BNP Paribas

Dunkelgrün oder hellgrün, das ist hier die Frage

Wäre Hamlet ein ETF-Anleger mit sozialverantwortlichem Anlagestil gewesen, hätte er hinterfragt, inwieweit sich nachhaltige Konzepte für Aktienindizes in wesentlichen Punkten des Regelwerkes unterscheiden und daraus bedeutsame Renditeunterschiede resultieren können


Ein Gerücht, das sich hartnäckig hält, ist es, dass nachhaltige Geldanlagen ihren nicht-nachhaltigen Pendants in puncto Performance hinterherhinken. Ein genauer Blick auf den sogenannten MSCI World SRI S-Series 5% Capped Index zeigt aber das Gegenteil: Seit vier Jahren in Folge weist dieser Nachhaltig- keitsindex eine höhere Wertentwicklung als sein Mutterindex, der MSCI World Index, auf. In 2020 standen in der Nachhaltigkeitsvariante 22,56 Prozent Performance zu Buche, während der MSCI World Index lediglich 15,9 Prozent schaffte.

Grundsätzlich handelt es sich um einen globalen, breit diversifizierten Aktienindex, der groß- und mittelkapitalisierte Aktien aus 23 Industrieländern mit Berücksichtigung der ESG-Kriterien (Umwelt, Soziales und Governance) umfasst. Die darin enthaltenen Unternehmen zeichnen sich durch ihre starken Nachhaltigkeitsprofile aus. Während der MSCI World Index 1.586 Indexmitglieder enthält, sind es beim MSCI World SRI S-Series 5% Capped Index lediglich 363, die rund 25 Prozent der Marktkapitalisierung in jedem Sektor ausmachen und die höchsten ESG-Bewertungen aufweisen.

Das SRI-Indexkonzept von MSCI schließt im ersten Schritt grundsätzlich Unternehmen aus dem Investmentuniversum aus, die in den umstrittenen Geschäftsfeldern Alkohol, Glücksspiel, Tabak, Rüstung, Feuerwaffen, Pornografie, Kernenergie, gentechnisch veränderte Organismen aktiv sind. Im zweiten Schritt werden nach einem Best-in-Class-Ansatz alle Gesellschaften ergänzt, die hinsichtlich ihres ESG-Ratings (mindestens „BB“ auf einer siebenstufigen Skala zwischen „AAA“ und „CCC“), ihrer Sektorzuge- hörigkeit und Unternehmensgröße geeignet sind. Somit sollen materielle ESG-Risiken reduziert und Chancen identifiziert werden. Schließlich gelten Mindeststandards hinsichtlich der vom Research vergebenen Score-Werte bei der Analyse und Überwachung von Kontroversen wie Verstöße gegen internationale Normen von United Nations und relevanten Nichtregierungsorganisationen. Ziel ist die Minimierung von Reputationsrisiken bei Themen wie Umwelt, Menschenrechte, Arbeitnehmerrechte, Lieferketten oder Unternehmensführung.

Es gibt bereits einen Index – den MSCI World SRI –, der dieses Prinzip verfolgt. Der Unterschied zum MSCI World SRI S-Series 5% Capped Index besteht darin, dass der Zusatz „S-Series“ für den Ausschluss von Unternehmen steht, deren Tätigkeit unmittelbar mit fossilen Brennstoffen, Atomenergie und Uranför- derung zusammenhängt. Die Toleranzgrenzen beim Umsatz sind deutlich strenger festgelegt. Dies betrifft sowohl die Suche nach fossilen Energieträgern, deren Gewinnung, Verarbeitung, Transport und Lagerung als auch die Erzeugung von Strom aus solchen Rohstoffen.

Der zweite Unterschied zum konventionellen SRI-Index: Das maximale Gewicht eines Unternehmens ist auf fünf Prozent begrenzt, um eine Konzentration des Indexportfolios zugunsten von Aktien der größten Unternehmen zu vermeiden.

Neben diesen beiden strengen SRI-Indexkonzepten gibt es mit dem MSCI World ESG Leaders Index auch eine Variante, die 50 Prozent der Marktkapitalisierung in jedem Sektor mit den höchsten ESG-Bewer- tungen auswählen, mit einem niedrigeren Mindestanspruch an das ESG-Rating, wenn es um die Aufnahme in den Index geht.

Der MSCI World ESG Screened Index entspricht sowohl in der Zusammensetzung als auch beim ESG-Rating weitgehend seinem Mutterindex. Lediglich umstrittene Sektoren wie Hersteller von kontroversen Waffen, zivilen Schusswaffen und Atomwaffen, Tabakhersteller oder Unternehmen, die die Umsätze mit der Förderung von Kraftwerkskohle und Ölsand erzielen sowie Unternehmen, die sich nicht im Einklang mit den Prinzipien des United Nations Global Compact befinden.

 

CLAUS HECHER,
Leiter ETFs & Indexlösungen (D/A/CH) bei BNP Paribas Asset Management

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Dieser Artikel stammt aus Mein Geld 03 | 2021

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