Die am wenigsten volatilen Aktien und Aktien mit höherer Qualität verzeichneten im ersten Quartal 2020 geringere Verluste als der Gesamtmarkt. Dies ist völlig normal, denn Anleger bevorzugten Aktien mit niedriger Verschuldung.
Im zweiten Quartal kam es zu einer starken Erholungs-Rallye, die vor allem durch US-Wachstumsaktien angetrieben wurde. Growth-Titel entwickeln sich nach einer Krise generell nicht gut. Daher war die Rallye in diesem Sektor überraschend. Wir hätten eine Rückkehr des Interesses an Value-Aktien erwartet, doch diese verzeichneten zuletzt eine Underperformance.
Im ETF-Bereich entwickelte sich der Growth-Faktor gut, denn durch die Krise hat sich ein Großteil unserer täglichen Aktivitäten ins Internet verlagert. Dieser Trend kommt den großen technologieorientierten Unternehmen zugute, die die Benchmark-Indizes in den USA und anderen Märkten dominieren.
Faktorbezogenes Timing ist nicht einfach. Daher befürworten wir einen Multi-Faktor-Ansatz, bei dem ein Anleger seine Investments streuen kann und das Timing der Faktoren weniger entscheidend ist. Faktoren wie zum Beispiel Qualität und niedrige Volatilität können Anlegern helfen, an volatilen Märkten auf Kurs zu bleiben und Momentum kann zur Identifizierung positiver Investmenttrends in dieser Phase beitragen.
Auch auf regionaler Ebene lohnt es sich, zu differenzieren. Es gab beispielsweise einen enormen Unter- schied zwischen der Wertentwicklung der einzelnen Schwellenländer. Südkorea hat die Krise recht gut bewältigt. Zur Eindämmung des Virus wurden hochentwickelte Tracking-Systeme eingeführt, und auf fiskalischer Ebene ging das Land mit einer relativ niedrigen Verschuldung in die Krise. Südkorea ist ferner ein wichtiger Akteur in der globalen Technologiebranche und führend bei disruptiven und innovativen Technologien. Daher prüfen viele Anleger die Chancen am südkoreanischen Aktienmarkt nun genauer. Wir beobachten ebenfalls ein verstärktes Interesse an ETFs mit Schwerpunkt Südkorea.
(MARCUS WEYERER)