Die auf der Welt zunehmend synchrone wirtschaftliche Aktivität verbunden mit noch niedrigen Zinsen und niedriger Inflation bilden den Nährboden für volle Auftragsbücher und Zuversicht bei den Unternehmen. Dem Wirtschaftswachstum und den Gewinnerwartungen stehen jedoch zahlreiche Nebenwirkungen gegenüber, deren Therapierung zur langfristigen Aufgabe einer Politik werde, die sich bislang den Aufrufen der Notenbanken zur Mitwirkung hartnäckig verweigere.
USA auf Konfrontationskurs
Bereits heute werde prognostiziert, dass ab dem Jahr 2019 die Notenbanken den Kapitalmärkten mehr Gelder entziehen werden als sie bereitstellen. Der seit Ende 2016 eingeleitete Rückzug der US-Notenbank Fed werde zwar aktuell noch durch die EZB und japanische Notenbank mehr als kompensiert. Aber das stabile Wachstum werde den Inflationsdruck in der Welt erhöhen und auch in diesem Segment eine Normalisierung einleiten, die die Notenbanken zu einer Anpassung ihrer Politik zwingen kann. An dieser Stelle bedarf es dringend der Signale aus Wirtschafts- und Finanzpolitik, den erforderlichen Anpassungsprozess durch strukturelle Reformen zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit zu unterstützen. „Leider passiert aktuell eher das Gegenteil“, so Böckelmann, leitender Portfoliomanager der Euroswitch.
Während im letzten Jahr die geopolitischen Herausforderungen von den Marktteilnehmern weitgehend ignoriert wurden, da diese wenig Einfluss auf die weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen hatten, deute der Jahresbeginn auf eine verstärkte politische Einflussnahme. So sei die Verhängung von Importzöllen auf bestimmte Waren durch den US-Präsidenten als Beginn eines Handelskrieges zu werten, der bisher trotz allen Säbelrasselns als wenig wahrscheinlich galt. Aber sein Auftreten auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos ließ keinen Zweifel daran, dass die US-amerikanische Administration auf dem Weg der Konfrontation mit allen Regeln der Welthandelsorganisation sei.
Erstarrtes Europa
„Die anderen Weltregionen zeigen sich aktuell überrumpelt und sprachlos“, kommentiert Böckelmann. Insbesondere Europa sei mit sich selbst beschäftigt und habe die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Das Ausscheiden Großbritanniens aus der EU sei aus marktwirtschaftlicher Sicht ein Debakel und unter der Führung Frankreichs, das historisch planwirtschaftschaftlichem Gedankengut zuneige und mit einer Staatsquote von 56% das Schlusslicht führender OECD-Nationen sei, deute sich der Weg in eine Transferunion an. Die EZB habe dem ohnehin wenig entgegenzusetzen, da durch die Stimmengleichheit aller Euroländer im EZB-Rat die stabilitätsorientierten Nationen wie Deutschland, Niederlande und Österreich in der Minderheit seien. Während die Notenbank EZB ihr Pulver schon weitgehend verschossen habe, stehen die Signale der Politik weiter auf Umverteilung statt Erhöhung der Wettbewerbsfähigkeit.
Die Aktienparty kann aber vorerst weitergehen, da zahlreiche Regionen und Sektoren geld- wie fiskalpolitisch unterstützt werden. Genannte strukturelle Herausforderungen können jedoch auf die Agenda der Marktteilnehmer zurückkehren. „Nach unserer Einschätzung dürften im Jahresverlauf die Wertschwankungen an den Börsen kräftig steigen“, prognostiziert Böckelmann.
(EuroSwitch)