„Wir sehen zurzeit die USA als den widerstandsfähigsten Markt, der besonders von der fiskalischen Expansion profitiert“, sagt Matteo Germano, Head of Multi-Asset bei Amundi (Foto anbei). „Aber auch in Europa erwarten wir ein über dem Trend liegendes Wachstum.“ Trotzdem sorgen verschiedene Faktoren weltweit für einen Anstieg von Risiken, die in diesem Jahr bereits für einige unruhige Phasen gesorgt haben.
In diesem Umfeld setzt der Multi-Asset Experte auf Wertorientierung, Vielfalt und Absicherung, wobei er besonders drei Themen im Blick hat:
Vorsichtig bei Aktien sein und sich stärker auf Papiere mit steigenden Erträgen konzentrieren. Das können Value-Aktien aus den USA sein, aber möglicherweise auch ein Wechsel in europäische Titel mit starker Ausrichtung auf langfristige Wertentwicklung. Dabei zieht der Manager britische Aktien anderen europäischen Papieren vor: „Der britische Markt kann von höheren Ölpreisen profitieren, während die Industrien der Europäischen Währungsunion durch Zölle und niedrigere Margen beeinträchtigt werden könnten“, erklärt er seine Präferenz.
Zinsunterschiede zwischen Zentralbanken nutzen
In Europa sind die Anleiherenditen immer noch bei Null, während sie in den USA zunehmend attraktiver werden. Germano setzt hier auf geringe Bindungszeiten für das eingesetzte Kapital: „Bei festverzinslichen Papieren bevorzugen wir aktuell eine kurze Duration, in Europa sogar noch kürzer als in den USA,“ sagt er. Des Weiteren bleibt für ihn die Inflationsdynamik im Fokus, mit Chancen bei inflationsgebundenen Anleihen. Interessant sind für den Experten auch die Bewegungen am Währungsmarkt: „Seit den letzten Zinserhöhungen in Amerika sind die Zentralbanken vieler Schwellenländern angriffslustiger geworden. Ihre Währungen reagierten unterschiedlich. Darum sehen wir besonders gute Möglichkeiten bei Währungen von Ländern mit starken Leistungsbilanzen gegenüber dem US-Dollar, vor allem in Asien (Südkorea, Taiwan, Philippinen).“
Gewinner unter den Schwellenländern finden
Um das Gesamtrisiko möglichst gering zu halten, konzentriert sich der Multi-Asset-Spezialist auf die Länder mit den aussichtsreichsten Chancen auf relative Wertsteigerung. „Länder mit stärkeren Fundamentaldaten sind weniger anfällig für externe Einflüsse und damit attraktiver,“ sagt er. „Wir ziehen daher immer noch chinesische Aktien denen anderer Schwellenländer vor. Besonders, weil die chinesische Wirtschaft von der aktuell stärkeren Fokussierung auf die inländischen Verbraucher profitieren könnte. Beim Renminbi als Währung sind wir jedoch vorsichtiger.“
Wachsende Risiken erfordern besondere Maßnahmen
Die Liste potenzieller Gefahren für Geldanlagen wird länger. Matteo Germano nennt die drei wichtigsten Risiken:
- Strukturelle Risiken z.B. durch Fehleinschätzungen der Zentralbanken oder einen Abschwung im Finanzzyklus
- Neue geopolitische Risiken durch Handelsstreitigkeiten oder politische Veränderungen in Europa (Italien, Spanien, Deutschland)
- Sonderthemen in den einzelnen Schwellenländern
Zum aktiven Schutz seines Portfolios vor negativen Einflüssen, die ein Klima von Risikovermeidung an den Märkten bringen könnte, nutzt der Multi-Asset Spezialist Hedgingstrategien. Besonders setzt er dabei auf Gold, Optionen auf den S&P500 oder den Yen gegenüber dem US-Dollar bzw. dem Australischen Dollar. „Es lohnt sich, auch solche spezifischen Risiken abzusichern, die bei Liquiditätsengpässen entstehen könnten, zum Beispiel am High-Yield-Kreditmarkt“, so der Anlageexperte.
Bei einem zu erwartenden weiteren Wachstum und guten Erträgen ist eine größere Marktkorrektur zurzeit zwar schwer vorstellbar. Aber sollte es zu einer ernsthaften Eskalation kommen, wären alle Welthandels- und Finanzmärkte betroffen. Von einem solchen Sturm dürften sich gerade risikoreiche Anlagen nicht so schnell wieder erholen.
(Amundi)