Viele Investoren haben eine Präferenz für den Kauf großer Fonds. Wenn wir fragen, warum dies der Fall ist, lautet die Antwort häufig: „Wegen der Liquidität.“ Dem liegt das Urteil zugrunde, dass größer immer gleich besser ist. Sprich: ETFs mit höherem durchschnittlichen täglichen Volumen werden als liquider wahrgenommen, da mehr Menschen regelmäßig damit handeln.
Doch Kriterien für Investmentfonds können nicht immer auch auf ETFs angewendet werden. Ein ETF mag wie eine Aktie gehandelt werden, letztlich handelt es sich jedoch nur um eine Struktur, die Zugang zu einem Pool von Wertpapieren bietet. Und dieser Pool weist eine deutlich tiefere Liquidität auf, als man auf den ersten Blick denken mag. In Wirklichkeit haben ETFs zwei Liquiditätsquellen: den ETF selbst und den zugrundeliegenden Korb von Wertpapieren, auf denen er beruht.
ETF-Anleger haben die Option, ihre Anteile im Rahmen eines sogenannten Sekundärmarktgeschäfts einem anderen Anleger anzubieten. Und wenn sich kein
Käufer findet? Genau da macht die Struktur eines ETFs den Unterschied: Eine zentrale Eigenschaft eines ETFs ist die Tatsache, dass das Angebot an Anteilen flexibel ist. Sollte es keine Käufer geben, ist ein ETF-Anleger in der Lage, an sogenannte befugte Teilnehmer (AP) oder einen Market Maker zu verkaufen, deren Aufgabe es ist, einzuspringen und zu handeln – um Liquidität zu bieten.
Ein Anleger, der in Aktien mit hoher Marktkapitalisierung investieren möchte, beschließt etwa, in einen Aktien-ETF zu investieren, dessen zugrunde liegender Index aus „Blue Chip“-Aktien besteht. Die einzelnen „Blue Chips“ werden in der Regel jeden Tag in sehr großen Mengen gehandelt, selbst wenn der ETF selbst nicht sonderlich viel handelt. Wenn also der zugrundeliegende Korb liquide ist, lässt sich daraus schließen, dass es keine Probleme beim Handel mit dem ETF geben dürfte, auch wenn der ETF selbst nur einige wenige Aktien oder Anteile pro Tag handelt.
(FT)