Für diese Widerstandsfähigkeit gibt es mehrere Gründe. Eine fundamentale Ursache ist darin zu sehen, dass Asiens Handelsbeziehungen zu Großbritannien insgesamt gering sind und ihr Anteil in den meisten Ländern weniger als 1% des BIP ausmacht. Als Standard and Poor’s das AAA-Rating für Großbritannien aufhob, schrieb die Agentur gleichzeitig, der Brexit habe kaum Auswirkungen auf das Rating asiatischer Anleihen. In Bezug auf Chinas
High-Yield-Kreditnehmer zeigte sich die Ratingagentur optimistisch und äußerte, die Dollar-Verschuldung erscheine nach proaktiven Refinanzierungen durchaus kontrollierbar.
Aus technischer Sicht sind die asiatischen Rentenmärkte inzwischen weniger anfällig für Stimmungsumschwünge bei den internationalen Anlegern, da der Anteil einheimischer Anleiheinhaber angestiegen ist. Rund 70% der neu begebenen Unternehmensanleihen werden heutzutage von asiatischen Anlegern erworben; vor zwei Jahren waren es noch 50%. Deshalb handelt Asien zu einem niedrigeren Beta als andere globale Schwellenländer. Außerdem hat es sich aus technischer Sicht in diesem Jahr als günstig erwiesen, dass deutlich weniger neue Anleihen platziert wurden, da chinesische Emittenten ihre in Dollar denominierten Finanzierungen auf Onshore-Yuan umgestellt haben.
Mittelfristig könnte Asien weiterhin von der Suche nach Renditen profitieren. Es wird bereits zunehmend damit gerechnet, dass die Zentralbanken in den entwickelten Ländern ihre Leitzinsen senken, um die Auswirkungen des Brexit unter Kontrolle zu halten. Der soeben erst eingeleitete Straffungszyklus der US-Federal Reserve scheint bereits verpufft zu sein. Mit einer Rendite von rund 4,2% bis zum Laufzeitende erscheinen die risikobereinigten Renditen asiatischer Papiere verglichen mit den Alternativen durchaus attraktiv.