Investmentfonds

Aktives Aktien- und Anleihenmanagement beim Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix

Der Mischfonds investiert ausgewogen jeweils die Hälfte seines Vermögens in Aktien und Zinspapiere und berücksichtigt dabei nachhaltige Kriterien

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Im Interview erklärt Fondsmanager Thomas Motsch mit welchem Feintuning es ihm gelungen ist, das Portfolio durch das für Aktien und vor allem für Anleihen herausfordernde Jahr 2023 zu navigieren.

FondsSuperMarkt: Der Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix steht aktuell, gegen Ende eines turbulenten Jahres, nach massiven Zinserhöhungen der Notenbanken, erheblichen Schwankungen am Rentenmarkt, einer unerwarteten Rallye der Technologieaktien und einer anschließenden Korrektur, mit einem Plus von knapp zwei Prozent da.1 Sind Sie mit dem bisherigen Jahresergebnis zufrieden?

Thomas Motsch: Diese ausführliche Frage zeigt ja schon sehr gut, mit welch herausforderndemn Umfeld wir es zu tun hatten und immer noch haben. Ich denke, dass wir in Anbetracht dieser Rahmenbedingungen ein herzeigbares Ergebnis geliefert haben.

Die Performance-Konzentration besonders im Aktienbereich hat uns einiges Kopfzerbrechen bereitet, ein ausgewogenes Portfolio ohne extreme Einzeltitelwetten hatte es heuer schwer. Die Performance auch auf Indexebene wurde von einigen wenigen MegaCaps getrieben, die restlichen Titel entwickelten sich mehr oder weniger seitwärts.
Die Technologierallye kam zwar für viele unerwartet, wir hatten aber eine IT-Erholung antizipiert und im Oktober 2022 IT auch nochmal ein wenig aufgestockt. Insgesamt war das eine richtige Entscheidung, allerdings hatten wir eine zu geringe Gewichtung in den MegaCaps, die den IT-Sektor nochmals outperformten.
Rentenseitig ist uns auch einiges gelungen.

2023 war die strategische Ausrichtung des EUR-Anleihenteils, der circa 40 % des Gesamtfonds ausmacht, generell vorteilhaft. Einerseits war die Fokussierung auf hochqualitative AAA- und AA- Anleihen im Laufzeitenbereich 1-10 Jahre sinnvoll, da hier der besonders starke Renditeanstieg am langen Ende vermieden werden konnte. Andererseits half auch die kräftige Gewichtung von Corporates, die aufgrund der besseren Entwicklung gegenüber Staatsanleihen zusätzliche Performance brachte.

Die zwischenzeitliche leichte weitere Absicherung von Zinsrisiken brachte in einem Umfeld steigender Renditen auch taktisch Vorteile. Ebenso konnte durch eine leichte Aufstockung der Corporate-Quote im 2. Quartal in einem Umfeld von sich einengenden Renditeaufschlägen weitere zusätzliche Performance generiert werden. Zum Ende des Sommers wurde die Corporate-Quote wieder leicht reduziert und beträgt nun ein Viertel des Gesamtfonds.

Aufgrund unserer Einschätzung, dass wir uns nahe dem Zinshöhepunkt befinden, wurde auch die Ausrichtung auf der Duration-Seite erhöht, und die Duration beträgt nun, auf den gesamten Anleiheteil gerechnet, circa 4,75 Jahre.

FondsSuperMarkt: Wo stehen wir aktuell in der Inflations- und Zinsentwicklung dies- und jenseits des Atlantiks?

Thomas Motsch: Wir sehen bei den Leitzinsen wenig Spielraum in beide Richtungen. Einerseits waren die Notenbanken in den letzten Monaten mit ihren Anhebungen sehr aggressiv. Die Inflation ist im gleichen Zeitraum kräftig gefallen, und die Auswirkungen in der Wirtschaft müssen sich noch sukzessive entfalten, so die Rhetorik der Notenbanken. Im Gegensatz zur EZB gibt es für die Fed noch geringen Spielraum für Leitzinsanhebungen. Andererseits wurden in den letzten Wochen auch die Erwartungen für sinkende Leitzinsen ab Mitte 2024 reduziert, sodass sich die Renditen für längere Laufzeiten (5, 10, 30 Jahre) nunmehr an das Leitzinsniveau angenähert haben: 10-jährige US-Staatsanleihen rentieren nahe um 5 % und deutsche Bundesanleihen sind Richtung 3 % gestiegen.
Wir erwarten uns weder auf der Zins- noch an der Leitzinsfront weitere aggressive Anstiege.

FondsSuperMarkt: Wie sind Qualitätsaktien, wie Sie sie für das von Ihnen gesteuerte Fondsportfolio bevorzugen,  aktuell bewertet?

Thomas Motsch: Wir sehen viele dieser Titel aktuell auf attraktiven Niveaus. Viele Titel abseits von Technologie und AI wurden dieses Jahr von den Marktteilnehmern eher vernachlässigt. Wir gehen davon aus, dass die besagten Qualitätstitel auch wieder zurück in den Investorenfokus kommen und für ansprechende Performance sorgen werden. Wir nutzen attraktive Bewertungsniveaus auch immer wieder für Zukäufe.

FondsSuperMarkt: Acht der zehn größten Aktienpositionen im Fondsportfolio stammen aus den USA. Kommen US-Unternehmen auch diesmal besser durch die Wachstumsflaute als ihre europäischen Konkurrenten?

Thomas Motsch: Es gibt sicher Argumente, die für US-Unternehmen sprechen. Die USA sind einfach der größte und liquideste Aktienmarkt. Einige europäische Unternehmen haben zuletzt sogar ihr Listing von Europa in die USA verlegt. Generell gesprochen sind amerikanische Unternehmen oft flexibler, wenn es darum geht, Kosten zu senken um Margen zu erhalten. Ein großer Vorteil für die USA ist sicher auch der große Anteil an IT- und Wachstumsunternehmen. Diese Punkte spiegeln sich  auch in der Bewertung wider.

Europa hat in der Wahrnehmung vor allem internationaler Investoren nach wie vor das Problem der Abhängigkeit von fossilen Energien. Europäische Aktien sind vergleichsweise günstig bewertet, aber der Krieg in der Ukraine lässt viele globale Investoren zögern, ein Engagement in Europa einzugehen.

FondsSuperMarkt: Welche Rolle trauen Sie Japan zu, das, anders als Europa und die USA, eine höhere Inflation begrüßt? Könnten japanische Unternehmen zukünftig ein größeres Gewicht im Fondsportfolio des Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix erhalten?

Thomas Motsch: Japan spielt aktuell keine dominante Rolle im Aktienteil des Raiffeisen-Nachhaltigkeit-Mix. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass aktuelle Initiativen der Tokyo Stock Exchange geeignet sind, den japanischen Aktienmarkt attraktiver zu machen. Ein höheres Gewicht für japanische Aktien ist sicher möglich, an der Dominanz der US-Aktien im Fonds wird sich auf absehbare Zeit aber nichts ändern.

FondsSuperMarkt: Setzen Sie aktuell Termingeschäfte zur Kurssicherung ein, sei es bei Aktien, Anleihen oder Währungen?

Thomas Motsch: Im Aktienbereich setzen wir keine Termingeschäfte ein. Bei Anleihen werden v.a. deutsche Zinsfutures zur rascheren und kostengünstigeren Gestionierung bei der Zinsausrichtung eingesetzt.  Aktuell beispielsweise im Bereich des Schatz-Futures, wo wir aufgrund unserer Einschätzung, dass wir uns nahe dem Zinshöhepunkt befinden, eine leichte Übergewichtung eingenommen haben.

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