Insgesamt wurden in der Studie 220.000 Monatspreise von Emerging Market Bonds aus 91 Ländern im 200-jährigen Zeitraum von 1815 bis ins Jahr 2016 analysiert. Reale Ex-Post-Renditen lagen über den Zeitraum im Schnitt bei sieben Prozent pro Jahr; im Vergleich zu amerikanischen und britischen Staatsanleihen bedeutet das einen Mehrertrag in Höhe von rund vier Prozent.
PASSIV UND NACHHALTIG
Investoren, die sich für die Anlageklasse interessieren, haben mehrere Möglichkeiten, ihre Anlageideen in die Tat umzusetzen. Neben aktiv verwalteten Fonds, die versuchen, Ineffizienzen auszunutzen, werden Anleger, die sich das Thema Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben haben, auch bei börsengehandelten Indexfonds fündig. Möglich macht das unter anderem der JP Morgan EMBI Global Diversified Composite Index, in den Umweltaspekte (Environment), soziale Fragen (Social) und Kriterien der Unternehmensführung (Governance) einfließen.
ESG-KONFORM IN DREI SCHRITTEN
Für seinen traditionellen EMBI-Index berechnet JP Morgan täglich den Indexwert für 170 Länder und mehr als 780 Emittenten. Für die Transformation des traditionellen Indexes in die nachhaltige Variante nutzt das Unternehmen die Daten der beiden Analysehäuser RepRisk und Sustainalytics. Deren ESG-Daten, die gleich gewichtet werden, beinhalten für die Titel im traditionellen Index zum einen eventgetriebene Signale, zum anderen langfristige Nachhaltigkeitswerte, die durch ein strenges fundamentales Research gewonnen werden.
Im ersten Schritt werden die ESG-Werte der einzelnen Emittenten in eine Skala von 0 bis 100 übertragen, wobei 100 der beste Wert ist. In den endgültigen ESG-Wert fließt zusätzlich der rollierende Drei-Monatsdurchschnitt der Daten ein, um Ausreißer zu vermeiden. Auf der Grundlage des ESGWertes teilt JP Morgan im zweiten Schritt alle Emittenten in fünf Gruppen ein, die als Multiplikatoren für die ESG-Integration des Indexes dienen. Je besser der ESG-Wert, desto höher ist die Gewichtung im Vergleich zur Gewichtung im traditionellen Index. So werden Emittenten aus Gruppe 1 im nachhaltigen Index mit 100 Prozent ihres ursprünglichen Indexgewichts berücksichtigt, Emittenten aus Gruppe 2 mit 80 Prozent und so weiter. Emittenten aus Gruppe 5 werden komplett ausgeschlossen und können zwölf Monate lang nicht mehr in den ESGIndex zurück.
Sogenannte „Green Bonds“, wie sie die Climate Bonds Initiative (CBI) definiert, werden übergewichtet, um nachhaltige Finanzierungen für Lösungen beim Klimawandel zu fördern. So wird etwa ein „Green Bond“ von einem Emittenten in Gruppe 3 in die Gruppe 2 hochgestuft und damit höher gewichtet; eine normale Anleihe desselben Emittenten bleibt dagegen in Gruppe 3. Im dritten und letzten Schritt der Transformation kommen schließlich ethische Faktoren zum Tragen. Konsequent ausgeschlossen werden hier Emittenten aus den Bereichen Tabak, Rüstung und Kraftwerkskohle sowie solche, die die Prinzipien des United Nations Global Compact verletzen.
NACHHALTIGER UND TRADITIONELLER EMERGING-MARKET-BOND-INDEX IM VERGLEICH
Im Verlauf der ESG-Integration werden aus den ursprünglich 861 Titeln im traditionellen Index 678 Titel von 126 verschiedenen Emittenten aus 67 verschiedenen Ländern in der nachhaltigen Indexvariante. Auf dieser basiert der ETF von BNP Paribas Easy, der seit dem 23. Februar 2021 auf XETRA handelbar ist und eine jährliche Gesamtkostenquote von 0,25 Prozent aufweist. Im Durchschnitt haben die enthaltenen Staatsanleihen und die Anleihen staatlicher Institutionen ein S&P-Bonitätsrating von BBB – mit einem durchschnittlichen jährlichen Coupon von 4,86 Prozent. Zum gleichen Zeitpunkt betrug die Verfallrendite (yield to maturity) 3,8 Prozent, die Duration lag bei 8,43 Jahren. Alles in allem zeigt sich beim Performancevergleich zwischen der traditionellen und der ESG-konformen Indexvariante, dass Nachhaltigkeit die Wertentwicklung nicht negativ beeinträchtigt.
CLAUS HECHER,
Leiter ETFs & Indexlösungen (D/A/CH) bei BNP Paribas Asset Management