitergeht muss vom Finanzministerium in Berlin beantwortet werden. Denn es stelltsich die Frage: Will die Politik die Lebensversicherung mit Garantie für den Kunden halten? Wenn das dann geklärt ist, können neue Produkte den Markt fluten und für den Anleger interessante Alternative entstehen.
Zum Thema Anlagenotstand passt leider auch das explosive Gemisch von Prokon. Der Zusammenbruch von Prokon ist ein klassisches Beispiel dafür, dass Genussscheine für Windparks nicht die geeignete Finanzierungsform darstellen. Nach dem Motto, langfristige Investitionen dürfen nicht mit kurzfristigen Krediten finanziert werden. Prokon hat sich mit Hilfe von 95 Prozent an Genussscheinen finanziert, was automatisch bedeutet, dass 75.000 Anleger die Hausbank des Unternehmens verkörperten. Die versprochene Verzinsung von bis zu 8 Prozent konnte nicht erwirtschaftet werden und war demensprechend auch langfristig nicht haltbar.
Bis 22. Januar 2014 waren laut Prokon Genussscheine in Höhe von 109 Mio. Euro gekündigt und zusätzlich bereits gekündigte Genussscheine in Höhe von 98 Mio Euro zurückgenommen worden. Das Genussscheinkapital insgesamt betrug 1,4 Mrd. In der Folge stellte Prokon schließlich einen Insolvenzantrag, obwohl Verbraucherschützer und Medien die Anleger vor diesem Debakel schon längst gewarnt hatten.
Seit April 2013 ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen Carsten Rodbertus, Geschäftsführer der Prokon wegen Korruption. Was absolut ignoriert wurde ist, dass die Schuld an den mehr als 70.000 Investoren keinem Finanzvertrieb oder Beratern angelastet werden kann. Das heißt, dass sich spezialisierte Anwälte nun einen anderen Sündenbock werden suchen müssen, um Ihre Mandanten zu vertreten, wenn dies überhaupt noch möglich ist. Schade bleibt nur, dass der Anlagenotstand manchmal zu solchen Auswüchsen führt. Es ist Zeit aus dem Anlagenotstand eine Anlagehilfe zu kreieren.
I. Hägewald