Nachdem die Euro-Schuldenkrise schon fast überwunden schien, haben die jüngsten Ereignisse in Zypern zu einer Verschärfung der Krise und einer weiteren Verunsicherung der Bürger in der Eurozone geführt. Nachdem darüber diskutiert wurde, ob man die Sparer in Zypern nicht über einen Abschlag auf ihre Sparvermögen an der Bekämpfung der Schuldenkrise beteiligen sollte, scheinen Spareinlagen, trotz Garantien, nicht ganz so sicher zu sein, wie die Bürger dies erwarten. Zwar hat die Bundeskanzlerin sofort mit einer Wiederholung ihrer Garantie für deutsche Sparkonten auf die aufkommende Diskussion reagiert, doch wie viel diese Versprechen, denn etwas anderes ist diese Garantie nicht, wirklich Wert sind, kann erst dann beurteilt werden, wenn die Garantie greifen muss. Ob sich die dann amtierende Bundesregierung an die Aussagen von Frau Dr. Merkel gebunden fühlt, würde sich erst im Ernstfall zeigen.
Auch beliebt ist derzeit der Ruf der Politik nach Begrenzungen von Managergehältern. Nachdem hier auf europäischer Ebene für Verantwortliche im Bankensektor bereits Regelungen getroffen wurden, wird jetzt auch eine Beschneidung der Gehälter von anderen Managern gefordert. Eine dieser Gruppen sind die Fondsmanager. Als Begründung wird auch hier, wie üblich bei der Einflussnahme auf die Finanzbranche, die Gier der Manager genannt. Nun bringt ein solcher Schnitt aber keinen Vorteil für Kapitalanleger, denn letztendlich werden die Kosten, die sie für die Verwaltung und das Management zahlen müssen nicht sinken. So verbleiben die gesparten Gehaltszahlungen dann bei den Gesellschaften und erhöhen deren Gewinn. Statt sich zu sehr auf das Einkommen von einzelnen Personengruppen zu kümmern, sollten sich Regulatoren und Aufsichtsbehörden darum bemühen etwas am System zu ändern. Solange Einkommensquellen, wie zum Beispiel hohe Zusatzgebühren für eine überdurchschnittliche Wertentwicklung (Performancegebühr) zulässig sind, gibt es immer noch Anreize für Unternehmen überhöhte Risiken einzugehen. Nur wer das System verändert, schafft es auch das Verhalten des Einzelnen zu ändern.
Dass ein Systemwechsel in der Finanzindustrie nicht unbedingt gewollt ist, kann man in den USA beobachten. Während verbriefte Immobilienkredite im Jahr 2008 als Auslöser für die globale Finanzkrise galten, blüht genau dieses Geschäft heute, mit Hilfe der US-Notenbank FED, wieder auf.
Wie es scheint können oder wollen die Verantwortlichen das System nicht wirklich verändern, sondern vielmehr den Status quo bewahren und die Bürger mit einigen populistischen Maßnahmen, die auf einzelne Personengruppen abzielen, beruhigen.
Dies gilt übrigens nicht nur für die Finanzindustrie, denn wie uns die jüngsten Lebensmittelskandale in Europa zeigen, haben es die Regierungen trotz aller Beteuerungen nicht geschafft, ein umfassendes System zum Schutze der Verbraucher zu errichten. Im Gegenteil, mit den immer noch viel zu laschen Kontrollen und den niedrigen Strafen, schaffen die Regierungen sogar Anreize für diese Art von Betrug. Die Rechnung hierfür zahlt am Ende des Tages der Verbraucher.
Es bleibt zu hoffen, dass der Wille die Eurozone zu erhalten auch weiter ungebrochen bleibt und die Gemeinschaftswährung so auch diesen Sturm übersteht, ansonsten wird auch diese Krise das schwächste Glied – den Bürger- am härtesten Treffen.
I.B. Hägewald