Ungeachtet der positiven ökonomischen Großwetterlage legten die Finanzmärkte im ersten Quartal 2018 einen holprigen Start hin. Per Saldo fielen in den ersten drei Monaten des Jahres globale Aktien gemessen am MSCI World Index um rund vier Prozent. Ab Februar prägten dann drei Entwicklungen die Märkte: Zunächst rückte ein US-Arbeitsmarktbericht die Frage steigender Inflation in den Vordergrund. Danach befeuerte Präsident Donald Trump Protektionismus-Ängste. Zu guter Letzt offenbarten sich hausgemachte Probleme im Tech-Sektor.
Die Volatilität ist folglich an die Finanzmärkte zurückgekehrt und Anleger fragen sich: Welche Erkenntnisse sollten sie aus dem ersten Quartal des Jahres mitnehmen und wie wird es an den Aktienmärkten weitergehen?
Q1 im Zeichen von drei Belastungsfaktoren
Nach der anfänglichen Januar-Rally reagierten die Märkte im Februar das erste Mal negativ. Grund war ein Bericht des US-Arbeitsministeriums, wonach die Arbeitslosenrate auf 4,1 Prozent und damit den niedrigsten Stand seit 2001 fiel. Hinzu kam ein starkes Lohnplus von 2,9 Prozent, was zuletzt 2009 verzeichnet wurde. Diese Zahlen sorgten für Spekulationen, dass die US-Notenbank stärker an der Zinsschraube drehen müsse als bisher erwartet. Allerdings rückten die Inflationsängste im weiteren Verlauf des Quartals so schnell sie aufkamen auch wieder in den Hintergrund.
Weitaus nachhaltiger in ihrer dämpfenden Wirkung auf die Aktienmärkte entwickelte sich die Diskussion um einen möglichen Handelskrieg zwischen China und den USA. Unter Berücksichtigung unseres grundsätzlich konstruktiven, ökonomischen Ausblicks, erachten wir die Debatte allerdings eher als Störfeuer. Handelsströme unterliegen komplexen Wirkungsmechanismen und die Kausalbeziehungen sind selten eindeutig. Vielleicht führt eine Annäherung der teilweise unterschiedlichen Zollbestimmungen am Ende sogar zu einer Wohlstandsmehrung.
Die dritte Belastung der Märkte ging vom Sicherheitsproblem beim Social Media-Giganten Facebook aus. In der Folge dieses Skandals verlor dessen Aktie zwischenzeitlich mehr als ein Fünftel ihres Wertes. Im Abwärtsstrudel von Facebook erlitten auch die anderen beiden großen US-Internetunternehmen Google/Alphabet und Amazon Kursrückgänge um jeweils 15 Prozent. Der zentrale Risikofaktor besteht allerdings in möglichen regulatorische Änderungen in Bezug auf die US-Technologie-Oligopole. Der Anteil von Technologiefirmen im S&P 500 beträgt inzwischen ein Viertel, was ihn zur wichtigsten Branche macht. Eine von politischer Seite ausgelöste Einschränkung der monopolistischen Dominanz einzelner Techfirmen würde deren Gewinnsituation schmälern und Anlegern über kurzfristige Skandale hinaus Kopfschmerzen bereiten.
Wie geht es weiter?
Vom zwischenzeitlichen Allzeithoch korrigierte der S&P 500 im Februar 2018 um zehn Prozent. Solche Korrekturphasen an den Aktienmärkten sind aber nichts Ungewöhnliches und systemimmanent. Ein Rücksetzer war von technischer Seite längst überfällig. Ein Blick auf die Historie seit 1930 zeigt außerdem, dass es pro Jahr im Durchschnitt einen zehnprozentigen Rückgang beim S&P 500 gibt. Nicht umsonst erhalten Aktienanleger langfristig eine höhere Rendite, die sogenannte Risikoprämie, als dies bei festverzinslichen Anlagen und Geldmarktinvestments möglich ist. Aktuell steht der S&P 500 noch sieben Prozent unter dem Jahreshoch, beim DAX sind mit fünf Prozent etwas weniger.
Aus makroökonomischer Perspektive und mit Blick auf die weiterhin positive Gewinnentwicklung bei Unternehmen lassen sich mittelfristig keine allzu düsteren Aussichten für Aktien ableiten. Das aktuelle KGV liegt zwei Prozent unter dem 5-Jahres-Durchschnitt von 17,2 und zugleich 11 Prozent über dem 3-Jahres-Tiefpunkt von 15,2 im Februar 2016. Im Frühjahr 2016 dominierten ausgeprägte Konjunktursorgen bis hin zu Rezessionsängsten. Damit herrschte ein deutlich ungünstigeres Umfeld als es derzeit vorliegt.
Die jüngsten Kursturbulenzen sind eher eine gesunde technische Korrektur als der Beginn eines neuen Bärenmarktes. Für den weiteren Verlauf des Jahres sind wir konstruktiv optimistisch. Das erste Mal seit dem Jahr 2010 erlebt die Welt wieder einen synchronen Aufschwung und alle Regionen befinden sich im zyklischen Aufwind. Die aktuell laufende Berichtssaison der US-Unternehmen für das erste Quartal 2018 untermauert diesen Trend und knapp 80 Prozent der Unternehmen überzeugten mit Gewinnzahlen, die höher als erwartet ausfielen. Das seit Jahren bestehende „Goldilocks“-Szenario könnte sich also weiter fortsetzen. Dies besteht in der Kombination eines moderaten Wirtschaftswachstums, weiterhin steigenden Unternehmensgewinnen, niedrigen Zinsen bei gleichzeitig geringem Inflationsdruck. Auf der Aktienseite finden sich weiterhin ausgewählte Unternehmen mit einer attraktiven Free-Cash-Flow-Rendite. Auf relativer Basis erscheinen Aktien gegenüber Anleihen somit weiterhin attraktiv.
(von Christian Kempe, Portfoliomanager bei der Do Investment AG)