In 2011 lag die Umsatzrendite bei Fitch Ratings bei 31 Prozent, bei S&P Ratings Services bei 41 Prozent und bei Moody´s Investor Services bei 44 Prozent. Eine Studie von Roland Berger zeigt, dass es bei den Ratingagenturen Interessenkonflikte geben kann. Es werden zum Beispiel Anteile von börsennotierten Gesellschaft wie Moody´s oder McGraw Hill, dem Mutterkonzern von S&P, von Investmentfonds gehalten. So kann es sein, dass ein Analyst einen Fonds bewerten muss, der gleichzeitig Eigentümer des Mutterkonzerns seines Arbeitgebers ist.
Ratingagenturen vergeben entsprechend Noten. Je schlechter die Ratingagentur die Bonität eines Schuldners beurteilt, desto teurer und schwieriger wird es für ihn, sich am Kapitalmarkt Geld zu besorgen. Das Paradoxe daran ist, dass Städte wie Athen oder Lissabon Hunderttausende Euro im Jahr an diese Ratingagenturen zahlen. Das heißt ganz klar, Ratingagenturen lassen sich für Notenvergaben bezahlen, auch wenn diese für denjenigen schlecht ausfallen.
Warum muss fast jedes Land in diese Abhängigkeit geraten? Leider ist es im 21. Jahrhundert so, dass alle Großinvestoren mit strikten Vorgaben ihre Geschäfte machen müssen und dabei sind Bewertungen von Ratingagenturen Pflicht. Auch die Europäische Zentralbank benutzt Ratings, bevor sie hunderte Milliarden Euro an Banken ausleihen. Auch die Wertpapiere, die sie im Gegenzug als Sicherheit akzeptieren, müssen bestimmte Mindestanforderungen bei den Ratings erfüllen.
Eine Europäische Ratingagentur soll nun den US Agenturen die Stirn bieten, um sich von dem Monopol der Amerikaner zu befreien. Anders als bei den derzeit führenden US Agenturen sollen beim diesem Modell nicht die Emittenten der Wertpapiere, sondern die Investoren die Kosten zahlen. Markus Krall ein Partner von Roland Berger will bis Herbst 2012 die Agentur zum Laufen gebracht haben. Befürworter dieses Konzeptes ist auch der scheidende Deutsche Bank Chef Josef Ackermann, nach dem Motto: „Es ist und bleibt gefährlich, wenn Unternehmen ausschließlich davon leben Bewertungen zu veräußern.“ Im Investmentfondsbereich ist die Konkurrenz um Ratingbewertung noch größer. Kein Wunder, wenn man bedenkt, dass das Anlagevermögen aller Investmentfonds weltweit auf 54.800 Milliarden USD geschätzt wird.
Für Anleger sowie für Berater ist ein Fondsrating mittlerweile ein Obligo, um durch den Dschungel der Fondswelt zu kommen. Produkte werden immer diffiziler und Anleger tun sich schwer ihre selbst gestellten Kriterien zu verfolgen. Um eine qualifizierte Fondsauswahl zu treffen müssen die Fonds exakt miteinander verglichen werden und dabei sollte bedacht werden, dass sie alle den gleichen Anlageschwerpunkt haben. Auch die Anzahl der Kategorien, sowie Berechnung verschiedener Zeiträume sind ein Qualitätsmerkmal bei einer Bewertung.
Die Lipper Ratings sind auf diesem Terrain mit Abstand die Nr.1. Als 100%iges Tochterunternehmen des Thomson Reuters Konzerns, dem größten Anbieter von Finanzdaten und Nachrichten der Welt, ist Lipper das größte Fondsanlaysehaus der Welt. Sie sind in 73 Ländern vertreten und bieten ihren Kunden Daten zu 232.000 Fondsanteilklassen. Sie beherrschen die fortschrittlichste Art der Fondklassifizierung und leben nicht von den Bewertungen, sondern explizit vom Vermitteln ihrer Datenbanken.
Mein Geld und Mein Geld TV haben die internationalen Lipper Awards begleitet, von Dubai nach Paris über Kanada und selbstverständlich Deutschland, um den Lesern ein lebendiges Beispiel von seriösen Bewertungen im Fondsrating zu zeigen. Passend zu dieser speziellen Ausgabe werden auch die Belegexemplare in den jeweiligen Ländern mit einer integrierten Übersetzung verteilt. Vielleicht könnte Lipper eine Inspiration für die Europäische Rating Agentur sein und somit eine Antwort für Großinvestoren, Banken und Staaten, die sich verständlicherweise eine gewissen Unabhängigkeit und Objektivität von solchen Unternehmen bei diesen Kosten versprechen.
I. B. Hägewald